Sandkasten-Groupie
Stühle niederließ, alle Utensilien vor sich ausbreitete und eine Zeitung durchsuchte, belichtete die Lampe ihr Gesicht. Da war es! Das was niemand sonst zu Gesicht bekam. Der leidende Teil ihres Wesens, sicher verschlossen hinter dieser Türe. Doch es war der Blick in die Augen der jungen Frau: Kummer, Trauer, tiefgründiger Hass und blanker Wahnsinn.
Mit Hingabe und vollster Konzentration schnitt sie etwas aus. Wenn man genau hinsah, konnte man die feinen Handschuhe erkennen, die sie trug, um sich weiterhin verborgen zu halten. Noch war sie nicht bereit dafür. Sie beobachtete ihn aus der Ferne. Es war noch nicht der rechte Zeitpunkt für sie beide gekommen. Doch bald würde sie sich ihm öffnen – endlich.
*********************************************
Kapitel 10
Das Wochenende raste an ihnen vorbei und die Rückkehr von Celine und Bea rückte näher. Mia war dankbar, dass Lynn sich um den Rücktransport von den beiden Urlaubern kümmern würde. Den verregneten Sonntag hatte Mia in ihrem Zimmer verbracht, um endlich ihre Zeichnungen zu korrigieren und niemandem erklären zu müssen, warum sie so traurig war. Sie ging nur runter um zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Sie brauchte eine Pause. Die Emotionen und Ereignisse hatten sich beinahe täglich überschlagen. Einmal hatte sie kurz nach Liam sehen wollen, als sie aber Gitarrenklänge im Flur wahrnahm und sicher war, dass Nic bei ihm war hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht. Sie wusste es war albern, ihm böse zu sein oder ihn deswegen mit Verachtung zu strafen. Aber darum ging es eigentlich auch nicht. Emilia fühlte sich einfach schlecht. Sie ertrug keinen weiteren Tag in Nics Nähe, während sie sich fragte, was an ihr verkehrt war. Sie spürte, dass sie sich nah waren, aber den Gedanke nicht gut genug zu sein, um mehr als Nics beste Freundin zu sein, ertrug sie einfach nicht. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet und den wurde sie einfach nicht los. Auch nicht als ihr Wecker am Montagmorgen um halb sieben klingelte und sie in ihren Alltag startete. Sie fuhr zum College, um ihre Prüfungsergebnisse zu erfahren, hatte einen Termin mit Cathleen und am späten Nachmittag Tanzstunde mit den Kleinen. Sie hoffte den ganzen Tag fort zu sein, damit sie Nic nicht in die Arme lief.
Am nächsten Tag hatte sie sich mit Lizzy verabredet, um einige Vorbereitungen für ihre Geburtstagsfeier zu organisieren. Mia hielt auf dem Weg zur Haustüre Ausschau nach Nics Auto und war erleichtert als sie es nirgends entdeckte. Sie zögerte dennoch als sie die Klingel betätigte und wartete nervös, bis Lynn die Tür öffnete. Erleichterung durchströmte sie, während Lynn Mia strahlend begrüßte und ihr zur Begrüßung über den Rücken streichelte. „Seit wann nimmst du den Hauseingang?“, fragte Lynn irritiert und Mia errötete leicht. Eine Antwort blieb ihr erspart, denn Lizzy kam aus dem Wohnzimmer gestürmt. „Da bist du ja endlich!“, war alles was dieses Nervenbündel zu sagen hatte. Mia wurde samt Jacke ins Wohnzimmer geschleift, wo Lynn und Liz dabei waren eine Liste anzufertigen. „Was hältst du von Häppchen mit Fisch und Hähnchen? Meinst du das reicht mit dem Fingerfood? Ich möchte nicht, dass es zu wenig ist.“, überlegte Lizzy. Lynn folgte ihnen und fragte Mia, ob sie Tee wollte, den sie schon in der Kanne hatte. Mia wollte gern, wirkte aber nervös. „Seid ihr allein?“, fragte Mia vorsichtig. Elizabeth wirkte sofort misstrauisch und antwortete: „Dad ist auf der Arbeit!“ Das war nicht ganz die Information, die Mia sich erwünscht hatte und sie wurde auch das Gefühl nicht los, dass Liz das genau wusste. Elizabeth beobachtete ihre Freundin aufmerksam, während sie betont lässig auf dem Stuhl neben ihr Platz nahm. „Nic ist gestern Abend nach London aufgebrochen und übernachtet in seiner Wohnung. Er trifft sich dort heute mit der Band und hat wohl ein paar Termine!“, beantwortete Lynn Mias eigentliche Frage. Mia entspannte sich sofort, was keinem der beiden anderen Frauen entging. „Wie geht es Celin? Hat sie sich von ihrem Jetlag erholt?“, wechselte Lynn das Thema und Mia war dankbar dafür. Sie hatte ihre Mutter gestern Abend nur kurz begrüßt und seither nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie besprachen das Essen und wie sie mit dem drohenden Regen umgehen wollten, den der Wetterdienst für das Wochenende angekündigt hatte.
Weitere Kostenlose Bücher