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Sarahs Moerder

Sarahs Moerder

Titel: Sarahs Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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1.
    »Scheiße, ist das heiß heute, das gibt’s doch nicht.«
    Cardillo wedelte sich mit der Dienstmütze Luft zu.
    Ich war grade mit ein paar Akten zugange und tippte an dem Computer herum, den wir seit einem Monat hatten, raffte aber nichts. Als ob mein Gehirn geschmolzen wäre.
    Währenddessen nervte Scarano mit dem Totoschein für die Pokalspiele rum.
    »Milan–Neapel«, schrie er.
    Wir tippten alle unentschieden, außer Musella, der Neapel doof fand, seit Maradona weg war, und immer dagegen wettete. Scarano beachtete ihn nicht und kreuzte eins an. Das nächste Spiel war Nocerina gegen Juventus. Zwei, ganz klar, aber so ein Typ, der Anzeige wegen einer gestohlenen Vespa erstatten wollte, mischte sich ein:
    »Juve könnt ihr vergessen! Nocerina spielt mindestens unentschieden.«
    Und zu Cardillo: »Mein Cousin steht im Tor, da kriegen die keinen rein.«
    Wir blieben trotzdem bei zwei.
    Nachdem der Schein ausgefüllt war, kassierte Scarano die Einsätze.
    »Wie viel?«
    »Fünftausend.«
    Obwohl mir Toto scheißegal war, zahlte ich die fünftausend Lire, sonst nervte er nur weiter. Während er das Geld einsteckte, fragte er, ob ich für ihn auf Streife gehen könnte.
    »Kein Bock, frag Cardillo.«
    »Der? Hat der vielleicht schon mal irgendwem einen Gefallen getan? Vergiss es.«
    »Scarà …«
    »Ich will mit meiner Tochter nach Lucrino fahren, zum Baden.«
    »Kann ja sein, aber …«
    »Sie sagen, dass es vielleicht besser wird, wenn sie sich im Wasser bewegt. Glaub ich zwar nicht, aber was soll ich machen? Es gar nicht erst versuchen?«
    »Okay, Scarà, schon gut.«
    »Super, danke. Ach so, du bist mit Cipriani dran.«
    Cipriani ging uns allen auf den Sack. Ich hatte nichts gegen ihn, er ist eben aus dem Norden und nervt. Jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht, nimmt er es ganz genau, aber was soll’s, jeder ist anders, dafür kannst du ihm nicht den Kopf abreißen.
    In dem Moment kam Lo Masto rein. Er war in Zivil und zerrte einen kleinen Pisser hinter sich her, dreizehn vielleicht, das Gesicht von der Straße schon total verludert.
    »Santagata?«, fragte er. So heißt unser Kommissar.
    »Nicht da«, antwortete Cardillo.
    »Wann kommt er wieder?«
    »Keine Ahnung.«
    Lo Masto schnaufte. Als er mich über den Akten sah, sagte er, weil ihm der Papierkram egal war:
    »Bring ihn runter, Acanfora, ich hab zu tun.«
    Ich ließ die Papiere auf dem Tisch liegen und stand auf. Als ich zu ihm ging, drehte sich der kleine Arsch nach Lo Masto um und grinste frech.
    »Was willstn du, Mann? In drei Tagen bin ich eh draußen.«
    Er hatte den Satz noch nicht ganz raus, da langte ihm Lo Masto eine.
    »Machst einen auf dicke Hose, weil ich in Handschellen bin«, lachte das Arschgesicht.
    Lo Masto wollte sie ihm schon abnehmen, aber Scarano und Cardillo gingen dazwischen, und ich schaffte ihn schnell weg.
    Ich ging die Treppe runter, schloss die Zelle auf, nahm ihm die Handschellen ab, ließ ihn Schnürsenkel und Gürtel in eine Tüte legen und schob ihn rein. Dann schloss ich ab und wollte gehen.
    »Haste ’ne Kippe?«, fragte er.
    »Ist verboten.«
    »Komm schon, nur ’ne Kippe.«
    Konnte ich machen, von einer Zigarette ging die Welt nicht unter.
    »Feuer, Bruder.«
    Jetzt reicht’s, dachte ich, ich geb dir ’ne Kippe, du bedankst dich nicht, stattdessen wirst du immer dreister, irgendwann ist Schluss.
    »Bitte!«, sagte er zuckersüß.
    Ich dachte, vergiss es, holte aber doch mein Feuerzeug raus und gab ihm durch die Gitterstäbe Feuer. Er nahm meine Hand und drückte fest zu, während er sich die Zigarette anzündete. Wollte wohl den Starken markieren.
    Nicht mit mir, dachte ich, und wartete, dass die Zigarette brannte.
    Dann grinste er mich blöd an.
    »Haste ’ne Schwester?«
    »Was willstn von der, bist doch noch nicht trocken hinter den Ohren.«
    »Wenn ich die in die Finger kriege, bleibt bei der auch nichts mehr trocken.«
    Ich zog meine Pistole.
    »Ich mach dich gleich trocken, wenn du deine Scheißfresse nicht hältst.«
    »Mein Gott, will er mich jetzt erschießen oder was …«
    Er blies mir Rauch ins Gesicht.
    »Dann schieß doch, los, wollen wir mal sehen – schieß, wenn du ein Kerl bist!«
    Ich steckte die Pistole weg und ging, sonst hätte ich ihn wirklich erschossen.
    Eine Stunde später saß ich mit Cipriani im Auto. Normalerweise blieb ich im Kommissariat, war mir lieber so, aber wenn wir wenige waren, vor allem in der Urlaubszeit, musste ich manchmal auch Streife fahren.
    Cipriani saß am

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