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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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ist oft aufsässig, benutzt Schimpfworte und bricht regelmäßig das Schweigegebot. Letzte Nacht hörte ich, wie er von der Paratge ... “
    „ Summa summarum “, unterbrach ihn Marcellus unhöflich, „auch Damians Sinnen und Trachten ist nicht auf ein Gott geweihtes Leben ausgerichtet. Es fehlt ihm an Glauben und Demut.“
    „Wie der Vater so der Sohn“, murmelte Boson, dann klopfte er unversehens dreimal mit dem Stock auf den Boden. „´Eure Augen seien auf das Feld gerichtet, das Ihr sc hneidet`“, wies er die Mönche zum Gehen an, „Benedicite! Macht den Jungen zu einem besseren Christen!“
    Doch Marcellus dachte nicht daran, die düstere, mit dunklen Holzkassetten verkleidete Wohnung des Abtes zu verlassen, bevor er sich nicht mit Boson unter vier Augen ausgetauscht hatte. Er schickte Bernard voraus und kehrte noch einmal um. „Es geht um das Säubern der Latrinen, Ehrwürdiger Vater. Die anderen murren, weil der Junge davon befreit ist.“
    Der Abt stemmte sich mühsam aus seinem Sessel. Ohne Marcellus um Hilfe zu bitten, stützte er sich auf seinen Stock und tappte zum Fenster hinüber. Dort stieß er weit den Laden auf. „Soso? Eifersucht und Zank?“, sprach er zum Fenster hinaus.
    Marcellus trat neben ihn. Die Sonne schien auf den Hof, über den Dienende Brüder Fässer rollten. Gackernd nahm das Federvieh Reißaus. Marcellus beobachtete, wie Bruder Paulus, der Bibliothekar, aus dem Kreuzgang trat, auf das Haus des Abtes zuhielt, und wie Boson sichtlich erfreut seinen Stock hob. Doch Paulus, die Hände in den weiten Ärmeln der Kutte verschränkt und den Kopf kontemplativ zu Boden gerichtet, nahm das Zeichen nicht wahr, sondern schickte sich an den Garten zu betreten.
    Der Abt begann leicht zu schwanken. Fürsorglich fasste Marcellus ihn beim Arm und führte ihn zum Lehnstuhl zurück.
    „Bruder Marcellus, ich weiß, es sind nicht die Latrinen, die Euch beschäftigen“, sagte Boson mit dünner Stimme, als er wieder im Sessel saß. „Ich möchte, dass Ihr meine Entscheidungen versteht. Der Herr von Montpellier, der Urgroßvater des Jungen, war ein tugendhafter Streiter für den HERRN, ein Kreuzfahrer, der nach seiner Rückkehr vom Heiligen Land den Grundstein zu unserem Biblischen Garten legte und unser Kloster zu dem machte, was es heute ist: Eine Stein gewordene Regula Benedicti, in der wir unter Beachtung unserer Grundhaltung - Gehorsam, Schweigen, Demut - unsere geistigen Aufgaben erfüllen können.“
    Marcellus nickte devot. „Gewiss, ohne die Herren von Montpellier und ihre Großherzigkeit würde unser Kloster heute unbedeutend sein.“
    „Ja, auch seinem Sohn Wilhelm haben wir viel zu verdanken. Er hat für ausreichend Güter und Ländereien gesorgt, die uns unabhängig machten. Wilhelm von Montpellier und ich waren zeitlebens Freunde.“
    Marcellus, der eine leichte Erregung in der monotonen Stimme des Abtes gespürt zu haben glaubte, nahm sich zurück. Und da kam es auch schon ...
    „Und bevor Wilhelm, also Damians Großvater, von dieser Welt zu Gott hinübergegangen ist“, fuhr der Abt fort, „hat er mich noch einmal rufen lassen, um mit mir über sein Erbe zu reden. Mit seiner Tochter Marie – die heute Königin von Aragón ist - war er zerstritten. Seine leiblichen Söhne aus zweiter Ehe hielt er für ungeeignet. Sie standen zu sehr unter dem Einfluss seiner Gemahlin Agnès. Doch da gab es noch die Tochter Alix, die Wilhelm sehr mochte. Es galt abzuwarten, wie sie sich entwickeln würde. Als nun vor Jahren völlig unverhofft ihr kleiner Sohn Damian hier anklopfte, an der Hand seines geistlichen Vaters – Ihr erinnert Euch? - befand ich den Knaben recht bald für geeignet, das Erbe seines Großvaters zu übernehmen. Um ihn reifen zu lassen, habe ich drei Prüfungen angeordnet, in zeitlichen Abständen. Danach wird er in der Lage sein, Wilhelms Vermächtnis zu erfüllen.“ Boson schöpfte Atem.
    Marcellus beugte das Knie und küsste den Ring des Abtes. „Ich danke Euch für das Vertrauen, das Ihr mir entgegengebracht habt, Ehrwürdiger Vater. Ich will mich bemühen, den Novizen zu einem guten Christen zu machen“, sagte er beflissen, „würdig, in die Fußstapfen seines gottesfürchtigen Großvaters zu treten. Allerdings“, Marcellus rang sich ein schmales Lächeln ab, „ein guter Mönch wird der Junge trotzdem nicht werden.“
    Die Falten seines Greisengesichtes - Spinnenbeinen gleich - vertieften sich, als Boson zurücklächelte. „Nun, nicht jeder ist zum geistlichen

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