Saron
würde.
„ Kann ich dann auf ihn warten?“
„ Nein … wie gesagt, er kommt nicht so bald zurück“, weise ich sie etwas schärfer, als ich es vorhatte, zurück. Ich schwanke zwischen Mitleid und nagender Eifersucht.
Sie ist vielleicht arm, aber nicht blöd. Sie nimmt meine Thermowaxkleidung wahr, dann entdeckt sie die kleine Tätowierung auf meiner Hand. Ihr Blick bekommt einen verächtlichen Ausdruck. „Also deshalb kommt er nicht mehr zu mir.“ Ihre Stimme klingt plötzlich kalt. Am liebsten würde ich ihr die Tür vor der Nase zuschlagen, aber das wage ich nicht. Sie reckt das Kinn, als wolle sie sich mit mir messen. „Du hast einen Blutvertrag mit Saron?“
Die Art und Weise, wie sie mich ansieht, gefällt mir überhaupt nicht. Es ist eine Mischung aus Verletztheit und Wut. Eine gefährliche Mischung.
„ Ja … aber wir kennen uns noch nicht lange.“
„ Natürlich nicht … vorher war er ja auch mit mir zusammen“, zischt sie verächtlich. „Er hat mir einen Blutvertrag versprochen.“ In ihren Augen kann ich Tränen glitzern sehen.
Was redet sie da? Saron hat mir gesagt, dass es niemanden vor mir gegeben hat. Hat er mich angelogen? Habe ich ihm doch zu blind vertraut? Woher hat er bisher sein Hämophol bekommen?
„ Ich … davon weiß ich nichts ...“, stottere ich unsicher.
Sie strafft die Schultern. Wie sehr sie mir ähnelt. Sie hat nicht viel … nur ihren Stolz. Ich werde wütend – aber nicht auf das Mädchen, sondern auf Saron. Er hat mit ihr gespielt und sie dann fallen lassen, als er mich gefunden hat … und ich naive Kuh bin auf seine schönen Worte hereingefallen.
„ Ich werde ihm sagen, dass du hier warst. Wie heißt du?“
„ Amy ...“, antwortet sie knapp und schüttelt dann den Kopf. Sie will sich umdrehen und gehen. Dann überlegt sie es sich anders und dreht sich noch einmal zu mir um. „Ich habe das Gefühl, dich schon mal irgendwo gesehen zu haben.“
Mein Herz setzt kurz aus. Was, wenn sie mich im Tenfathers gesehen hat? Mit Cor? Betont lässig schüttele ich den Kopf. „Ich wüsste nicht, wo. Ich gehe nicht ins Tenfathers .“ Ohne es zu wollen, habe ich überheblich geklungen. Amy verzieht spöttisch die Mundwinkel. „Schon klar … ich bin nicht gut genug für ihn! Saron hat nach einer sauberen Quelle gesucht … und sie offensichtlich gefunden.“
„ So meinte ich das nicht ...“, versuche ich die vergiftete Stimmung zu retten. Doch Amy wendet sich ab und geht.
Als ich die Tür schließe, habe ich ein ungutes Gefühl. Was, wenn sie sich tatsächlich erinnert und direkt zu Cor rennt, um mich zu verraten? Und was ist mit Saron? Habe ich mich wirklich so sehr in ihm getäuscht?
Mein Glück ist innerhalb weniger Minuten wie eine Seifenblase zerplatzt! Als Saron nach Hause kommt, bin ich sauer und enttäuscht.
„ Amy war hier ...“, überfalle ich ihn, als er die Tür hereinkommt. Ich sehe ihm ins Gesicht und warte auf eine verräterische Reaktion seiner Augen, ein Zucken des Mundwinkels oder irgendein anderes Zeichen eines Schuldeingeständnisses. Tatsächlich ist er überrumpelt … von meiner Wut.
„ Amy …?“, fragt er ahnungslos. Dann scheint er sich endlich zu erinnern. „Klein, etwas schmuddelig, mit langen braunen Haaren?“
„ Das solltest du am besten wissen … schließlich hast du ihr einen Blutvertrag versprochen.“
„ Ich habe … was?“ Vollkommen perplex lässt Saron die Tüten mit den Lebensmitteln fallen. „Und überhaupt … du sagst, sie war hier? Hier bei uns zu Hause?“
Ich verschränke die Arme vor der Brust und fühle mich durch seine Panik in meiner Wut bestätigt; und die wird immer größer.
„ Hör zu, Leyla … ich weiß nicht, was sie dir erzählt hat, aber ich habe ihr NIE einen Blutvertrag versprochen!“
„ Also hast du sie nur benutzt und hingehalten!“
„ Nein!“, verteidigt sich Saron. Dann sieht er mich schuldbewusst an. Also doch! Dieser Mistkerl!
„ Ich habe ihr ein- oder zweimal ein paar Sol und Lebensmittel gegeben … ich habe sie bezahlt für den Hämopholaustausch.“ Er schüttelt den Kopf. „Meinst du, ich habe das gerne getan, Leyla? Es ist nun einmal so … ohne Hämophol kann ich nicht leben. Aber ich stehle es nicht … und ich habe Amy nie etwas versprochen. Ich weiß nicht, warum sie das gesagt hat.“ Er sieht mich flehend an. „Bitte, Leyla … du musst mir glauben.“
Ich bin kurz versucht, alle meine Bedenken fallen zu lassen. Wer weiß denn schon, zu was eine
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