Satt Sauber Sicher
fühlt sich wie ein Mann mit Hindernissen. Wegrauchen. THC kommt. In die Blutbahn. Ein schöner Nachmittag bahnt sich an. Sonnenstrahlen draußen, drinnen fröhliches Breitsein im Schatten. Dazu eine Musik, deren Schall von den Wänden abprallt und älter ist als die beiden Jungs zusammen. "... she loves you, yeah, yeah, yeah, she loves you, yeah, yeah, yeah ...", spalten die Beatles die entspannte Stille, die nur von Ein- und Ausatemgeräuschen gefüllt ist. "Stell dir mal vor, Mann, die Frau tät sich jetzt in dich verlieben, wacht auf und sucht dich die ganze Nacht in der Stadt." Simon philosophiert mit dem Ernstfall.
Kevin mit roten, kleinen Augen, ein wenig zugekiffter als zuvor und von dieser Vorstellung wenig amüsiert, spricht in die Beatlesmelodien: "Kann ich mir nicht vorstellen, die macht bestimmt öfter so was und hat bestimmt jetzt schon den nächsten Typen in sich." Kurz denkt Kevin über die Gefahren von Aids nach, die dann aber beim Zug am Joint zu lustigen Bildern werden. Da sind bettlägrige Clowns in seinen Gedanken, die im Angesicht des Todes aus Blumen Wasser spritzen. 19-Jährige dürfen nicht sterben, zumindest nicht ohne in einer Band gewesen zu sein oder eine politische Revolution angezettelt zu haben. Kevin hat beides noch nicht, er ist ein Junge ohne viele Interessen.
Breitsein. Das Konsumieren schlechter Hip-Hop-Platten. Außerdem alte, zeitlose Musik, die Kiffer halt so hören. Kranke Filme. So viel zu Kevins Interessen. Simon teilt diese Art von Freizeitgestaltung gern. Die Jungs rauchen dann noch so einige Gramm Gras in Tabak gemischt und der Abend gestaltet sich mehr als lustig. Bekiffte Philosophie. Pseudophilosophisches Gebaren, aber kein gedankliches Wegkommen. Wo kommen wir her? Wo checken wir hin? Checken wir überhaupt was? Kiffen. Über müde Grenzen hinweg kreisen Joints und Gedanken. Das Pickelpack macht sich breit.
Die Beatles wurden von den Doors abgelöst und Jim Morrison ist tot. Er ist sogar irgendwie toter als Kurt Cobain und John Lennon zusammen. So was von total tot der Typ, schon zu Lebzeiten. Wie der ein Wort mit Klang verband, finden beide faszinierend. Jim Morrison war eine Gestalt zum Sichreinversetzen. Ein Mann mit positivem Scheißegalflair und so was von künstlerischem Anspruch. Die Poesie seines Willens. Ein warmer Sommerregen aus Wort und Geräusch. Break on through to the other side und was findet sich da? Die Melange. Jesus Morrison. Musikalischer Heiland. Das Übertriebene zur Norm gemacht. Wie schön.
"Musik von Toten hat so was Zeitloses", sinniert Kevin und guckt seine Hände an, die sich nicht bewegen, irgendwie aber doch. Ein Flattern in seinem Blick, als wären seine Augenlider die Schwingen eines Kolibris. Kleiner Kopfvogel singt. Flattert die Wahrnehmung zur Verständigung mit der Welt.
Nach den Doors ist noch Johnny Cash zu hören und Kevin und Simon werden "melachkomisch". Das ist der Zustand, in dem man dann von Lachflash zu Lachflash springt, nicht mehr imstande ist, irgendetwas unlustig zu finden und selbst in ernsthaften Gedanken immer den Witz findet. Simon und Kevin also im Bauchschmerzkoma. Lachen sich Bauchmuskeln an. Kugeln sich übers Sperrmüllsofa, Kevin fällt sogar runter, der Joint wird aber gerettet. Weiterrauchen. And the beat goes on. Johnny Cash singt väterlich gestimmt mit verstimmter Gitarre von Weibern, Pferden, Waffen und einer Liebe, die es nicht gibt. Er reibt seine auf CD konservierte Stimme durchs Zimmer und Stimmstaub bleibt in den Ohren der Jungs liegen, die sich damit wohlfühlen. Warme Behaglichkeit. Die Sinnlichkeit des Herumsitzens.
Simon kommt die Idee, noch einen Film zu konsumieren. "Ich hab den neuen Fred Fantasy-Film Die dumme Hupe oder so, ach ne, Die stumme Ursel. Ich mach mal rein wa, zum Chillen", bereitet der zugedröhnte Simon auf die anstehenden kulturellen Ereignisse vor. Kevin kann nur noch nicken, alles andere wäre grad zu aufwendig für den Kreislauf. Also nickt er und grinst mit leuchtender Debilität das aufflackernde TV-Gerät an, das ein Licht durch das abgedunkelte Zimmer macht, als sei dort gerade ein Raumschiff gelandet. Simon fummelt am DVD-Player rum und schon läuft der Vorspann. Die stumme Ursel. Klingt schon mal interessant, aber wahrscheinlich klingt in den Ohren der Jungs alles interessant, was mehr als zwei Worte hat. Breitheitsausbreitung. Zwischendurch trinken die Jungsviel Wasser, damit vom Kiffen nicht die Mundhöhlen verkleben. Der Film kommt in die Gemüter.
Der
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