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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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Spaß in die Trostlosigkeit des späten Lebens.
    Hubert kann sich nicht aufs Lesen konzentrieren, wenn Karla isst. Ihre Haltung, sitzend am Tisch, allein wäre schon ein Grund, ihreinfach so eine Gabel in die Wange zu stechen, diese selbstzufriedene, emanzipierte Frauenhaltung. Gerader Rücken, die Brust provokativ nach vorn gedrängt, die Beine übereinandergeschlagen. Warum sitzt sie so, fragt sich Hubert. Das Geräusch, das das Zerkaute zwischen ihren Zähnen macht, die Feuchtigkeit ihres zähen Speichels, all das ekelt ihn massiv an. Karla vermutet Verschwörungen gegen sich hinter der Tageszeitung. Zerbricht sich minütlich räuspernd den Kopf. Guckt in eine Tina, so heißt ihre Zeitschrift mit Vornamen. Die Tina begleitet die Karla schon länger und sie beratschlagt sie. Sie gibt ihr Hinweise, Horoskope und eine Rätselseite, um sich klug und überlegen zu fühlen. Karla und Tina sind so richtig gute Freundinnen, auch wenn Tina jede Woche neuen Themenschlamm absondert, den Karla aussaugen darf. Diese Freundschaft ist gereift. Karla nähert sich einem Artikel, von dem sich ihr Geist nähren will. Darin steht, dass es Frauen gibt, die ihren Mann mit über sechzig verlassen, weil sie doch mal erkannt haben, dass er ein Arsch ist. Aha, denkt Karla, sieht ihr Problem mehr als deutlich, erkennt aber nicht die Chance, trinkt Kaffee und schmatzt absichtlich laut an ihrem Brötchen rum.
    Hinter der gegenübersitzenden Zeitung ist deswegen Blutdruck 180. Die Worte und Bilder aus der Zeitung bewegen sich vor Huberts Augen hin und her. Nicht zu erfassende Sinnhaftigkeit. Er versucht, einen Artikel über Fußball zu fixieren, sieht aber nur Buchstabensuppe und Bilder von Jungkickern drum herum. Dann geht's wieder und der Artikel sagt, dass Frauen der natürliche Feind des Fußballs sind. Die ganze Emanzenlitanei schreibt sich da einer von der Seele. Bauchmänner, die Bier schlürfend Länderspiele gucken, werden fast in einen Sack mit Vergewaltigern und anderen Perversen gesteckt. Dagegen sollten sich Männer entschieden wehren, schreibt der frustrierte Kolumnist. Weiter schreibt er, dass er es satthabe, wenn die Frauen so einen sozialen Psychodruck auf ihn ausübten.
    Das tut ja weh. Hubert leidet mit dem Mann, blättert aber um und ihn interessiert ja auch das Wetter für die nächsten Tage, aha Nieselregen.
    Nächster Artikel aus der bunten Betonkopfzeitung. Eine Kleinstadt bewohnt von gewöhnlichen Deutschen. Einem bestgutintegrierten Afrikaner hat eine deutsche Randalegruppe das Gehirn entfernt in rabenschwarzer, undurchsichtiger Nacht. Die Manier von Psychos. Geprügelter Hund. Der Schädel allseits offen. Die Münder der Umstehenden auch. Auf der Suche nach Moral findet Hubert kein Mittel sich zu finden. Deutschland ist so krank. Vielleicht wird es wieder Lichterketten geben müssen. Muss man eigentlich immer hierbleiben, nur weil man hier geboren ist? Hubert weiß es nicht. Was wäre das für ein Leben, in dem da nicht täglich diese Frau ist, dieses ewig schmatzende Ding, ohne diesen ewigen Zwang zur Unkrautvernichtung, ohne den Blick auf das, was Realismus ist? Hubert hat Hunger nach einer warmen Zufriedenheit, nach Verwöhnaromen; irgendwie sehnt er sich nach seiner Mutter, ihrem Geruch und ihren Handlungen, nach einem Stück behaglicher Kindheit, nach einem Leben ohne Träume, weil alles da ist.
    Mensch isst sich nicht satt, weil mensch hasst. Der Kaffee wird nachgeschenkt, dafür die Blätter kurz gesenkt. Milch und Zucker rein und die Anspannung geht nicht weg. Die tanzt im Raum. Und tritt heftig gegen die Köpfe der Ehepartner. Die merken nur die Erschütterungen in ihren Hirnen und halten das für Lebendigsein und zweifellose Wahrhaftigkeit. Ein Stück Gewohnheit.
    Karla muss kacken. Ein Stück bahnt sich den Weg vom Dickdarm Richtung Anus. Sie wirft wortlos die Tina auf den Tisch, so dass die Kaffeetasse übersuppt. Stellt einen Blick her, gafft durch die gegenüberliegende Zeitung aufdiesen ausgeblichenen, farblosen und vor allem unscharfen Mann, der da, wie sie denkt, selbstzufrieden abhängt, und hält das, was sie sieht, für ein Bündel zusammengeknülltes und benutztes Toilettenpapier. Dann geht sie raus aus dem Zimmer und die räumliche Distanz macht erst mal ein Lächeln an und danach sofort Skepsis. Was ist, wenn er in meinen Kaffee pisst? Würde ich das schmecken? Dann hätte ich endlich einen Grund, ihn mit der Kaffeekanne totzuprügeln. Sie genießt zwei Räume weiter analen Ausklang. "Mit

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