Satans-Krone
zur Hölle haben, sondern auch deren Insignien. Crowley ist viel gereist, und auf einer dieser Reisen schrieb er auch sein Buch des Gesetzes. Angeblich wurde ihm der Text von seinem Schutzengel Aiwaz diktiert, einem Abgesandten des ägyptischen Gottes Hoor-pa-Kraat. Das Buch ist verdammt schwer zu lesen, aber das Prinzip ist leicht zu erkennen. Es heißt: Tue, was du willst, soll das ganze Gesetz sein. Und das lässt tief blicken, Mr. Sinclair.«
»Stimmt.«
Isaak Lambert schaute mich starr an. Er hatte tatsächlich auch grüne Augen. »Kennen Sie Crowley?«
»Natürlich.«
»Sehr gut. Deshalb meine nächste Frage. Haben Sie schon mit ihm oder mit seinem Erbe zu tun gehabt?«
Ich nickte. »Ja, das habe ich leider. In Germany. Es war ein schlimmer Fall, und ich weiß auch, dass Crowleys Jünger oder Anhänger fast ebenso schlimm sind wie er.«
»Das ist sehr gut, Mr. Sinclair. Wirklich, ich freue mich, dass Sie es so sehen.«
»Aber Crowley ist tot«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was Sie noch mit ihm zu tun haben.«
»Gehen wir mal davon aus, dass ich Crowley-Forscher bin. In dieser Eigenschaft habe ich mich nicht nur mit seiner Person beschäftigt, sondern auch mit seinem Umfeld, das bis heute noch nicht verschwunden ist. Er hakt nach, verstehen Sie? Aus dem Grab heraus, als Verfaulter, Vermoderter oder auch nicht - bei ihm weiß man ja nie - ist es ihm möglich, die Fäden zu ziehen. Denken Sie nur nicht, Mr. Sinclair, dass mit seinem Ableben alles vorbei war. Nein, das auf keinen Fall. Crowley ist noch immer gefährlich. Und wie jeder bedeutende Mensch, ob positiv oder negativ, hat auch er ein Erbe hinterlassen. Oder mehrere Erbstücke, so genau steht das nicht fest.«
»Verstehe«, sagte ich, als er eine kleine Pause einlegte. »Ihnen geht es also um seine Erbstücke.«
Er saß schräg und schaute mich aus seiner gebückten Haltung heraus an. »Ja, Mr. Sinclair, um die Erbstücke. Oder um ein Erbstück, das besonders schlimm ist. Deshalb bin ich auch zu Ihnen gekommen, weil wir uns gemeinsam auf den Weg machen sollten, um es zu finden und um großes Unheil zu verhindern.«
»Was ist das für ein Erbe?« erkundigte ich mich.
Diesmal trank er das Glas vor seiner Antwort leer. »Es ist die Satans-Krone.«
Ich saß zunächst einmal unbeweglich und dachte über den Begriff nach. Harmlos hatte er nicht eben geklungen, wobei ich überlegte, ob mir dieser Begriff schon einmal untergekommen war. Erinnern konnte ich mich daran nicht.
Lambert gestattete sich ein leises Lachen. »Sie schauen recht ungläubig, Mr. Sinclair.«
»Das bin ich auch, ehrlich gesagt.«
»Dann ist Ihnen die Satans-Krone kein Begriff?«
»Nein.«
»Es wundert mich.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zog mit Daumen und Zeigefinger die Gesichtsfalten nach.
»Schade, Mr. Sinclair. Ich hatte gedacht, auf einen Fachmann zu treffen.«
»Tut mir leid, wenn ich Sie enttäuscht habe. Ist Ihr Besuch damit beendet?«
»Nein«, erwiderte er fast staunend. »Wo denken Sie denn hin. Das ist er auf keinen Fall. Auch wenn Sie bisher noch nichts darüber gehört haben, kann ich Sie nicht laufen lassen. Wir werden gemeinsam etwas tun müssen.«
»Heißt das, wir sollen losziehen, um die Satans-Krone zu finden?«
»Genau das.«
»Alle Achtung. Da bin ich aber froh, dass Sie zu mir gekommen sind, Mr. Lambert.«
»Wieso?«
»Von allein hätte ich die Krone nie gefunden, denke ich mal.«
»Da haben Sie wieder recht, Mr. Sinclair. Ich weiß ja, dass es sie gibt, aber ich weiß nicht, wo man sie finden kann. Sie ist wieder verschwunden.«
»Dann wissen Sie auch nicht, wer sie hat?«
»Nein.«
»Was wissen Sie überhaupt?«
Isaak Lambert schaute mich bedeutungsvoll an. »Ich weiß wenig, aber trotzdem eine Menge. Da ich Forscher bin, habe ich mich um alles gekümmert, was auch am Rande ablief. Aleister Crowley hat viele Spuren hinterlassen, unter anderem die Satans-Krone. Ich kenne zwar ihr Versteck nicht, aber ich weiß, wie sie aussieht.«
»Ausgezeichnet. Haben Sie eine Zeichnung erhalten, eine Beschreibung oder…«
»Pardon, Mr. Sinclair, viel besser als oder. Ich habe sie sogar gesehen.«
»Wo?«
»Auf einem alten Film.«
Dieser Isaak Lambert überraschte mich immer mehr. »Das müssen Sie mir erklären.«
Er deutete auf seine alte Aktentasche, die er neben seinen Stuhl gestellt hatte. »Dort habe ich den Beweis. Aber ich möchte etwas ausholen, wir müssen uns da einfach Zeit nehmen. Wie Sie wissen, bin ich
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