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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Mägde viel mehr – die Proklamation der leibhaftigen Existenz des Teufels.
    „Ich sag dir, Kleiner, das geht eindeutig gegen meine Leute“, raunte Olivier Damian zu, als sie eines späten Abends mit einer Handvoll anderer Diener in der warmen Küche des Palazzos saßen.
    „Gegen die Katharer?“
    „Pst! Nicht hier! Komm mit raus.“
    Die beiden erhoben sich unauffällig und nahmen den Ausgang linker Hand, der zum Ehrenhof führte. Obwohl die Diener des Conte von Scarpo auch hier Fackeln aufgesteckt hatten, lag der kleine Arkadengang, in den sie sich schlichen, weitgehend im Dunkeln. Nur einige der schlanken Marmorsäulen schimmerten im Mondlicht sanft rosafarben.
    „Aber wieso?“, fragte Damian, als sie sich nebeneinander an den Trinkbrunnen lehnten. „Ich sehe hier keinen Widerspruch. Gerade ihr Katharer behauptet doch, dass die Erde und alles, was darauf ist, der Teufel erschaffen hat.“
    Olivier hob in gespielter Verzweiflung die Hände. „Aber wir glauben nicht an eine lächerliche Gestalt aus Fleisch und Blut und mit Hörnern auf dem Kopf, wie sie uns der ´Herre Papst` weismachen will. Unser guter Gott des Lichts ist eine rein geistige Kraft - und sein Widersacher, der Demiurg, der Schöpfergott, ebenfalls. Und läuft dir beispielsweise dreimal hintereinander eine Elster über den Weg, so hat auch das keinerlei Bedeutung. Sie ist weder von Gott noch vom Demiurgen geschickt, um dich kleinzukriegen. Beim bärtigen Ganymed, Damian, sieh mich nicht wieder so zweifelnd an! Nur alte Weiber nehmen solche Zeichen ernst. Du selbst bist für dich und deine Taten verantwortlich. Natürlich ist jeder Mensch auch fehlbar, selbst der ´Herre Papst`, und mag er noch so oft das Gegenteil beteuern. Flucht beispielsweise einer häufig, so wie ich, oder ist einer über die Maßen hinter den Weibern her, so wie du“, sagte Olivier mit einem Zwinkern zu Damian hin, „gibt es Gelegenheiten, sich zu läutern. Und wenn alle Stricke reißen, entscheidest du dich eben in einem nachfolgenden Leben für die Geistweihe.“
    „Und diese soll meine Seele dann für immer von der Wiedergeburt befreien?“ Damian nahm erneut innerlich Abstand von seinem Freund. Wie immer, wenn Olivier so offen von seiner Kirche schwärmte, fühlte er sich unbehaglich. In England, am Hof von König Johann, hatte Olivier sogar Gespräche mit einem Perfekten aufgenommen. Heimlich, natürlich. Offenbar saßen die Häretiker überall, vermutlich sogar hier in Rom. Weshalb sonst hieß es unter dem Gesinde allenthalben abfällig: Der Herre Papst, der Herre Papst ...
    „Was macht euch eigentlich so sicher?“, fragte er patzig zurück. „Meint ihr, wie Gott alles zu wissen?“
    „Je nun, es gibt unter unseren Leuten nachweislich klügere Theologen als unter den Kelchbuben. Übrigens, dein Freund Hagelstein denkt in Glaubensdingen wie ich. Als ich krank war, nach meiner Entführung – eigentlich war es ja deine! -, hab ich mich eine ganze Nacht lang mit ihm unterhalten. Über den Teufel lacht auch er sich krumm.“
    „Lacht sich krumm? Hagelstein? In England hast du ihn noch einen Feigling und elenden Geheimniskrämer genannt und mit einem Mal ziehst du ihn als Zeugen heran? Bloß, weil er wie du über den Teufel lacht? Ha, dass ich nicht lache! Im Grunde wisst ihr Katharer soviel wie alle anderen auch. Und was den Teufel betrifft, so ist bereits in der Apokalypse über ihn zu lesen: Es ward gestürzt der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. “
    „Jetzt ereifere dich nicht so, Kleiner! Das alles ist ja nicht verkehrt. Satan war ursprünglich ein Engel. Er ist abgefallen von Gott. Mir nichts, dir nichts ist er durchs gläserne Himmelsdach gestürzt und zu Gottes Gegenspieler geworden. Es geht mir doch nur darum, dir zu erklären, dass keiner der beiden Mächte uns Menschen etwas anhaben kann. Nicht Gott, nicht Satan. Sie lassen uns die freie Wahl, das sagt auch der Narr. Und in diesem Punkt hat er eben recht. Das Wissen, dass das Leben in deiner eigenen Hand liegt, Damian, muss doch auch dich frei machen, oder? Du denkst den lieben langen Tag über das Versteck deines großväterlichen Erbes nach - und vernachlässigst darob sträflich deine Seele!“
    „Still! Ist da jemand?“
    Olivier riss den Kopf herum. „Das werden wir gleich sehen.“ Er nahm eine der Fackeln auf und leuchtete mit ihr in den Arkadengang hinein.
    Schulterzuckend kam er zurück. „Der Papst jedoch“ - vorsichtshalber

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