Satt Sauber Sicher
Das Sexualobjekt dann zusammengefaltet und ab inne Handtasche und zu Hause nach Feierabend wieder aufgebaut." Jungspund Lars, gerade mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre fertig, aber mit dem des Lebens noch lange nicht, tut breihirnig und lüstern kund: "So einer bin ich. Kann nur mich selbst produzieren und massenhaft fürchterlich fruchtbares Sperma ... Ey, ich bin legendär ..." Geringschätzigkeit in Sabines Blick, sie muss nicht lange nach Worten suchen, nach Zigaretten in ihrer Handtasche schon noch eine Weile. "Ne, lass mal kleiner Mann, von dir hab ich schon gehört, frau hier sagt, dein Schwanz ist zwar nicht sehr lang, aber dafür sehr, sehr dünn."
"Das ist ungefähr so, wie wenn einer sagt, also ich bin jetzt zwar voll den Umweg gefahren, hab aber dafür auch extrem teuer getankt, hahaha", versucht Hendrik einen durchaus durchdachten Witz in die Atmosphäre zu lenken. Der Mann hat Humor, das wissen alle. In Roland bricht die Wahrheit an, er macht sich schon seit langem Gedanken über Werte, Gegenwerte und das Dumme am Kapital. Er zögert, die Runde lacht zu Ende, sogar der Lars, der den Witz zwar nicht verstanden hat und deswegen nur für die Statistik lacht. "Wisst ihr eigentlich", beginnt Roland zögerlich und leise seine Ausführung, "dass es für die meisten Aktien, mit denen wir hier handeln, überhaupt keinen realistischen Gegenwert gibt. Alles ein riesiger Fake. Alles worauf wir hier unsere grundlegende Existenz gründen ist lüge, lüge, lüge! Uns entrinnt die Realität. Und wir alle sitzen hier planlos und reden über Zwischenmenschlichkeit und Zerbrochenheit in unserer Verworrenheit. Was ist nur mit uns los?" Ignoranz. Keiner antwortet Roland, nein, Lars überhört ihn und bezieht sich einfach auf vorangegangenes Sexualgeplauder. In seiner bekannt selbstdarstellerischen Art preist sich der pseudopotente Pseudohengst selbst an: "Was? Wer sagt den so was? Mein Schwanz ist der schmackhafteste von allen ... Man nennt mich auch Turbo- Lars, den Geschwindigkeitsficker. Meine stahlharte Jugend sollte eine Sünde wert sein, Fickfrosch." Er blinzelt Sabine an. Lars als personifizierte Kontaktanzeige, doch aus Sabines Blick gleitet die Erfahrung einer viel beschlafenen Frau. "Ja, vielleicht für die schwulen Freaks da hinten, die immer noch meinen, der Dax wohnt in diesem Bau. Diese Anzugständer mit Ministändern." Sabine raucht kurzatmig und fährt dann fort: "Minderjährige haben mich noch nie wirklich interessiert." Jörg hat auch eine Wortmeldung. Er ist ansonsten sehr schüchtern, was öffentliches Reden betrifft, aber manchmal sagt er brutal schlaue Sätze, die aus seinem Erfahrungsschatz entspringen. "Ab 35 braucht man halt Viagra, um noch Spaß zu haben." Sabine bindet plötzlich ihr Interesse an Jörg, der mit diesem Satz, so platt er auch war, scheinbareinen Reiz ausgelöst hat. Sie fixiert ihn mit einem Blick, aus dem die Hormone der Ungeficktheit stieren. "Hast du was dabei?", fragt Sabine atemlos und hastig, während sie das Endstück einer Filterzigarette in einen Aschenbecher quetscht. Jörg antwortet in ungekannter Coolness: "Aber immer ..." Kurze Pause. Sabine kramt in ihrer Handtasche. Dabei fixiert sie Jörg mit einem mütterlichen Blick, aus dem Arroganz und sexuelle Empfindsamkeit rinnen. Sie haucht ein "Toilette? Schnellfick?" in Jörgs Richtung und der findet sich in einer Lage, die ihm mindestens vier Nummern zu groß ist, und aus seinem Mund fallen unsichere Worte wie ein leicht genuscheltes, weil aus der Überforderung entsprungenes "... mmmhhh, ich weiß nicht ...". "Sicher! Toilette! Schnellfick!", Lars bietet sich als Ersatzmann an und seine stumpfe Jugendlichkeit übertrumpft Jörgs alternde Skepsis. Sabine verdreht die Augen, weil sie weder den einen noch den anderen eigentlich meinte. "Du doch nicht, du Loser! Hendrik? Toilette? Schnellfick?" Der Angesprochene hebt eine Kaffeetasse vom Glastisch ab und nippt daran, bevor er Sabine anschaut und geduldig langsam, weil seiner sexuell anlockenden Ausstrahlung bewusst, sagt: "Sabinchen, elendes Sabinchen. Alle Geilheit fressendes Sabinchen. Du beschlafenswertes altes Mädchen. Wir haben doch Pause. Eben noch Kaffee auftrinken, aber dann komm ich mit." Da ist kein Lächeln, kein unkontrolliertes Gesichtsmuskelzucken auf seinem Antlitz zu entdecken. Die Routine des Erfolges des sexualisierten Ausdrucks. Hendrik trinkt sein koffeinhaltiges Heißgetränk in einem Zug runter, auch hier verzieht der Mann keine Miene. In
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