Saron
peinlich. Und wahrscheinlich ärgert ihn die vertane Chance.
Langsam stehe ich auf und lasse mich von ihm in die Arme nehmen. So stehen wir eine Weile da, bis unsere Erregung abgeklungen ist.
Schließlich dreht Saron das Wasser der Dusche ab und holt ein Stofftuch, in das er mich einwickelt. Seine Berührungen sind wie Licht und Wärme auf meiner Haut. „Ich möchte dir mein Zeichen geben, Leyla.“
Ich sehe ihn an - zuerst verständnislos, dann ungläubig. Was hat er gerade gesagt? Ich kann es nicht fassen! Nach dem, was ich heute getan habe, bietet er mir einen Blutvertrag an? Saron versteht mein Schweigen falsch. „Du musst nicht Ja sagen. Ich dachte nur … ich hatte geglaubt … “
Als ich schnell den Kopf schüttelte, kann ich die Tränen kaum zurückhalten. „Nach allem, was ich getan habe? Warum?“
Ich kann seine Erleichterung spüren, als er antwortet: „Ich konnte die Kralle rechtzeitig holen, Leyla. Es wird also keine Probleme geben. Ich biete dir alles an, was ich habe … wenn du mir versprichst, so etwas nicht noch einmal allein zu tun.“
Wieder sehe ich ihn ungläubig an. „Heißt das … du willst mir helfen? Dir haben sie doch nichts getan! Warum willst du dich mit der Loge anlegen?“
Seine Augen verdüstern sich. „Wenn du zu mir gehörst, geht mich das, was Cor und die anderen getan haben, sehr wohl etwas an.“ Er schüttelt den Kopf, und ich kann auf einmal gar nicht mehr verstehen, wie ich sein Aussehen jemals fremdartig finden konnte. Mittlerweile ist Saron mir so vertraut, als wäre er ein Teil von mir selbst.
„ Ich wünschte noch immer, du könntest auf deine Rache verzichten. Aber wenn du es nicht kannst, bin ich an deiner Seite.“
Das Gesagte muss ich erstmal verdauen. Langsam löse ich mich aus seiner Umarmung und gehe ins Schlafzimmer. Längst verbringe ich meine Nächte nicht mehr im Gästezimmer, sondern bei Saron. Aber heute bleibe ich überrascht stehen, als ich das Zimmer betrete. Saron hat Kerzen in einem alten Leuchter mit schnörkeligen Verzierungen angezündet. Kerzen! Woher hat er die? Kerzen sind Luxus … sogar für Mutanten!
„ Die habe ich heute besorgt … deshalb musste ich weg … unter anderem … ich hatte es etwas romantischer vor … aber nun muss es so gehen.“ Saron steht plötzlich hinter mir.
Ich kann es nicht fassen! Ich war also vollkommen umsonst eifersüchtig? Ich selten dämliche Kuh! Mir ist nichts Besseres eingefallen, als meinen hirnrissigen Alleingang zu starten, weil ich geglaubt habe, Saron geht zu einer anderen. Dabei wollte er mir einen Blutvertrag anbieten … und das noch auf eine so romantische Art. Ich bin froh, dass das Zimmer nur vom Flackerlicht der Kerzen erleuchtet wird. So kann Saron nicht sehen, wie ich rot anlaufe vor Scham.
„ Ich bin so ein Idiot ...“, gebe ich leise zu, als ich mich zu ihm umdrehe.
„ Nein … bist du nicht. Du hast einen sturen Kopf … gepaart mit mein einer nicht unbeachtlichen Willenskraft.“ Er lacht leise, während er die Arme um mich legt. „Damit hast du mich gefangen, Leyla. Schon als ich das erste Mal in deine Augen gesehen habe in dieser Nacht … obwohl du halb tot warst, lag da so ein großer Wille in deinen Blicken. Was immer sie dir angetan haben … sie haben dich nicht zerbrechen können.“
„ Nein ...“, stimme ich zu, dann gehe ich zum Bett und setze mich hin. Meine Knie sind ganz weich. Langsam strecke ich Saron meine Hand entgegen. „Ich würde nichts lieber, als dein Zeichen tragen.“
Erneut sieht er mich mit diesem durchdringenden Blick an … diesem Blick, der die Geheimnisse der Seele ergründen kann. „Bist du dir ganz sicher?“
„ Mit allen Konsequenzen“, antworte ich fest entschlossen.
Einen kurzen Augenblick zögert Saron noch, dann nickt er und geht zu einer Kiste aus Metall, die in der Ecke des Zimmers steht. Ich habe immer geglaubt, dass er darin Waffen oder vielleicht Kleidung aufbewahrt. Doch stattdessen holt er eine Nadel und ein Fläschchen mit einer Flüssigkeit hervor. Ich erkenne darin die Ätzsäure, mit der Mutanten die Tätowierungen an ihren Blutpartnern vornehmen. Eine solche Tätowierung ist nicht mehr zu entfernen, was auch gewollt ist – deshalb die leichte Ätzsäure.
Saron geht vor mir in die Knie und desinfiziert meine Hand mit einem in Alkohol getränkten Tuch. Als der erste Stich die Haut meiner Handoberfläche trifft, zucke ich nicht zurück. Stattdessen sehe ich zu, wie Stich für Stich Sarons Zeichen auf meiner Hand
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