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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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über den von Montforts Leuten niedergetrampelten Flechtzaun, der das abgeerntete Hirsefeld vom Gemüsegarten trennte. Im Hof stechend kalter Brandgeruch. Schatten, die es nicht gab. Geräusche, die sich als vom Wind verursacht herausstellten. Aus einem der Trümmerhaufen ragte der Hals einer Laute. So waren wohl auch die wertvollen Rebecs und Psalterions ein Raub der Flammen geworden. „Hoffentlich hat Villaine wenigstens seine Lieder und Stücke retten können!“, sagte Damian mehr zu sich selbst. Als er nach der mit Levkojen bewachsenen Trockenmauer Ausschau hielt, vor der seine Mutter im Sommer oft saß, um die sich dort sonnenden Gottesanbeterinnen zu beobachten, fand er nur noch das Fundament vor. Verzweifelt versuchte er die Tränen wegzuzwinkern.
    „Los, mach endlich, wir dürfen keine Zeit vergeuden“, drängte Olivier. „Wo ist denn nun der Strauch, neben dem du graben willst?“
    „Dort ...“ Jäh hielt Damian im Laufen inne. „Aber der Holunder ist weg!“, stieß er hervor. „Und sieh nur, jemand ist uns zuvorgekommen!“
    Wie anklagend streckte der Wurzelstock seine blanken, sichtlich mutwillig abgehauenen Triebe in die Höhe, und in der frisch ausgehobenen flachen Grube steckte frech der Spaten, den Gesine im Holunderstrauch für Damian hatte verstecken wollen.
    „Beim Bärtigen Ganymed, verflucht!“ Olivier hob die Faust und tanzte einmal wütend im Kreis herum.
    „Aber was ist das dort unten?“ Damian deutete auf etwas, das im schwachen Licht der Sterne wie silberne Spindeln schimmerte.
    Olivier sprang hinab und bückte sich. „Knochen!“ rief er entsetzt. „Lauter Knochen! Und an einigen - oh, mein Gott, ich kotz` gleich – da hängt sogar noch Fleisch dran! Fleisch und härene Stoffreste, wie von einer Kutte!“
    „Ein Skelett?“ Damian war zutiefst verwirrt.
    „Ein Mönch. Das ist ein Mönch. Ich sag dir, der ist noch keine zwei Jahre tot.“
    „Und wie kommt der dort hin? Kannst du mir das auch sagen? Ehrlich, ich verstehe nichts mehr. Außerdem hatte ich an dieser Stelle gar nicht graben wollen. Links neben dem Holler hat Gesine gesagt, links, und nicht davor.“
    „Das erzählst du erst jetzt?!“ Im Storchenschritt stieg Olivier über die Knochen und drückte dem Freund den Spaten in die Hand.

    Der Erdhaufen wuchs schnell, aber die eiserne Kiste kam nicht zum Vorschein.
    „Lass uns abhauen!“, drängte Olivier.
    Damian grub indes unbeirrt weiter - bis der Spaten irgendwann tatsächlich auf Widerstand stieß. Aber obwohl sich der Junge auf den Bauch warf, waren seine Arme zu kurz, um die Kiste herauszuziehen. „Halt mich an den Füßen fest!“, rief er.
    Olivier ging in die Hocke und griff nach den Fesseln seines Freundes, der sich daraufhin wie ein Maulwurf in das Erdreich wühlte.
    „Jetzt! Ich hab sie, zieh mich hoch!“
    Damian hatte noch Oliviers freudiges Auflachen im Ohr, als der Freund ihn unvermittelt losließ. Erde geriet ihm in Mund, Nase und Augen, als er zurück in die Grube rutschte. Er dachte schon, sein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch dann packten ihn unvermittelt zwei starke Arme unter den Achseln und zogen ihn mit einem Ruck nach oben.
    Damian schnappte nach Luft, wischte sich mit dem Unterarm – seinen Fund hatte er nicht losgelassen! – den gröbsten Dreck aus dem Gesicht. „Du Idiot“, klagte er, „warum hast du ...“ Plötzlich brüllte er vor Schreck auf - und die Kiste landete auf dem Fuß eines der beiden Templer, die sie aus der Scheune befreit hatten. Der junge Ritter jaulte auf, hüpfte. Der andere, der Olivier umklammerte und ihm obendrein den Mund zuhielt, lachte schallend.

    Damian, die Kassette auf dem Schoß, schwitzte vor Angst. Weshalb ließ man ihn hier allein im Dunkeln sitzen? Wo war Olivier? Peitschte man ihn bereits aus? Nach einem schnellen Ritt – die Templer hatten sie zu sich auf ihre Pferde genommen - waren sie nun wieder in Brucafel gelandet. Fest stand, dass sie in eine Falle getappt waren, eine Falle, die offenbar Kobold-Pons für sie aufgestellt hatte.
    Die Tür schwang auf. Einer der Ritter, eine kurze Fackel in der Hand, schob Olivier in die Stube und steckte die Fackel in die Wandhalterung.
    Damian warf seinem Freund einen Blick zu. Wie ein richtiger Faidit hatte Olivier für ihn gekämpft. „Sie gehört euch nicht, ihr Dreckskerle“, hatte er geschrien, worauf zu Damians Erstaunen die Templer zwar hellauf gelacht, ihm die Kassette aber tatsächlich wieder in die Hand gedrückt hatten.
    Damian

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