Satans Erbe (German Edition)
Ausweis und die Bordkarte aus der Hand. Ehe er sich mit dem Gepäck auf dem Rücken bücken konnte, griff der Steward zu, warf einen Blick auf die Unterlagen und streckte sie ihm entgegen. »Bitte schön, Herr von Felthen.«
Benni strich sich über die Stirn. Einige Strähnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst. Er fasste die Haare zusammen und band sie im Nacken erneut fest. Dass sein Gegenüber ihn nur zu gern um ein Date gebeten hätte, wäre das hier nicht ausgerechnet der Flughafen, sah er ihm an der Nasenspitze an. Er schenkte dem Steward sein strahlendstes Lächeln.
Endlich im Flugzeug, fiel die Hektik augenblicklich von ihm ab. Reihe 12. Die anderen Passagiere saßen bereits auf ihren Plätzen. Benni konnte ungestört den Rucksack im Gepäckfach der DC-10 verstauen. Er warf einen verstohlenen Blick auf seinen Sitznachbarn. Sexy. Ein junger Mann mit südländischer Ausstrahlung, etwa in seinem Alter, betrachtete durch das kleine Fenster das Treiben um das Flugzeug herum. Gekonnt zerzauste Haare umrahmten ein markantes Gesicht mit dunklen Augenbrauen, dichten langen Wimpern und einem glatt rasierten Kinn. Wahrscheinlich ein Weiberheld, dachte er, probte dennoch sein bewährtes Lächeln und ließ sich auf den Sitz fallen. Der Duft eines schweren Rasierwassers zog ihm in die Nase. Pitralon?
»Ho, ho, hooo. Der Platz neben diesem wunderhübschen Jüngling ist mir für viele Stunden vergönnt. Ho, ho, ho.« Er machte eine Pause und streckte die Hand aus. »Hi, ich bin Benni.«
Der Typ wandte sich ihm zu und ergriff zögernd Bennis Rechte. »Ahriman«, murmelte er.
»Sorry? What’s your name?«
»Ahriman.«
»Oh, really? What an unusual name.«
»Künstlername.«
»He, du sprichst Deutsch? Was für ein Künstler bist du?«
Sein Nachbar zögerte für eine Sekunde und griff sich an die Innentasche seiner schwarzen Lederjacke.
»Kunsthistoriker.«
»Freut mich, dich kennenzulernen.« Benni grinste. »Fliegst du heim?«
»Nein, du?«
»Ich besuche meine Familie in Interlaken. In der Schweiz.«
Ein unergründlicher Blick traf Benni aus den dunklen Augen und ließ seine Haut kribbeln.
»Ich bin auch auf dem Weg nach Interlaken«, sagte Ahriman.
»Was machst du da?«
»Ich folge den Spuren meines Vaters.« Ahrimans Miene verfinsterte sich. »Er ist vor sechs Monaten gestorben und wurde in Interlaken beerdigt.« Er wandte sich ab.
Benni störte es nicht, allerdings fragte er sich für einen Moment, ob er vielleicht zu aufdringlich gewesen war? Aber nein, wahrscheinlicher schien es, dass sein Sitznachbar noch trauerte.
Ahriman zog die Lederjacke aus und schob sie unter den Sitz. Seine Schulter streifte Benni, es fühlte sich beabsichtigt an. Er genoss das süße Prickeln. Doch kein Weiberheld? Möglicherweise hatte er eine Chance, der Flug war schließlich lang. Er schloss die Augen und wartete auf den Start.
Seine Gedanken wanderten zu seiner Familie. Am meisten freute er sich auf das Wiedersehen mit seinen Nichten. Wie sie jetzt wohl aussahen?
4.
Flug LH 691 mit Lufthansa
22. Dezember 1974
»S ekt?« Benni hielt Ahriman das Glas mit der prickelnden Flüssigkeit dicht unter die Nase. Witzig, wie seinem Nachbarn Tröpfchen des kühlen Nass ins Gesicht spritzten.
Ahriman fuhr sich mit dem Handrücken über Wange und Kinn. Das leise Kratzen elektrisierte Benni.
»Gib her.« Ahriman griff zu. Seine Finger glitten betont langsam über Bennis Haut.
Hitze floss durch seine Hand. Er grinste und zwinkerte. Mehr als eine Sektdusche riskierte er wohl kaum.
»Prost. Auf eine gute Reise.« Ahriman stieß gut gelaunt an.
»Prost. Und auf ein fröhliches Weihnachtsfest im Kreis meiner bescheidenen Familie.«
»Bescheiden?«
Benni lachte und gluckste zwischen zwei Schlucken: »Mein Bruder Arno ist total vernarrt in seine drei Prinzessinnen. Er würde ihnen die ganze Welt schenken, wenn er sie kaufen könnte.«
»Kann er nicht?«
»Naja, noch hält Dad seine Hand über die Firma. Arno verdient zwar nicht schlecht, aber die ganze Welt ist auch für seinen Geldbeutel ein bisschen zu viel.« Benni hickste und schenkte sich sein Glas wieder voll.
Ahriman suchte seinen Blick. »Bist du deshalb nach Australien gegangen?«
»Deshalb?« Benni stockte für einen Moment. »Oh, du meinst ›der reiche schwule Sohn der geschätzten Family‹. Nö, sie wissen, dass ich schwul bin. Sie finden es nicht grandios, akzeptieren es aber. Gezwungenermaßen.«
»Irre. Erzähl mir von ihnen.«
»Arno ist ein
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