Saron
macht mich rasend … und sein Lachen kotzt mich an! Dieser verfluchte Lügner! Ehe ich weiß, was ich tue, bin ich mit einem Satz auf den Tisch gesprungen und stürze mich auf Cor, der auf der anderen Seite des Tisches steht. Ehe Seth, Cor oder auch Saron reagieren können, habe ich Cor zu Boden geworfen und sitze rittlings auf ihm. Amy kreischt! „Sie ist irre! Ich sag doch, dass sie irre ist!“
Luana verpasst ihr geistesgegenwärtig eine Ohrfeige, damit sie ruhig ist. Sie scheint noch nicht verstanden zu haben, dass keiner der Mutanten etwas auf ihr Leben gibt.
Ebenso wenig wie auf meines! Eine Waffe habe ich nicht, deshalb drücke ich Cor mein Knie auf die Kehle. Ich würde alles tun, um es diesem Schwein endlich heimzuzahlen!
„ Verdammt ...“, presst er erstickt hervor.
Kurz darauf reißen mich zwei von Seth Mutanten von Cor herunter. Ich versuche noch, nach ihm zu treten, schreie hysterisch und nenne ihn ein ekelhaftes Drecksschwein. Doch die Mutanten sind stärker als ich.
„ Jetzt mache ich die Schlampe fertig ...“, ruft Cor, springt auf und geht auf mich los.
Als Saron mir helfen will, wird er ebenfalls von zwei Mutanten festgehalten. Ich weiß, dass ich verloren habe. Cor streckt die Hand nach meiner Kehle aus.
„ Lass das ...“, zerschneidet überraschend Seths Stimme die brodelnde Atmosphäre. Cor verharrt in der Bewegung und faucht Seth an. „Die Schlampe hat mich angegriffen und wollte mich töten.“
„ Ja ...“, bestätigt Seth und sieht mich erstmals interessiert an. „Und sie war dabei alles andere als schlecht. Ich neige sogar dazu, ihr zu glauben, dass sie es war, die Jace umgebracht hat.“ Er bleibt vor mir stehen – unangenehm nah. „Aber die weitaus wichtigere Frage ist: Was bringt einen Menschen dazu, so etwas zu tun? Sich mit bloßen Händen und so viel Wut auf einen Mutanten zu stürzen, obwohl er weiß, dass er nicht gewinnen kann.“
„ Was weiß ich, was im Kopf der Blutschlampe vor sich geht“, presst Cor verächtlich hervor.
„ Aber ich ahne es … Cor“, gibt Seth ruhig zu. „Sie sagt die Wahrheit. Es ist doch seltsam … die ganze Zeit wart ihr zusammen, und dann verschwindet sie plötzlich. Was hätte sie denn für einen Grund dazu gehabt?“
In Cors Augen spiegelt sich Unsicherheit – doch nur einen ganz kurzen Augenblick. „Verdammt … Seth … was redest du da? Ich sagte doch, dass ich sie nicht mehr wollte.“
Die Art, wie Seth mich ansieht, macht mir Angst. Ich fange einen Blick von Luana auf, den ich schlecht deuten kann – irgendwie zwischen Verletztheit und Hoffnung. Seth ist eindeutig an mir interessiert. Das Muss Luana verletzen. Ich hoffe, dass Saron jetzt einen kühlen Kopf behält.
Plötzlich nickt Seth den zwei Typen zu, die Saron festhalten. „Lasst ihn los und nehmt euch stattdessen Cor vor. Auf Menschenjagd steht noch immer der Tod … und ich belohne Loyalität ebenso, wie ich Illoyalität bestrafe. Du hast mich angelogen, Cor! Ich kann dir wohl kaum noch vertrauen!“
„ Was?“, brüllt Cor entsetzt.
Dann geht alles sehr schnell. Cor schreit, als die beiden ihn packen und aus dem Raum zerren. Amy sieht zu Boden und tut plötzlich so, als wäre sie gar nicht anwesend. Endlich ist ihr klar geworden, dass sie besser die Klappe hält. Ich vermeide es, noch einmal in Cors Gesicht zu sehen – denn ich wünsche mir nichts mehr, als ihn aus meiner Erinnerung streichen zu können.
Als Cor fort ist, greift Seth plötzlich nach meiner Hand. Ich will sie wegziehen, wage es jedoch nicht. Als Seth Sarons Zeichen entdeckt, lässt er meine Hand los, als wäre sie plötzlich glühend heiß. Ich kann seine Enttäuschung spüren. „Ich gehe nicht davon aus, dass du sie mir freiwillig überlassen würdest, Saron?“
Saron kommt zu mir und legt besitzergreifend einen Arm um mich. „Ganz sicher nicht, Seth!“
Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Seth wirkt wie eine Kampfmaschine … und er überlegt, ob er es wagen könnte, seine eigenen Regeln zu brechen. Allerdings würde er damit ganz offen die eigenen Werte verleugnen, mit der er soeben Cors Hinrichtung angeordnet hat. Mein Herz rast wie wild. Habe ich das alles etwa überlebt, damit Seth da weitermachen kann, wo Cor aufgehört hat?
Dann endlich wendet Seth den Blick von mir ab. Er ist frustriert, und das lässt er Saron deutlich spüren. „Du warst schon immer ein Sonderling … aber bisher hast du mich nicht weiter gestört. Sieh besser zu, dass das so bleibt.“
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