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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Moment richtete sie ihren Blick flehentlich auf Elize.
    Nun bat der Abt von Citeaux sichtlich ungeduldig, ums Wort. Umständlich nahm er die weiße Bischofsmütze ab und legte sie penibel vor sich auf den Tisch.
    Halb belustigt, halb fasziniert beobachtete Elize, wie die "geistliche Krone" oberhalb des wohlgepflegten, hellbraunen Lockenkranzes im Sonnenlicht aufleuchtete und dem salbungsvollen Amaury einen Heiligenschein verlieh.
    „Ihr seid verstockt, Madame! Wir warnen Euch ein letztes Mal, denn mit unserer Geduld, unserer übergroßen Gedu-huld ist es nicht länger gut bestellt.“
    „Aber weshalb demütigt Ihr mich so, Ehrwürdiger Vater Abt? Sagt mir doch, so Ihr es vermögt, was genau Ihr mir vorwerft oder was ich Euch erläutern soll! Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“
    Montfort griff ein. „Ihr dünkt Euch unschuldig? Wie erklärt Ihr Euch dann die Tatsache, dass Euer Buhle, der Vater Eures Sohnes, weitaus mehr über dieses Tor der Myrrhe wusste, als Ihr heute zu wissen vorgebt?“
    Alix rang verzweifelt die Hände. „Bei allen Heiligen, ich versichere Euch, dass Bartomeu von Cahors mit mir nie über dieses Tor gesprochen hat, weder in Montpellier, am Totenbett meines Vaters, noch in Cahors, wohin er mich verschleppte und wie eine morgenländische Sklavin gefangen hielt. Ich kenne einzig und allein die besagte Legende, also das, was sich seit alter Zeit das Gesinde erzählt.“
    Elizes Herz flatterte. Gefangen hatte sie der Erzbischof gehalten? Verschleppt? Davon hatte ihr Simon nichts erzählt. Kein Wort! Und da nannte er das arme Ding eine Schlange, ein süßes Gift?
    „Weiter!“ Simons Stimme war eisig. „Der erste Aufenthalt Eures Sohnes in Saint-Polycarpe. Was könnt Ihr mir über das Vorexamen sagen, das er dort abgelegt hat?“
    Alix neigte den Kopf. „Diese Prüfung geschah ohne mein Wissen und ohne mein Einverständnis. Es war der Wille seines Vaters, denn der Junge sollte, wie Ihr wisst, dereinst sein Erbe antreten und ebenfalls Fürstbischof von Cahors werden. Was den Ablauf des Examens angeht, so ...“ Alix stockte mit einem Mal.
    Elize bemerkte, dass die junge Frau zu schwitzen begann, denn sie zog ein Mundtuch aus einer Tasche ihres Gewandes und betupfte sich damit die hohe Stirn. War sie doch nicht so harmlos wie sie tat? Bereitete sie gerade eine Lüge vor?
    „Weiter! Was war damit?“
    „Das Examen war leicht. Sehr leicht.“ Alix zuckte wie ratlos die Schultern. „Vielleicht war es Damians Alter angepasst, aber ich gestehe, es war und ist mir ein Rätsel.“
    „ Ihr redet in Rätseln!“, rief Bischof Fulco ärgerlich. „Heraus mit der Wahrheit!“
    „Man hat meinen Sohn Damian aufgefordert, einen Türsturz im Haus des Abtes zu bemalen. Fragt dort nach, ich lüge nicht. Der Abt wird meine Worte bestätigen.“
    „Was erzählt Ihr da Verworrenes?“, stieß Fulco hervor. „Euer Junge hatte zur Aufgabe, einen Balken zu bemalen?" Er beugte sich zu Montfort hinüber, flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Elize leider nicht verstand.
    Simon von Montfort, mit einem Mal bleich wie Schnee, wich zurück. Er starrte Fulco ungläubig an. Dann stand er abrupt auf und rief nach den Wachsoldaten, die vor der Tür warteten. Zu der Gefangenen sagte er, dass das Verhör später fortgesetzt würde. Man ließe sie jetzt zurück in ihre Kammer bringen.“
    Die Rocaberti sah ziemlich ratlos drein. Sie erhob sich, verneigte sich und ging.
    Elize wusste nicht mehr, was sie über den Fall denken sollte, zumal Simon jenes maskenhafte Lächeln aufgesetzt hatte, das immer dann zum Vorschein kam, wenn er ... wenn er gefährlich laut wurde. Plötzlich fühlte sie sich unbehaglich. Am liebsten wäre auch sie aufgestanden und gegangen. Da hörte sie, wie der Abt mit zittriger Stimme zu Simon sagte: „Wenn sie nicht gelogen hat, Graf, habt Ihr nicht nur das teure ´Blu-hut` des Abtes und seiner Mönche auf dem Gewissen, sondern auch den einzigen Hinweis vernichtet.“
    Sie war entsetzt. Was warf Amaury ihrem Gemahl da vor? Er sollte das Blut … Simon tat ihr leid. Das hatte er nicht verdient. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Biene war in der Tat ein Prälat übelster Sorte! Bei allen Heiligen, solche Kleriker sollte es nicht geben, dachte Elize empört.
    „ Ipso facto: der Junge muss her“, hörte sie nach einer Weile eisigen Schweigens Bischof Fulco sagen. „Der wird doch wohl noch wissen, mit welchen Signa er Bosons Türsturz verziert hat!“

4.

    Vorsichtig kletterten Damian und Olivier

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