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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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regulieren. Weitere Verdauungsschmerzen folgen. Blut und Scheiße, ein Schmierfilm rinnt aus seinem Arsch in die Toilette und der Kopf ist ganz weich vor Wehmut. Roland benötigt einige Minuten, um seinem Schmerz Herr zu werden. Er fände es jetzt würdelos, einfach so loszuschreien, denn was würde das ändern. Leute würden die Tür aufbrechen und einen jammernden, erfolgreichen Börsenmakler vorfinden, der zusammengekauert auf einer Kloschüssel abhängt und einfach nur Angst vor Schmerzen und der Zukunft hat. Blutstropfen sprudeln weiterhin dunkelrot durch Rolands Poritze begleitet von todesnahen Emotionseskapaden. Er merkt, dass eine Menge nicht in Ordnung ist, als er zwischen seinen Beinen durchsehend seine Verdauungsproduktion betrachtet und verachtet. Jetzt, in der Sekunde der Krebszuspäterkennung, entschließt er sich für Veränderungen. Ach, es ist nicht wirklich ein Entschluss. Roland ist zu schwach für menschliche Entscheidungen. Er ändert seine Meinung über die Änderung seines Lebens. Diese Entscheidung verwirft er aus Gründen der akuten Schizophrenie innerhalb weniger Sekunden. Wie denn verändern? Was denn verändern? Leben passt doch, lügt sich Roland an. Sein Leben ist ihm aber etliche Nummern zu groß, ein XXL-Leben hat er sich angezogen, der Roland, obwohl ihm vielleicht nicht mal ein Kinderleben passen würde.
    Das Klo neben ihm ist bevölkert von vier Personen, die an sich gegenseitig geringschätzige sexuelle Handlungen vollbringen und nicht müde werden, eigene Körperteile in fremde zu stecken. Die müssten eigentlich Roland wahrnehmen, der nur durch eine dünne Sperrholzwand von ihnen getrennt ist. Also geräuschmäßig und geruchsmäßig müssten sie es eigentlich miterleben, was da nebenan gerade an spiritueller Darmentleerung geschah. Aber sie sind selber laut und völlig wahrnehmungsbehindert. Es regiert lediglich Geilheit, nicht mehr, alle Wahrnehmungszentrensind auf das Verhaken von primären Geschlechtsorganen getrimmt. Dabei machen sie Geräusche, aus denen ihre Dummheit schreit. Sie vergiften sich gegenseitig mit nichtvorhandenen Emotionen. Sabine wird von drei Schwänzen gefickt. Mund, Arsch, Genitalbereich. Wäre ein vierter Typ dabei, sie würde auch noch ihre Nasenlöcher, Ohren oder Achselhöhlen ficken lassen. Sabine spürt nichts. Sie wird beschlafen von Typen, die ebenfalls nicht den Hauch einer Ahnung von der Wahrheit haben. Sabine schreit. Aber lieber Schmerzen als gar nix spüren, denkt sich Sabine und lässt Dinge geschehen, die sich Tiere ausgedacht haben. Ihre Schamlippen bluten wegen erhöhter Penetrationsfrequenz und sie ist überall ganz rot angelaufen. Tolle Pause, denkt sich Sabine, nächstes Mal gehe ich lieber wieder zum Chinesen, denn diese scheiß charmanten Chinesen entführen einen in Welten voller Zuversicht, nur weil sie lächelnd Essen servieren.
    Roland hört das ganze dumme Geficke nebenan auf der Klozelle und befindet sich für Sekunden in einem frivolen Moment. Roland atmet. Und hört zu. Das rhythmische Geficke und die monotonen Lautäußerungen der Beteiligten breiten eine dumme Entspannung aus, die sich auf Rolands Bewusstsein sehr beruhigend auswirkt. Die ganze Atmosphäre, die gerade noch so unattraktiv herumflorierte, nimmt nun den Rhythmus von Sabines Fickgestöhne an. Ah ah ah aaaahhhh ah ah ah aaaahhhh und so weiter. Die Typen sind still, nur ab und zu hört er Körperflüssigkeiten sich mengen und das klingt, als wenn man kräftig auf einen Sahnekuchen haut.
    Roland hat sich ein wenig von seinem Tun und Ansterben erholt. Das versehentlich ausgeschiedene Blut hat ihn schwach gemacht. Er steht auf, taumelt, fällt auf den Toilettensitz, der ihn gnädig wie einen alten Freund empfängt. Er steht erneut auf mit nichts als Unklarheit im Kopf. Die übernimmt ganz sein Bewusstsein und lässt Roland sich sehr verletzt und einsam fühlen. Böse Unklarheit. Kommt einfach so an,steigt aus blutigem Stuhl auf und ermächtigt sich der ohnehin schon kaputten Persönlichkeit Rolands. Die Toilettenspülung muss ganze Arbeit leisten, um das Analmassaker zu beseitigen. Es rauscht friedlich hinab und klingt verdächtig meditativ, findet Roland.
    Roland geht, will noch 'ne Runde arbeiten, fühlt sich aber kaum imstande, überhaupt aufrechten Gang auszuführen. Er steht und Aufstand ist in ihm, all das zu lassen, was er vorhat. Alles in Roland sträubt sich gegen seine Person. In ihm ist nur Opposition. Er stolpert auf's Börsenparkett zurück, wo der

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