Satans Erbe (German Edition)
über den Weg zu laufen. Andererseits, wollte er das überhaupt?
Die Klänge von Sugar Baby Love lagen ihm noch im Ohr, bei denen sie sich zärtlich geliebt hatten. Seit er Ahriman begegnet war, hatte er nicht nur Sex mit einem Unbekannten genossen, sondern auch eine Menge von sich preisgegeben. Normalerweise war das nicht seine Art. Welcher Teufel hatte ihn geritten? Beinahe hätte er laut losgeprustet. Warum musste ihn Weihnachten immer so redselig werden lassen?
Vergiss es, der Sekt hat viel mehr dazu beigetragen …
Er spürte, wie ihm bei diesem Gedanken das Blut in den Kopf stieg. Verdammt, das sollte ihm mit seinen 27 Jahren nicht mehr passieren. Er warf einen verstohlenen Blick zu Ahriman. Eigentlich war er nicht übel. Sah einfach höllisch gut aus.
Benni lehnte sich zurück und ließ den Ohrwurm Oberhand gewinnen. Sugar Baby Love … Die Klänge wollten jedoch nicht zu den Bildern passen, die ihm in den Sinn kamen, nachdem er seine Entscheidung gefällt hatte. Er sah seine Schwägerin vor sich, wie sie ihn letztes Jahr mit einer roten Pudelmütze auf dem Kopf begrüßt hatte. Die Zwillinge waren auf ihn zugestürmt, und als Benni sich zu ihnen hinunterbeugte, hatten sie ihn umgeschmissen und wild mit ihm auf dem Boden herumgetollt.
Wenn er heute Nacht ankam, würden die Racker allerdings leider schon im Bett sein.
Sein Kopf wurde schon wieder schwerer. Der Ruck beim Aufsetzen des Flugzeugs auf der Landebahn sorgte beinahe für eine weitere Peinlichkeit, doch Benni schluckte sie hinunter.
»Alles okay?«
Er wich Ahrimans feistem Grinsen aus. Garantiert wechselte seine Gesichtsfarbe zwischen Rot und Grün. Am liebsten wäre er in eine Bodenluke gekrochen. So blöd wie auf diesem Flug hatte er sich nicht mal als pubertierender Zwölfjähriger benommen.
7.
Psychiatrische Privatklinik
»Sanatorium Hardegg«
Interlaken, Schweiz
24. Oktober 2008
D r. Sibylle Bachmann setzte sich Elisa gegenüber. Sie war aufgewühlt, ließ es sich aber nicht anmerken. Stattdessen sah sie der jungen Frau in die Augen. Zum ersten Mal hielt Elisa den Blick nicht gesenkt, sondern erwiderte ihn mit wachem Interesse. Der Patientin war kein weiteres Wort entschlüpft, seit Sibylle in das Zimmer gestürmt war. Langsam glaubte sie, dass ihre Sinne ihr einen bösen Streich gespielt hatten.
Sie wusste, dass sie vor Verblüffung starr im Türrahmen gestanden und erst Sekunden später Schwester Ulrike gerufen hatte, um die junge Frau in ihr Büro zu bringen. Der Verwüstung nach zu schließen musste Elisa in ihrem Zimmer getobt haben. So hatte sie die Patientin noch nie erlebt, die ganzen, sie überlegte, neun Jahre. Ja, dachte sie, seit fast neun Jahren versuchte sie, eine Bindung zu diesem Mädchen aufzubauen. Eine Zeit voller Hingabe und Enttäuschung.
»Elisa«, begann sie behutsam, »ich habe mich vorhin so gefreut. Du weißt, du darfst mich Sibylle nennen.« Sie lächelte und streichelte Elisas Hände, die wie immer kühl und untätig in ihrem Schoß lagen.
Elisa, das Mädchen ohne Vergangenheit, ohne Nachnamen. Das Mädchen, das man nackt in einem Hauseingang gefunden hatte, nachdem sie missbraucht worden war, vermutlich jahrelang. Die Kriminalpolizei, die Reporter, Hobbydetektive und -psychologen stürzten sich auf ihre Geschichte und waren sich anschließend immer noch nicht einig, wer das Mädchen war, das seit ihrem Auffinden kein Wort gesprochen hatte. Nach drei Jahren stellte die Kriminalpolizei die Ermittlungen ein. Sibylle hätte gern daran teilgehabt, aber sie hatte sich zu Beginn ihrer Karriere nicht für die Rechtsmedizin, sondern für Elisa entschieden. Die Polizei hatte dem Mädchen damals ein goldenes Armbändchen mit eingraviertem Namen, das sie bei ihrem Auffinden getragen hatte, zurückgegeben. Elisa trug es noch immer.
Sibylle maß weiterhin Elisas wachen Blick. Etwas hatte sich geändert, doch was und vor allem, warum?
Es klopfte an der Tür. Schwester Ulrike trat ein und übergab ihr einen Zettel.
»Das habe ich in Elisas Zimmer gefunden.« Ulrike beugte sich vor, strich der jungen Frau über den Arm und verband mit geübten Handgriffen ihre eingerissenen Fingernägel, die Sibylle desinfiziert und mit Tupfern abgedeckt hatte.
Währenddessen wandte sich Sibylle dem Brief zu. Sie bekam kaum mit, dass Ulrike das Verbandsmaterial zusammenpackte und das Zimmer verließ. Nach einer Weile senkte sie das Blatt. Sie konnte nicht glauben, was sie gelesen hatte.
»Elisa, woher hast du das?«
Nur
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