Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Dolch wiegt schwer in meiner Hand. Das Kind tritt von innen gegen meinen Bauch, als wolle es mich daran hindern, seinem Vater etwas anzutun.
Ich gehe in die Hocke und sehe Edan tief in die Augen.
„Können die Dämonen wirklich für immer getötet werden?“
In seinen goldenen Augen blitzt ein Funken Hoffnung auf.
„Denk an die Sterne hinter den dunklen Wolken, Prinzessin.“
Mit einem müden Lächeln wende ich mich ab. Zu gerne würde ich daran glauben, dass hinter den dunklen Wolken eine helle Zukunft erstrahlt. Aber ich weiß, dass es nicht so ist. Ich begegne Cedrics fragenden Blick mit einem schiefen Grinsen und sammle alle Schmuckstücke auf.
Eigentlich müsste mich die Kette verbrennen, doch ich kann sie problemlos um meinen Hals legen. Sie ist angenehm warm und schmiegt sich an meine kalte Haut. Dem Diadem hauche ich einen zarten Kuss auf den Saphir und sehe sehnsuchtsvoll zu meiner Schwester hinüber. Dann setze ich mir das silberne Schmuckstück auf den Kopf und erstarre.
An meinem rechten Arm wiegen Ring und Armband schwer, die Kette schickt warme Impulse durch meinen Körper und das Diadem ruht schwerelos auf meinem Kopf.
Das junge Leben in mir rührt sich und mit einem Mal spüre ich, wie sich mein Geist öffnet. Ich höre das Lied des Feuers: Kraftvoll und ruhelos. Die Melodie der Berge hallt in meinen Ohren wider wie ein lautes Echo, das zwischen Steinwänden verhallt, jedoch niemals ganz verschwindet. Sanftes Vogelgezwitscher mischt sich mit dem Rauschen der Wellen. Die Macht der Elemente durchflutet mich und für einen kurzen Moment vergesse ich alles. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Doch dann tritt das Kind gegen meinen Bauch und ich lande unsanft wieder in der Realität.
„Bitte lasst Firyon wieder zu einem friedvollen Land werden“, flüstere ich und spüre, wie der Irai, der magische Grundton der Welt anschwillt. Er lässt meinen Körper vibrieren und nimmt mir den Atem.
Edan stößt einen lauten Schrei aus und kippt zur Seite. Um mich wird alles schwarz und ich spüre, wie zwei warme Hände mich auffangen.
Kindergeschrei reißt mich erneut aus dem Schlaf, wie schon so viele Nächte zuvor. Doch ich kann der Kleinen nicht böse sein. Immer, wenn ich in ihre Augen sehe, ist alles Leid vergessen. Die tiefschwarze Pupille wird von einem goldenen Ring umschlossen, der wiederum von Azurblau umgeben ist.
Die Narben meiner Reise haben sich tief in mein Herz gebrannt und beginnen nur zögerlich zu heilen.
Ich erhebe mich aus meinem Bett und gehe zu der aus Gräsern geflochtenen Wiege. Das Mädchen lächelt und streckt freudig ihre kleinen Hände nach mir aus.
Ich hebe sie nach oben und trage sie zum Fenster. Der Wald wird vom Mond in silbernes Licht getaucht. Ich weiß nicht einmal, warum ich hierher zurückgekommen bin. Aber als ich hörte, dass die letzten gefangenen Wald-Ilyea freigelassen wurden, da Deargh nicht zurückkam, wusste ich, dass es an der Zeit war, mich von Cedric zu verabschieden.
Nun stehe ich hier in Cad’e, meinem alten Dorf und wurde zur neuen Dorfältesten auserkoren.
Wenn ich meinen Baum verlasse schlägt mir kein Misstrauen mehr entgegen, sondern Ehrfurcht und Dankbarkeit. Ich weiß nicht, ob die Dämonen wirklich für immer verschwunden sind, oder lediglich den Rest der Ewigkeit in ihrem steinernen Verlies verbringen müssen. Aber ich weiß, dass mein Platz hier ist.
Cedric schlug mir vor, dass ich Niall, meinen leiblichen Vater aufsuchen solle, doch ich weigere mich. Weshalb solle ich plötzlich einen Ilyea als Vater akzeptieren, den ich niemals kennengelernt habe? Zudem weiß dieser nicht, dass er mit Alriel eine gemeinsame Tochter hat – Auch wenn ich vermute, dass er es sich aus den wilden Erzählungen längst selbst zusammengereimt hat. Der wirkliche Grund, weshalb ich ihn nicht sehen will, ist meine Halbschwester. Ich möchte ihr Andenken nicht beschmutzen und den Anschein erwecken, als würde ich ihren Platz einnehmen wollen. Also bleibe ich hier.
Das Kind auf meinem Arm gibt einen quengelnden Ton von sich.
„Lass uns mit den Feen spielen gehen, Enya.“
Danksagung
Wenn man ein Buch schreibt, gilt es, vielen Leuten zu danken. Auf dem Weg zum fertigen Werk wird man von vielen Menschen begleitet. Von Lesern, Kritikern, Bloggern, Freunden, der Familie. Logischerweise danke ich also jedem einzelnen, der in irgendeiner Weise an "Saphirtränen" mitgewirkt hat.
Mein Dank gilt zunächst
Weitere Kostenlose Bücher