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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wirklich! Nur viel jünger. Was sollen wir denn jetzt tun?«
    »Gar nichts«, flüsterte Paul zurück. »Wir können ja schlecht hingehen und Hallo sagen! Wir dürften gar nicht hier sein.«
    »Aber wieso ist er hier?«
    »Ein dummer Zufall. Er darf uns auf keinen Fall sehen. Komm, wir müssen ans Ufer.«
    Aber keiner von ihnen rührte sich von der Stelle. Beide starrten sie wie gebannt auf das dunkle Fenster der Kutsche, noch faszinierter als vorhin auf die Bühne des Globe-Theaters.
    »Ich habe Euch bei unserem letzten Treffen doch deutlich zu verstehen gegeben, was ich von Euch halte«, drang jetzt die Stimme des französischen Barons aus der Kutsche.
    »Oh ja, das habt Ihr!« Das leise Lachen des Besuchers trieb Paul eine Gänsehaut auf die Arme, ohne dass er sagen konnte, warum.
    »Mein Entschluss steht fest!« Die Stimme des Barons wackelte ein wenig. »Ich werde dieses Teufelsgerät der Allianz übergeben, ganz egal, welch perfide Methoden Ihr auch anwenden mögt, um mich davon abzubringen. Ich weiß, dass Ihr mit dem Teufel im Bunde steht.«
    »Was meint er denn?«, flüsterte Lucy.
    Paul schüttelte nur den Kopf.
    Wieder ertönte ein leises Lachen. »Mein engstirniger, verblendeter Vorfahre! Wie viel leichter hätte Euer Leben - und auch meins! - sein können, wenn Ihr auf mich gehört hättet und nicht auf Euren Bischof oder diese bedauernswerten Fanatiker der Allianz. Wenn Ihr Euren Verstand benutzt hättet anstelle Eures Rosenkranzes. Wenn Ihr erkannt hättet, dass Ihr Teil von etwas Größerem seid als dem, was Euer Priester Euch predigt.«
    Die Antwort des Barons schien aus einem Vaterunser zu bestehen, Lucy und Paul hörten ihn nur leise murmeln.
    »Amen!«, sagte der Besucher mit einem Seufzer. »Das ist also Euer letztes Wort in dieser Sache?«
    »Ihr seid der Teufel persönlich!«, sagte der Baron. »Verlasst meinen Wagen und kommt mir niemals wieder vor die Augen.«
    »Ganz wie Ihr wünscht. Da wäre nur noch eine Kleinigkeit. Ich habe es Euch bisher nicht gesagt, um Euch nicht unnötig aufzuregen, aber auf Eurem Grabstein, den ich mit eigenen Augen gesehen habe, steht der 14. Mai 1602 als Euer Todestag verzeichnet.«
    »Aber das ist doch . . .«, sagte der Baron.
    ». . . heute, richtig. Und es fehlt nicht mehr viel bis Mitternacht.«
    Vom Baron war ein Keuchen zu hören.
    »Was tut er denn da?«, flüsterte Lucy.
    »Er bricht seine eigenen Gesetze.« Pauls Gänsehaut war hinauf bis zu seinem Nacken gewandert. »Er spricht über...« Er unterbrach sich, denn in seinem Magen breitete sich ein wohlbekanntes, mulmiges Gefühl aus.
    »Mein Kutscher wird gleich zurück sein«, sagte der Baron und jetzt klang seine Stimme eindeutig ängstlich.
    »Ja, da bin ich sicher«, erwiderte der Besucher fast ein bisschen gelangweilt. »Deshalb beeile mich ja auch.«
    Lucy hatte die Hand auf ihre Magengegend gelegt.
»Paul!«
    »Ich weiß, ich spüre es auch. Verfluchter Mist... Wir müssen laufen, wenn wir nicht elend tief in den Fluss stürzen wollen.« Er packte ihren Arm und zog sie vorwärts, sorgfältig darauf bedacht, sein Gesicht nicht dem Fenster zuzuwenden.
    »Wohl seid Ihr eigentlich in Eurer Heimat verstorben, an den Folgen einer unangenehmen Influenza«, hörten sie die Stimme des Besuchers, während sie an der Kutsche vorbeischlichen. »Aber da meine Besuche bei Euch in letzter Konsequenz dazu geführt haben, dass Ihr heute hier in London seid und Euch bester Gesundheit erfreut, ist hier etwas empfindlich aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Korrekt wie ich nun einmal bin, fühle ich mich daher verpflichtet, dem Tod ein wenig auf die Sprünge zu helfen.«
    Paul war mehr mit dem Gefühl in seinem Magen beschäftigt und damit auszurechnen, wie viele Meter es noch bis zum Ufer waren, dennoch sickerte die Bedeutung der Worte in sein Bewusstsein und er blieb wieder stehen.
    Lucy knuffte ihn in die Seite. »Lauf!«, zischte sie, während sie selber zu rennen begann. »Wir haben nur noch ein paar Sekunden!«
    Mit weichen Knien setzte er sich ebenfalls in Bewegung, und während er rannte und das nahe Ufer vor seinen Augen zu verschwimmen begann, hörte er aus dem Inneren der Kutsche einen grauenhaften, wenn auch gedämpften Schrei, dem ein geröcheltes »Teufel!« folgte - dann herrschte tödliche Stille.
     
    Aus den Annalen der Wächter 18. Dezember 1992
     
    Lucy und Paul wurden heule um 15 Uhr zum Elapsieren ins Jahr 1948 geschickt. Als sie um neunzehn Uhr zurückkehrten, landeten sie im Rosenbeet vor

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