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Sanfte Selbstbehauptung

Titel: Sanfte Selbstbehauptung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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dazu, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse für unwichtig zu halten. So, als hätte man es nicht verdient, das zu bekommen, was man braucht. Hinzu kommt, dass solche Menschen sich oft darum bemühen, möglichst keine Last für ihre Mitmenschen zu sein. Sie machen sich selbst quasi pflegeleicht und anspruchslos. Dahinter steckt (unbewusst) die Absicht, dass man so für seine Mitmenschen erträglicher und damit auch beliebter wird.
     
    Es gibt nur einen Mensch auf der Welt,
der beurteilen kann, ob Ihre Wünsche
angemessen sind oder nicht. Und
dieser Mensch sind Sie.
     
    Die eigenen Wünsche bleiben im Verborgenen, während man umgekehrt schnell bereit ist, auf die Wünsche der anderen einzugehen. Die anderen haben immer den Vortritt. Zuerst werden die Wünsche der Kinder, des Partners und der Firma erfüllt. Dann sind die Freunde und die Verwandten dran, der Hund wird gefüttert und der restliche Kleinkram erledigt. Erst ganz am Ende dieser langen Reihe kommen die eigenen Wünsche und Bedürfnisse dran. Und für die ist dann kaum noch Zeit und Kraft vorhanden.
    Viele Menschen mit einem schwachen Selbstwertgefühl hoffen insgeheim, für ihre Anspruchslosigkeit und ihre Aufopferung entschädigt zu werden. Sie hoffen, dass sie irgendwann drankommen und sich das erfüllt, was sie sich insgeheim wünschen. Irgendwann. Eine Frage: Wie wär’s mit jetzt?
    Ich weiß nicht, wie Sie sich Menschen mit wenig Selbstvertrauen vorstellen. Meiner Erfahrung nach sind es Menschen wie Sie und ich. Selbst erfolgreiche Leute, die jeden Tag ihren Mann oder ihre Frau stehen, haben hin und wieder ein paar Löcher in ihrem Selbstwertgefühl. Beispielsweise fällt es einigen Menschen leicht, im Beruf etwas zu fordern. Aber privat sieht es dann anders aus. Dort fällt es ihnen vielleicht schwer, zum Partner zu sagen, ›nimm mich mal in den Arm‹.
     
    Ihre Wünsche und Bedürfnisse sind
ein Teil von Ihnen. Es gibt keinen
Grund, sich dafür zu schämen oder
sich damit zu verstecken.
     
    Oder umgekehrt: Manche können zu Hause ihre eigenen Bedürfnisse gut äußern. Aber im Job kriegen sie kaum den Mund auf. Statt um eine andere Aufgabe zu bitten oder auch nur darum, dass die Klimaanlage nicht ganz so hoch eingestellt wird, beißen sie sich lieber auf die Zunge und sagen nichts. Wenn es darum geht, die eigenen Wünsche klar auszusprechen, haben die meisten Menschen irgendwo eine Schwachstelle.

Wer nichts sagt, kriegt auch nichts
    Als ich Britta das erste Mal sah, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie irgendwelche Probleme habe, sich selbst zu behaupten. Sie war eine junge Journalistin, die nach außen so wirkte, als sei ihr Selbstbewusstsein bereits auf dem maximalen Stand angekommen. Aber dann durfte sie eine Erfahrung machen, die ihr zeigte, dass es für sie noch etwas zu lernen gab.
    Es begann mit einem Glückstag. Britta bekam die feste Stelle als Journalistin bei der Tageszeitung. Bei ihrer Einstellung hatte der Chefredakteur allerdings eine Bedingung gestellt. Britta bekam eine Probezeit von sechs Monaten. Und in der Probezeit sollte sie nicht ein normales Journalistengehalt bekommen, sondern viel weniger. Sehr viel weniger. Es war nur ein Praktikantengehalt. Im Bewerbungsgespräch hatte Britta dem zugestimmt, denn das war die Bedingung, unter der sie diesen Job überhaupt nur bekam. Aber sie wusste, dass sie ihre Sache gut machen und die Probezeit bestehen würde. Und das tat sie auch.
     
    Sie haben das Recht, auch in einem
Bewerbungsgespräch zu sagen,
was Sie sich in Ihrem neuen Job
wünschen.
     
    Britta arbeitete in der Kulturredaktion und schrieb von Anfang an ihre eigenen Artikel. Sie war eine vollwertige Mitarbeiterin und weit davon entfernt, eine Praktikantin zu sein. Nur ihr Gehalt war das nicht. Sechs Monate lang ging Britta finanziell auf dem Zahnfleisch, dann war ihre Probezeit endlich vorbei. Jetzt sollte sie, wie vereinbart, ihr reguläres Journalistengehalt bekommen. Und natürlich auch offiziell die Probezeit bestanden haben. Aber nichts geschah.
     
    Wenn Sie irritiert sind oder nicht
weiterwissen, machen Sie
den Mund auf. Reden Sie darüber.
     
    Tagein, tagaus, die gleichen Redaktionskonferenzen. Britta lieferte ihre Artikel pünktlich ab und... nichts passierte. Kein Mensch kam zu ihr und sprach mit ihr wegen der Probezeit. Und niemand erhöhte ihr Gehalt. Der Chefredakteur war – wie immer – kurz angebunden. Mit Britta sprach er nur über ihre Artikel. Hatte er die Vereinbarung vergessen oder

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