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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hat ein Fuhrwerk mit Ölfässern Feuer gefangen«, sagte die Frau vor ihnen zu niemandem Bestimmten. »Wenn sie nicht aufpassen, fackeln sie noch mal die ganze Brücke ab.«
    »Aber nicht heute, so viel ich weiß«, murmelte Paul und griff nach Lucys Arm. »Komm, wir gehen zurück und warten auf der anderen Seite auf unseren Sprung.«
    »Erinnerst du dich noch an die Parole? Nur für den Fall, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen.«
    »Irgendwas mit Kutte und Lava.«
    »Gutta cavat lapidem,
du Dummkopf.« Sie sah kichernd zu ihm hoch. Ihre blauen Augen blitzten vor Vergnügen und plötzlich schoss ihm durch den Kopf, was sein Bruder Falk gesagt hatte, als er ihn nach dem perfekten Zeitpunkt gefragt hatte. »Ich würde mich nicht lange mit Reden aufhalten. Ich würde es einfach tun. Dann kann sie dir eine runterhauen und du weißt Bescheid.«
    Falk hatte natürlich wissen wollen, von wem die Rede war, aber Paul hatte keine Lust auf Diskussionen gehabt, die mit »Du weißt doch, die Verbindungen zwischen den de Villiers und den Montroses sollten rein geschäftlicher Natur sein!« begannen und mit »Außerdem sind die Montrose-Mädchen alle Zicken und werden später mal Drachen wie Lady Arista« endeten.
    Von wegen Zicke! Möglicherweise traf das auf die anderen Montrose-Mädchen zu - auf Lucy aber mit Sicherheit nicht.
    Lucy - über die er jeden Tag aufs Neue staunen konnte, der er Sachen anvertraut hatte, die er noch niemandem erzählt hatte. Lucy, mit der man buchstäblich -
    Er holte tief Luft.
    »Warum bleibst du stehen?«, fragte Lucy, aber da hatte er sich auch schon zu ihr hinuntergebeugt und seine Lippen auf ihren Mund gepresst. Drei Sekunden lang fürchtete er, sie würde ihn wegschubsen, aber dann schien sie ihre Überraschung überwunden zu haben und erwiderte seinen Kuss, zuerst ganz vorsichtig, dann nachdrücklicher.
    Eigentlich war das hier alles andere als der perfekte Moment und eigentlich hatten sie es auch furchtbar eilig, denn sie konnten jeden Moment in der Zeit springen, und eigentlich . . .
    Paul vergaß, was das dritte Eigentlich war. Alles, was jetzt zählte, war sie.
    Doch dann fiel sein Blick auf eine Gestalt mit einer dunklen Kapuze und er sprang erschrocken zurück.
    Lucy sah ihn einen Moment irritiert an, bevor sie rot wurde und auf ihre Füße schaute. »Tut mir leid«, murmelte sie verlegen. »Larry Coleman hat auch gesagt, wenn ich küsse, fühlt sich das so an, als würde einem jemand eine Handvoll unreifer Stachelbeeren ins Gesicht drücken.«
    »Stachelbeeren?« Er schüttelte den Kopf. »Und wer zum Teufel ist überhaupt Larry Coleman?«
    Jetzt schien sie vollends verwirrt und er konnte es ihr noch nicht einmal übel nehmen. Irgendwie musste er versuchen, das Chaos, das in seinem Kopf herrschte, in die richtige Reihenfolge zu bringen. Er zog Lucy aus dem Licht der Fackeln, packte sie an den Schultern und sah ihr tief in die Augen. »Okay, Lucy. Erstens: Du küsst ungefähr so, wie ... wie Erdbeeren schmecken. Zweitens: Wenn ich diesen Larry Coleman finde, haue ich ihm eins auf die Nase. Drittens: Merk dir dringend, wo wir aufgehört haben. Aber im Moment haben wir ein klitzekleines Problem.«
    Wortlos deutete er auf den hochgewachsenen Mann, der nun lässig aus dem Schatten eines Fuhrwerkes herausschlenderte und sich zum Kutschenfester des Franzosen hinunterbeugte.
    Lucys Augen weiteten sich vor Schreck.
    »Guten Abend, Baron«, sagte der Mann. Er sprach ebenfalls Französisch und beim Klang seiner Stimme krallte sich Lucys Hand in Pauls Arm. »Wie schön, Euch zu sehen. Ein weiter Weg aus Flandern hierher.« Er streifte seine Kapuze ab.
    Aus dem Inneren der Kutsche erklang ein überraschter Ausruf. »Der falsche Marquis! Was macht Ihr denn hier? Wie passt das zusammen?«
    »Das wüsste ich auch gern«, flüsterte Lucy.
    »Begrüßt man so seinen eigenen Nachkommen?«, erwiderte der Hochgewachsene gut gelaunt. »Immerhin bin ich der Enkelsohn des Enkelsohnes Eures Enkelsohnes, und auch wenn man mich gern den Mann ohne Vornamen nennt, darf ich Euch versichern, dass ich einen habe. Sogar mehrere, um genau zu sein. Darf ich Euch in der Kutsche Gesellschaft leisten? Es steht sich nicht besonders bequem hier und diese Brücke wird noch eine gute Weile verstopft sein.« Ohne die Antwort abzuwarten oder sich noch einmal umzusehen, öffnete er die Tür und stieg in die Kutsche.
    Lucy hatte Paul zwei Schritte zur Seite gezogen, noch weiter aus dem Lichtkreis der Fackeln. »Er ist es

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