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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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sie, als sie neben der Ärztin zum Stehen kam. Sie wusste, dass ihr Fehlverhalten schlimme Folgen haben würde.
    »Elisa hat gesprochen«, informierte Dr. Bachmann sie leise.
    »Bitte?« Ulrike starrte die Ärztin an.
    »Sie hat mich gerade beim Namen genannt. Nicht wahr, Elisa?«
    Ulrikes Blick hetzte durch den Raum. Ein paar Gegenstände lagen auf dem Boden, die Gardine war teilweise aus der Schiene geglitten und das Duplikat eines Gemäldes zerstört. Aber falls Elisa wirklich etwas gesagt hatte   …
    »Bringen wir sie in mein Besprechungszimmer. Danach machen Sie hier bitte Klarschiff«, forderte Sibylle.
    Ulrike trat behutsam auf die junge Frau zu, die wie immer teilnahmslos auf der Bettkante saß. Sie kannte Elisa gut   – sie stellte keine Gefahr dar, auch wenn manche Patienten übermenschliche Kräfte entwickelten, wenn sie sich eingeengt fühlten oder sich erschreckten.
    Kurz darauf stand sie allein in Elisas Zimmer und schloss die Tür. Ob Dr. Bachmann sich etwas eingebildet hatte? Ulrike ging ins Bad, setzte die Brille ab und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Wenn dem so war, dann hatte sie doch Gutes bewirkt, oder? Nichts Schreckliches war passiert, die Kleine hatte sich lediglich ein wenig abreagiert, was gut war. Endlich zeigte sie eine Reaktion.
    Zahlreiche Mediziner hatten sich im Laufe der Zeit um Elisa bemüht, ohne den geringsten Erfolg. Einige der Schwestern und Pfleger, allen Personen voran Frau Dr. Bachmann, versuchten jahrelang, ihr Mutter und Vater zu sein, ließen ihr Aufmerksamkeiten zuteilwerden, schlossen sie liebevoll in die Arme, brachten Geschenke zu Ostern und Weihnachten und legten ihr hübsche Kleider, Bücher, CDs und Schmuck ins Zimmer.
    Doch Elisa blieb stumm und reaktionslos.
    Ulrike trocknete sich das Gesicht und blickte in den wassertropfenbesprenkelten Spiegel. Sie mochte ihren blonden Pagenschnitt nicht, aber nach einem Mecki war dies wohl die am einfachsten zu pflegende Frisur. Sie musste dringend nachfärben, ihr Ansatz war bereits einen Zentimeter breit.
    »Mist«, stieß sie aus und räumte mit wenigen Handgriffen auf.
    Als sie den Brief unter dem Sekretär fand, pochte ihr Herz bis in die Ohren. Sie las ihn, nochmals, und steckte ihn mit zitternden Fingern ein. Ulrike dachte an das Vermögen, das sie bekommen und das ihren Unterhalt bis an ihr Lebensende sowie eine vernünftige Versorgung ihres Sohnes sichern würde.
    »Liebe Ulrike« , hatte er gesagt, »ich bitte Sie, mir diesen letzten Gefallen zu tun. Bitte!«
    Sie hatte weinend genickt und ihm versprochen, sich danach nie wieder bei ihm zu melden.
    Mit steifen Bewegungen trat sie vor das zerstörte Gemälde und hob es vom Haken. Es wog mehr, als sie erwartet hatte und sie ließ sich aufs Bett sinken. Das Ding hing seit Jahr und Tag an dieser Wand, es wurde Zeit für etwas Moderneres. Elisa hatte es unrettbar zerstört. Vornehmlich die Gesichter und das helle Kreuz waren zerkratzt. Wahrscheinlich hing auch dem Mädchen das Motiv längst zum Hals heraus.
    Sie schickte eine Putzfrau in das Zimmer, beauftragte einen Pfleger, ein neues Bild zu besorgen und es gleich aufzuhängen, sammelte die Verbandsmaterialien für Elisas Finger auf einem Tablett zusammen und begab sich schweren Herzens auf den Weg zu Dr. Bachmanns Besprechungszimmer, um ihr den Zettel zu überreichen.
    Vielleicht wendete sich ja doch endlich alles zum Guten. Zumindest konnte dies ein Anfang sein.

3.
     

Kingsford Smith International Airport
Sydney, Australien
22. Dezember 1974
     
     
    »T his is the last call for flight LH 691 with Lufthansa from Sydney to Frankfurt via Singapore and Bombay. Passengers are requested to …«
    Benni hetzte durch die überfüllte Abflughalle. In letzter Minute hatte er sein Gepäck aufgegeben. »Straight to the gate, Sir« , hallten die Worte der Frau am Check-in Schalter auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle in seinem Kopf nach. Er rempelte versehentlich einen älteren Mann an, entschuldigte sich und schob sich in der Schlange der wartenden Passagiere weiter nach vorn. Mit der hektisch vorgebrachten Erklärung »I miss my flight to Germany …« und einem Lächeln gelang es ihm, sich vorzumogeln. Nur noch eine junge Frau war vor ihm an der Reihe, ehe er sein Handgepäck über das Band zur Durchleuchtung laufen lassen und durch den Metalldetektor treten konnte.
    Geschafft! Benni schmiss sich den Rucksack um, trabte im Laufschritt weiter und gelangte als Letzter zur Boarding-Kontrolle. In der Hast fielen ihm sein

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