Sandra und das Haus in den Hügeln
wütend.
„Was fällt dir ein, so von meinen Brüdern und Schwestern zu sprechen“, sagte Jutta-Judith tonlos.
„Weißt du das etwa nicht? Bist du wirklich nicht im Bilde über das, was die in Wirklichkeit treiben?“ fragte Sandra leise, weil die Gruppe um Rocho zu ihnen herüberblickte.
„Wovon redest du?“ fragte Jutta-Judith.
Sandra entging der lauernde Unterton.
In ihrem Eifer, Jutta zur Vernunft und zu ihren Eltern zu bringen, sagte sie eindringlich: „Rochos Gruppe ist darauf spezialisiert, die Tageseinnahmen der Aussteller auf dem Weihnachtsmarkt zu klauen. Ich bin überzeugt, daß sie dort auch noch anderes aufreißen. Antiquitäten stehlen. Vielleicht handeln sie auch mit Drogen. Hast du denn nichts bemerkt?“
Jutta-Judith lachte gezwungen. „Ach geh! Ich glaube dir kein Wort.“
„Na ja, du bist erst kurze Zeit hier. Da haben sie dich noch nicht eingeweiht“, sagte Sandra verständnisvoll.
„So wird es sein“, murmelte Jutta-Judith.
„Was würdest du tun, wenn ich dir beweisen könnte, daß sie Kriminelle sind?“ fragte Sandra eifrig.
„Kannst du es?“
Sandra murmelte vielsagend: „Hm, hm.“
„Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun?“ wollte Jutta-Judith wissen.
„Mit mir von hier verschwinden. Du weißt sicher, wo sie die Türschlüssel verstecken. Mich lassen sie nicht hinaus. Aber du könntest unter einem Vorwand dafür sorgen, daß wir in den Hof gelangen. Von dort könnten wir uns absetzen und die Leute im Dorf um Hilfe bitten.“
„Du hast dir ja schon einen richtigen Plan zurechtgelegt“, staunte Jutta-Judith.
„Klar, aber allein schaffe ich es nicht. Machst du mit?“
„Ich sehe keinen Grund dazu“, sagte Jutta-Judith ausweichend. „Du mußt mir schon ein bißchen mehr über Rochos Aktivitäten erzählen.“
„Also, Debora klaut das Zeug, und Rocho bringt es in Sicherheit“, flüsterte Sandra. „Joschi und mir waren die beiden gleich verdächtig. Aber ihre Methode ist so geschickt ausgedacht, daß man wirklich von selbst nicht darauf kommen kann. Ich hab’s aber doch herausbekommen. Ich habe nämlich ein bißchen hier herumspioniert.“
„Ach, ja?“ fragte Jutta-Judith.
„Ja! Und da habe ich Beweise gefunden“, sagte Sandra triumphierend. „Siehst du nun, daß du schleunigst von hier verschwinden mußt? Wenn der Laden auffliegt, bist du mit dran.“
„Wer sollte ihn auffliegen lassen?“ fragte Jutta-Judith heiser.
„Na, wer schon!“ erwiderte Sandra selbstbewußt.
„Welche Beweise hast du denn gefunden?“ fragte Jutta-Judith.
Sandra wollte sich gerade darüber auslassen — da fing sie einen Blick auf, den Jutta-Judith Rocho zuwarf.
Rocho stand auf und kam zum Kachelofen.
Jutta horcht mich aus! Sie wußte von Anfang an Bescheid! Sie will nur erfahren, wieviel ich herausbekommen habe! dachte Sandra in Panik.
Ich Trottel! schalt sie sich selbst. Ich hätte es ahnen müssen, so wie Jutta sich benahm. Sie ist bereits so von der Sekte vereinnahmt worden, daß sie sich nicht scheuen würde, ihre eigenen Eltern auszuplündern, wenn es dem Wohle der Sendboten diente. Sogar ihr Erspartes hat sie bereits der Sekte geschenkt. Und ich bin ihr ins offene Messer gerannt!
„Ja, konkrete Beweise habe ich leider nicht. Es ist mir nur einiges aufgefallen“, versuchte sie ihre Aussage abzuschwächen.
„Beweise wofür? Und was ist dir aufgefallen?“ fragte Rocho neben ihr.
„Daß wir eine kriminelle Vereinigung sind“, sagte Jutta-Judith und blickte Rocho bedeutungsvoll an.
Rocho zwirbelte seine Schnurrbartenden. „Und was veranlaßt sie zu dieser Beschuldigung?“
„Sie sagt, sie hat euch auf dem Weihnachtsmarkt beobachtet“, berichtete Jutta-Judith.
„Dann bist du uns aus diesem Grunde gefolgt?“ fragte Rocho drohend.
„Nein, ganz bestimmt nicht! Ich wollte Jutta sprechen. Ich habe nichts gesehen. Ich schwöre es!“ rief Sandra in Panik.
„Was hast du nicht gesehen?“ fragte Rocho.
Sandra wagte nicht darauf zu antworten.
„Gefion! Bring Sandra in mein Zimmer und bleib bei ihr!“ ordnete Rocho an.
Gefion eilte herbei.
„Gib gut auf unsere Schwester acht! Ihr Geist ist verwirrt. Die Eindrücke hier waren wohl etwas zuviel für sie“, sagte Rocho höhnisch.
„Ich bin durchaus klar im Kopf. Ich will den Hausvater sprechen. Ihr dürft mich nicht einsperren!“ protestierte Sandra wütend.
„Du wirst den Hausvater noch sprechen. Geh jetzt mit Gefion!“ herrschte Rocho sie an.
Gefion faßte Sandra am
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