Satans Erbe (German Edition)
Hippie. Naja, jedenfalls war er mal einer. Seine Frau Petra auch. Aber seit die beiden die Zwillinge haben, sind sie spießig geworden.«
»Alla ricerca di un mondo nuovo.«
»Bitte?«
»Italienisch. Auf der Suche nach einer neuen Welt.«
»So ungefähr. Arno war ziemlich rebellisch.«
»Wieso?«
»Partys, Frauen, Sex, Drogen …«
»Wo hat er seine Schnecke angegraben?«
»Im Büro, in Dads Firma.«
»Wie öde.«
»Dafür war die Hochzeitsreise genial.«
»Wieso?«
»Sie waren in den Staaten. Quer durch. San Francisko, Kansas, New York. Und Woodstock. What do I do when my love is away … « Benni erntete ein Räuspern und einen schrägen Blick eines Opas aus der Sitzreihe neben ihnen.
Ahriman schickte ein freches Grinsen zurück. »Cocker-Fan?«
»Ja. Seit ich auf Woodstock war.«
»Ich denke, dein Bruder und seine Schnecke waren da. Du auch?«
Benni nickte. »Als die beiden in New York ankamen, haben sie von dem Festival gehört und wollten unbedingt hin. Arno hatte Geburtstag, als das Konzert anfing.«
»Wieso warst du denn bei der Hochzeitsreise dabei?«
»War ich ja nicht. Ich bin am Tag nach Arnos Anruf nach New York geflogen. Und dann haben wir uns sofort auf den Weg gemacht. Wir kamen fast zu spät.«
»Wieso?«
»Wir mussten Stau um Stau umfahren. Die Hälfte der Besucher ist nicht angekommen. Aber wir haben es trotzdem geschafft.« Benni klopfte sich auf die Brust.
»Wie kommts?«
»Hast du das nicht im Fernsehen gesehen? Es waren fast eine Million Menschen auf dem Weg nach White Lake. Weniger als die Hälfte waren dort.«
»Nö, nie gehört. Ich war in dem Jahr auf See.«
»Du warst Seemann? Wo bist du gewesen?« Benni warf einen bewundernden Blick auf Ahrimans kräftige Oberarme.
»Was war auf Woodstock los?«
»War ne Mordsparty, sag ich dir. Wir waren so high, haben im strömenden Regen geschlafen, ohne was zu merken. Wir haben gekifft, gebumst, gesungen …«
Benni wurde von der Stewardess unterbrochen, die das Essen servierte. Sie klappten die Tische auf und ließen sich die Tabletts reichen.
»Gekifft, gebumst, gesungen. Hab ich auch noch vor ein paar Stunden.« Ahriman verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen. »Hatte eine 16 Jahre ältere Schnecke in Sydney. War ’ne nette Lady, aber schon leicht angeschrumpelt. Das ist jetzt aus.«
»Einfach so?«
»Ich ruf sie aus der Schweiz an. Wird ’n bisschen sauer auf mich sein, aber das krieg ich hin. Vielleicht halte ich sie mir auch noch ’ne Weile warm.«
»Öfter mal was Neues, was?« Zufrieden fing Benni Ahrimans Blick auf, der mehr als tausend Worte sprach. »Willst du auch noch ’n Glas?«
5.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
22. Dezember 1974
P etra von Felthen hörte, wie die Haustür krachend ins Schloss fiel und eilte in die Diele. Arno klopfte sich Schnee von der Lodenjacke, sodass feine Flocken auf den hellen Teppich in der Eingangshalle rieselten.
Sie warf ihrem Mann einen drohenden Blick zu, den er mit einem spitzbübischen Lächeln erwiderte. Seine ebenmäßigen Zähne blitzten aus dem gebräunten Gesicht und sein Haar leuchtete wie ihre eigene naturblonde Mähne.
»Komm mal her«, sagte Arno. Aufgeregt wie ein Junge zog er Petra heran. Er trat mit ihr an die bis zum Boden reichenden Fenster, schob die schweren Vorhänge beiseite und legte einen Arm um sie. »Schau hinaus.«
Andächtig betrachtete sie sein Werk. Arno hatte den ganzen Nachmittag geschuftet, und erst, nachdem es dunkel geworden war, hatte er die letzte Lichterkette befestigt. Zur Belohnung strahlten mehrere Hundert Lichter von der schneebedeckten Tanne vor dem Haus mit dem Mond und den Sternen um die Wette. Petra kuschelte sich an ihn und dachte daran, wie sehr sie ihn liebte – ihn und die eineiigen Zwillinge Lena und Lisa. Sie waren ihr ganzes Lebensglück, seit sie vor vier Jahren das Licht der Welt erblickt hatten.
»Deine Eltern werden begeistert sein.«
»Wie jedes Jahr«, sagte Arno. »Aber dieses Mal wird es noch besser. Die Augen unserer beiden Engel werden heller leuchten als alle Sterne des Universums. Sie können schon nicht mehr ihre Plappermäulchen halten und reden nur noch vom Weihnachtsmann und seinen Rentieren.«
»Hoffentlich ist dein Bruder rechtzeitig hier, um den Weihnachtsmann zu spielen.«
»Du kleine Schwarzmalerin.«
»Die Wettervorhersage hat für die nächsten Tage heftige Schneefälle vorausgesagt.«
»Benni hat es in den letzten Jahren immer geschafft, sich pünktlich zu
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