Satt Sauber Sicher
unüberlegt nach Hause geschickt worden ist. Die Pistole ist das Wertvollste, was das einhändige Kind vorzuweisen hat, nicht mal das eigene Leben ist so viel wert wie eine Pistole, die wirklich schießen kann. Im Kind trommelt ein Lied, mit einem Text wie diesem:
Der Hass über viele Jahre verinnerlicht und angestaut Wird durch einen widerlichen, kranken Mord nicht abgebaut
Doch der Wahnsinn hat seinen Platz in meinem Ich Er wurde ständig unterdrückt und sah noch nie das Tageslicht Doch der Ausbruch ist geplant eine Waffe ausgesucht Die Krankheit meines Geistes stinkt und ist verrucht Doch ich bin der festen Überzeugung, dass mein Streben gerechtfertigt ist Sehe ich die Bürger, ihre Häuser doch ich bin ständig angepisst Menschen werden sterben Häuser werden brennen Durch meine Hand Durch meinen Willen Ihr Wichte, ihr Wichte Ich mache euch zunichte Ich habe heute Lust auf Streit Ich schieße euch die Fresse breit Wer antritt gegen meinen Zorn Der hat den Kampf sofort verlor'n In meinem Kopf da tobt ein Krieg Der macht mich furchtbar aggressiv
Amok: Amok: Amok
Wenn ich dich auf der Straße seh Glaub nicht, dass ich vorüber geh Dann wirst du Opfer meiner Wut Und ertrinkst in deinem Blut
Amok: Amok: Amok
Die Sonne geht langsam unter An diesem blutigen Tag Doch für mich ein Tag des Glücks Ausbruch aus Gefangenschaft Die Situation ist eskaliert Ich hab gelacht Ihr seid krepiert Ihr blutet aus Ich hatte Spaß Die letzte Kugel für mich Das war's Doch der Wahnsinn hat kein Ende, kein Ende ...
Das geht in dem Kind vor, als es in seiner zittrigen, kleinen Hand die Waffe hält und sich mächtig, göttlich und für den Augenblick gemacht fühlt. Das machen Waffen mit Kindern.
Jetzt geht das Kind zum Colastand, wo es vorhin von dem französischen Mann abgewiesen worden ist. Der hat das Kind vertrieben, weil kleine, dunkelhäutige Bettler ihn extrem nerven und weil er Karla kennenlernen wollte. Das Kind legt an. Alle Passanten lassen alles passieren und ignorieren das einarmige Kind, das eine Waffe auf zwei zufriedene Europäer anlegt. Es schießt Pistolenmunition in Menschen. Die fangen an zu bluten und fallen um oder es fallen Teile von ihnen ab. Einfach so. Das Kind ist außer Atem und lässt beim Anblick, den es sich zurechtgeschossen hat, die Pistole in den Sand gleiten ...
Vernichtungsgeschichten
Peter ist in einem Pub. Der Pub hat eine hölzerne Dunkelheit, die etwas Kuscheligkeit ausstrahlt. Also wenn man Verwesung für kuschelig hält. Es riecht nach Bier, Zigaretten und Männergesprächen und deren Ausdünstungen. So dumm kommen wir nicht mehr zusammen. Frauen sind nicht anwesend. Peter findet das schade, weil es manchmal, eigentlich sehr häufig "Befruchtung, Befruchtung" in ihm schreit, er aber nur zuhören kann, wie es in ihm schreit und er seinen Penis ins Leere kotzen lässt. Peter ist ein sonderbarer und sympathischer Mensch und das nach eigener Einschätzung. Jetzt sitzt er hier auf einem Barhocker. Hockt rum, will eigentlich nichts außer ruhige Gelassenheit, monotone Männerdummheit, frisch gezapfte Biere aus schlecht gespühlten Gläsern und langsam betrunken werden. Dabei ist dem Peter die Langsamkeit wichtig. An das Alleineausgehen hat er sich gewöhnt. Peter passt sich dem Geruch des Pubs an. Auch das findet langsam statt, aber er merkt es. Ob das auch andere an sich merken, dass Räume von ihnen Besitz ergreifen.
Die Luft ist schwer zu atmen und in ihr liegen sowohl Gedanken der Demut als auch des Sieges. Arbeitendes Volk knallt sich hier den Feierabendrausch rein. Und unterhält sich größtenteils auf einem Niveau, auf dem mensch sich grad die Haare kämmen oder die Schuhe zubinden kann. Vielleicht ist Peter deswegen so gerne hier, weil ihn dieser Ort an seine Arbeit erinnert. Einige dieser Gäste scheinen haarscharf am Down-syndrom vorbeigeschlittert zu sein. Sprechen und saufen können, reicht für dieses Etablissement.
Sein Leben ist manchmal eine Comedyshow ohne externe Lacher. Also es passiert etwas Witziges und nur Peter kann drüber lachen. Nurer allein, weil auch nur er allein diese Witze des Lebens überhaupt wahrzunehmen imstande ist. Peter schaut sich um, er ist ein intensiver Beobachter. Wenn er was richtig gut kann, dann ist es Bilder, die der Tag ihm vor die Füße schmeißt, intensiv zu beobachten und zu analysieren. Er scannt mit seiner Menschenkenntnis den Wirt, der dickbäuchig und doof glotzend Bier zapft und zwischendurch selber an Gläsern nippt, die er sich
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