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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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seinem Palast der Coolness ist er der Weltherrscher. In Sabine hingegen ist Kirmes. Das zeigt auch ihr Gesicht. Ein Lächeln, die freudige Erwartung der sexuellen Momenterfüllung. Jetzt will die Sabine Besucher im Genitalbereich. Möglichst viele. Die Angespanntheit der Sehnsucht kann bei ihr nur ein schwanzgemachter Orgasmus vernichten.
    "Ach, kommt doch einfach alle mit, ich geb 'ne Runde Quickies aus. Auch für dich, Jungspund." Sabine deutet dabei auf Lars. Der fühlt sich auserwählt. Und artverwandt dazugehörig. Kevin jubiliert, als er Sabines wahnsinnige Fickbereitschaft wahrnimmt. Aus seinem Kopf verabschiedet sich das Blut, weil es einige Stockwerke tiefer zu tun hat. Und was soll es schon in seinem Kopf, das Blut, da hat es eh kaum was zu tun, lediglich der Wiederholungsmechanismus des Blutkreislaufs bestimmt das Vorkommen in dieser Region.
    Lars, Sabine, Jörg und Hendrik stehen nahezu gleichzeitig auf und gehen Richtung Toilette. Da wird dann wohl mal wieder gefickt werden. Auf zum würdelosesten aller möglichen Fortpflanzungstänze: dem Toilettenfick. Roland kennt das. Er hat da auch schon mal mitgewirkt. Auch mit Sabine und mit anderen. Er weiß um die dumme, sexuelle Aggression und das plumpe Verhalten der Genitalverschmelzung. Er fühlt sich nicht nach ficken. Sein Trieb ist ohnehin ziemlich niedergestreckt. Er denkt lieber. Roland bleibt allein sitzen und widmet sich seinen Gedanken. Nippt dabei am Kaffee, der nur noch eine lauwarme Temperatur aufweist. Lässt seinen Blick schweifen, versucht in sich zu gehen und bemerkt ausschließlich verschlossene Türen, undurchschreitbar. In diesem Kapitaltempel ist es nahezu unmöglich, menschliche Gedanken aufzubauen, die über die Erfüllung von Grundbedürfnissen hinausgehen.
    Dann bekommt er einen heftigen Stuhlgangreiz. Verbunden mit einem Schmerz, der ungefähr das Gefühl darstellt, als würde man sich aus zwei Meter Höhe mit dem Arschloch direkt auf einen in den Boden gerammten und angespitzten Besenstiel fallen lassen. Zieht sich vom Darm in den Kopf und fühlt sich an, als müsse er sein Gehirn ausscheißen. Roland verkrampft sich. Sein Unterleib blubbert, irgendwas ist da drin, was da nicht hingehört. Wär vielleicht ganz gut, sein Gehirn rauszukoten, hätte man damit schon mal keine Last mehr, denkt der Roland. Sein eigenes Gehirnformschön durch Analschleimhäute gepresst und dann nichts mehr denken müssen. Das Gehirn fällt in die Toilette und abgezogen wird. Das Gehirn trudelt dann so durch unterirdische Rohre, kommt irgendwann an der Nordsee an und wird dort von kleinen Scampikindern aufgegessen. So könnte es passieren, wenn die Welt in Ordnung wäre.
    Roland geht zielstrebig zum Toilettentrakt. Er geht schnell. Eigentlich geht er immer schnell, aber besonders jetzt. Eleganter, schneller Gang. Sein Körper weist aber erhebliche Dysfunktionen in Sachen Wahrnehmung und Orientierung auf. Er erkennt einige entgegenkommende Gesichter nur verschwommen und läuft an Türen vorbei, hinter denen er bereits seinem Drang hätte nachgeben können. Einige Schritte müssen gerannt werden. Eine Tür muss aufgerissen werden. Dann wieder zugeknallt die distanzierende Tür und dahinter verschanzt. Hinter dieser Tür ist die Ruhe der Abgeschiedenheit von den allzu entspannten Lügnern des Kapitalmarktes. Es ist für Roland eine Wohltat, diese Tür schließen zu können. Dann schnell den Unterleib entblößt und den Arsch in die Schüssel gesessen.
    Der Toilettentrakt ist sauber und glänzend. Viel Chrom. Viel Glas. Reflexionen, die im Auge schmerzen. Jede Stunde wird hier geputzt. Jede Stunde. Jede beschissene Stunde wird hier der Stuhlgang der Besserverdienenden von Schlechterverdienenden weggemacht. Eine freundlich, aber nicht albern grinsende Osteuropäerin kommt mit einem Eimer voller Chemie und rubbelt mit Zellstofftüchern an den Oberflächen der Toiletten und Waschbecken. Gut macht sie das. Lustlos ist sie. Sie hat vier Kinder, darum tut sie das. Würde hätte sie auch gern, aber sie hat nur diesen Lappen und diesen kleinen grünen Eimer ...
    Da kommt auch schon, begleitet von Todesgeruch (feuchtes Laub meets fünf Jahre Schimmelkultur), eine Pfütze Blutkacke aus Rolands Analöffnung runtergeplätschert. Klatscht in die Schüssel und macht sie rot und braun und unaushaltbar todesähnlich riechend.
    Dem Raum fehlt plötzlich zuversichtlicher Sauerstoff. Roland atmet seinen Untergang ein, als könne er dadurch die Atmosphäre verändern oder

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