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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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mich ins Nebenzimmer, blieb aber in der Tür stehen und wollte nicht verschwinden. Ich wartete, aber er kapierte es einfach nicht.
    »Können Sie mich einen Moment alleine lassen, bitte?«
    Da ging er endlich, und ich rief den Commissario an.
    »Commissario, ich glaub, wir machen hier ’nen Fehler.«
    »Sagst du mir, was du meinst, oder muss ich raten?«
    Ich erzählte ihm, was Sandro gesagt hatte, und hatte nicht den Eindruck, als wäre er überrascht. Er wollte gleich wissen, worüber Sandro und Sarah gestritten hatten, aber Sandro hatte gesagt, es wäre unwichtig gewesen, er könnte sich nicht mal mehr dran erinnern. Der Commissario ordnete an, dass ich erst mal nach Mergellina musste, die Fahrzeiten kontrollieren und einen Zeugen finden, bevor wir Cangiullo als Täter ausschließen könnten.
    Deshalb nahm ich das nächste Schiff zurück.
    Das Foto von Sandro und Sarah hatte ich dabei. Bevor ich nach Capri gefahren war, hatte Cipriani es mir mit Tesa zusammengeklebt. Inzwischen war es so dunkel, du hast fast nichts mehr gesehen. Zuerst fragte ich in der Bar gegenüber vom Fahrkartenschalter, aber die erinnerten sich an nichts. Auch der vom Zeitungskiosk nicht, der grade zumachte. Dann ging ich zum Schalter, wieder nichts. Weil ich stur blieb und die Leute in der Schlange motzten, aus Schiss, das letzte Schiff zu verpassen, sagte der hinter dem Schalter genervt: »Hier wird gearbeitet.«
    »Und ich mach mir nur ’nen Spaß, oder was?«, raunzte ich zurück.
    Der Ältere hatte Angst, dass ich nicht mehr abhaute, und erklärte mir etwas freundlicher, dass sie in diesen Tagen viel zu tun gehabt hätten und keine Zeit, die Leute genauer anzuschauen. Er meinte, ich soll’s mal am Kai versuchen.
    Ein paar Matrosen warfen einen Blick auf das Foto, aber flüchtig, die wollten da nicht reingezogen werden. Dann kam ein anderer von einem der Tragflächenboote, nahm das Foto, betrachtete es, hielt es unters Licht, guckte genauer hin und fragte:
    »Was ist mit dem los?«
    »Nichts.«
    »Und wieso sucht ihr den dann?«
    So als wäre er der Polizist.
    »Ich muss wissen, ob er ein Schiff nach Capri genommen hat«, sagte ich kurz angebunden.
    Er dachte nach und sagte dann, dass er sich nicht erinnern könnte. Aber du hast gemerkt, dass der was wusste.
    »Kein Problem«, sagte ich freundlich. »Ich nehm Sie mit aufs Kommissariat, dort haben Sie alle Zeit der Welt, sich zu erinnern.«
    Er schwieg einen Moment, dann entschied er wohl, dass es das nicht wert war.
    »Er hat das Schiff genommen.«
    »Welches?«
    »Das um halb vier.«
    »Sicher?«
    »Er kam, als wir schon den Steg einzogen. Ich hab ihm gesagt, dass er aufs nächste warten muss, aber er hat einen Aufstand gemacht und ist trotzdem noch drauf. Ich bin aber nicht der Einzige, der ihn gesehen hat.«
    Also war klar, dass es Sandro nicht gewesen sein konnte.
    Ich schrieb mir den Namen von dem Matrosen auf.
    »Dottore, Sie reiten mich doch hier nicht in die Scheiße, oder?«
    Ich erklärte ihm, dass ich mir seine Daten nur aufschrieb, falls wir eine schriftliche Aussage brauchten, aber dass das sehr unwahrscheinlich war. Dann fuhr ich zurück nach Posillipo.
    Inzwischen war es schon zehn Uhr abends, aber vor dem Gebäude war die Hölle los. Der Richter stieg grade in ein dunkles Auto mit Fahrer. Capuozzo von der Spurensicherung sprach mit dem Commissario, und Cipriani kritzelte was auf seinen Block.
    Ich ging hin, um rauszufinden, was es Neues gab.
    »In ein paar Tagen wissen wir mehr«, sagte Capuozzo.
    Also waren wir noch nicht weiter. Dann ging auch Capuozzo. Ich hab dem Commissario gesagt, dass Sandro das Schiff um halb vier wirklich genommen hatte und es mindestens einen Zeugen gab. Er nickte, es schien ihn nicht groß zu interessieren.
    Unter einem Baum stand der Leichenwagen. Vor dem Eingang eine Gruppe von fünf, sechs Personen, und ringsrum gafften die Leute aus den Fenstern.
    »Das dort sind die Eltern von dem Mädchen«, sagte der Commissario und zeigte auf die Gruppe vor dem Eingang. »Er ist Oberstleutnant, sie hab ich nicht ganz verstanden.«
    Ich schaute genauer hin und sah in der Gruppe eine Frau auf einer Bank sitzen, der sie ein Glas mit irgendwas drin einflößen wollten.
    »Ich brauche das nicht, mir geht’s gut«, sagte sie. »Wirklich.«
    Das musste Sarahs Mutter sein. Und der hinter ihr stand und ihr übers Haar streichelte, ihr Mann. Aus einem Haus in der Nähe brachten sie ein Tablett mit Kaffee und einen Stuhl, aber der Mann blieb

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