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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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räusperte sich leise in der Hoffnung, dass Olivier darauf aufmerksam wurde. Konnte er es wagen, ihm ein Zeichen zu geben, obwohl der Ritter an der Tür stand und sie nicht aus den Augen ließ?
    Damian ließ es darauf ankommen. Er drehte den Kopf, presste auf gut Glück mehrmals die Lippen aufeinander, um anklingen zu lassen, das er schweigen würde bis ins Grab und dies auch ihm empfahl.
    Nun räusperte sich Olivier.
    Als es tagte, trat der Präzeptor ein, in Begleitung des Ritters, dem die Kiste auf den Fuß gefallen war. Sie forderten Damian auf, vorzutreten und ihnen die Kassette auszuhändigen. Doch nun verteidigte Damian sein Eigentum, schon um Olivier nicht nachzustehen. „Ich bin kein Novize des Tempels“, rief er und stampfte zornig mit dem nackten Fuß auf.
    Dieses Mal zeigten sich die Templer unbeeindruckt. Sie entwendeten ihm die eiserne Kiste und öffneten sie. Ein prallgefüllter Lederbeutel kam zum Vorschein und ein gesiegeltes Pergament. Der Beutel enthielt Silber-Derniers, die der junge Ritter laut abzählte. Es waren genau achtzig Münzen.
    „Wir nehmen das Geld für dich in Verwahrung“, sagte der Präzeptor zu Damian. Er ließ die Summe aufschreiben und der Ritter schloss den Beutel in eine Truhe. Dann brach der Präzeptor das Siegel und las das Schreiben. Er runzelte die Stirn und zog sich mit dem Ritter in einen offenen Nebenraum zurück. Das Pergament wechselte die Hand und die Templer flüsterten miteinander. Dann kamen sie zurück.
    „Die Nachricht ist von deiner Mutter, lies sie uns laut vor“, befahl der Präzeptor.
    Die noch immer schmutzigen Hände des Jungen zitterten, als er las:

    „Der Engel von Montpellier wacht über dich, mein Sohn!
    Denn Gott befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten,
    auf all deinen Wegen.
    Der HERR segne dich.
    Alix von Rocaberti“

    Rasch senkte Damian den Blick - nicht nur, weil ihm die Tränen kamen. Er erinnerte sich erneut an die schreckliche Nacht in Carcassonne, als er in den dunklen Gängen des Palatiums erstmals von diesem Engel hörte: Gehe hin, nimm das offene Büchlein von der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht!
    Auf dem Meer und auf der Erde ...Trotzig sah er hoch. Sollten sie doch sehen, dass er weinte. „Sénher, habt Ihr Kenntnis über den Verbleib meiner Mutter?“, flehte er den Präzeptor an. „Ist sie wohlauf?“
    „Es geht ihr gut, Novize“, antwortete der Präzeptor ruhig. „Mach dir keine Sorgen. Doch nun erkläre mir, auf was sie dich, über den Segen hinaus, mit ihren Worten aufmerksam machen wollte. Es ist wichtig. Wenn du sie wiedersehen willst, musst du mit uns zusammenarbeiten.“
    Damian wischte sich übers Gesicht. Die Angst wich langsam. Mit seiner bedächtigen Art ähnelte er Boson, aber vielleicht musste man gerade deshalb auf der Hut sein.
    „Meine Mutter hat Schlimmes durchgemacht in Carcassonne. Sie hatte große Angst vor den Truppen des Grafen von Montfort. Ich glaube, sie wollte mir mit ihren Zeilen sagen, dass ich mich bei Gefahr nach Montpellier begeben soll.“
    „Und weshalb gerade Montpellier?“
    „Nun, weil ich dort unter dem Schutz des Königs von Aragón stünde“, fügte Damian stolz an, ohne den Großvater zu erwähnen. „Meine Stieftante Marie ist nämlich die Gemahlin des Königs.“
    Der Präzeptor schürzte die Lippen und sah dem Jungen lange und recht nachdenklich in die Augen.
    Damian hielt seinem Blick stand.

    Unterdessen im Castillo zu Zaragoza ...
    Gala hatte das Anschlagen des Klopfrings zuerst gehört. Das hübsche zehnjährige Mädchen mit den Wangengrübchen und den dunklen, kaum zu bändigenden Locken, war nach Art der Mägde gekleidet. Um ihren Hals jedoch hing eine Kette mit einem gediegenen goldenen Kreuz. Rasch hüllte sie Sanchas Haare in ein Tuch und eilte zur Tür. Doch diese wurde bereits aufgestoßen. Zibelda, Galas Großmutter, huschte herein, wie immer ganz in Schwarz gekleidet und mit einem ähnlichen Kreuz auf der Brust.
    „Sancha, mein Goldäpfelchen“, wandte sich die Greisin mit ihrer stets heiseren Stimme an die Badende, „eine wichtige Nachricht ist für dich eingetroffen. Hier, ich habe sie dir selbst bringen wollen.“ Die Alte hielt Sancha das Siegel vor die Augen.
    Als sich Sancha aufsetzte, perlten Wassertropfen von den dunklen Höfen ihrer Brüste. „Ah, im Namen Gottes, ein Templersiegel? Dann kann die Nachricht nur aus Mozón kommen! Cadeil, der Komtur, versprach mir, mich über die Belagerung von Toulouse auf dem Laufenden zu

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