Liebesschloesser
Felix und Simon
Ich bin ein Idiot! Ein verdammter Idiot! Lächerlich, wie ich hier in der Kneipe sitze und ihm zusehe. Wieso tue ich mir das an? Wieso lasse ich mich ausgerechnet hier volllaufen? Vor seinen Augen!
Er beachtet mich nicht.
Er bedient mich auch nicht.
Als ich vorhin seinen Arm festgehalten habe, hat er mich angefaucht. Einige Gäste haben sich nach uns umgedreht und ich habe ihn sofort losgelassen. Vielen Leute kennen mich und das weiß er auch. Trotz meiner inneren Entschlossenheit, ihn zurück zu erobern, bleibe ich doch nur ein Feigling …
Jetzt sitze ich allein an der Theke und habe das nächste Glas Ramazzotti in der Hand. Keine Ahnung, wie viel ich bereits getrunken habe. Auf jeden Fall setzt die Wirkung des Alkohols viel zu langsam ein. Das Chaos in meinem Kopf soll endlich aufhören. Seit Tagen schwirren unzählige Gedanken darin herum und lassen mich nicht mehr schlafen. Bei der Arbeit bin ich unkonzentriert und kann wahrscheinlich dankbar sein, dass es in den letzten Tagen so ruhig war. Manchmal hat das Leben in einer Kleinstadt nicht nur Nachteile … die geringe Kriminalität ist auf jeden Fall ein Vorteil.
Ich finde keine akzeptable Lösung. Nichts, was mich aus dieser Misere herausholt, ohne Schaden zu nehmen. Ich ihn will, kenne den Namen für dieses elende Gefühl in meinem Herz, für den Schmerz, den es auslöst, seit er weg ist. Es ist Liebe! Er ist alles, woran ich denken kann. Jede verdammte Sekunde ist er in meinem Kopf. Die Erkenntnis ist nicht neu, trotzdem erschüttert sie meine Grundfesten.
Ich will ihn küssen, ihn unter mir fühlen, seine Haut berühren. Will ihn in meiner Nähe. Er soll bei mir sein, wenn ich vom Dienst nach Hause komme, neben mir einschlafen. Ich will in seinen Armen den Job vergessen, mich von seiner Jugend anstecken lassen.
Jetzt ist es zu spät dafür!
Ich habe ihn weggejagt, verletzt und verscheucht, wie einen räudigen Kater, weil ich mir nicht eingestehen wollte, dass ein Mann so viel mehr für mich sein könnte.
Männer sind nur zum Spaß, zum Vergnügen. Flüchtig, unkompliziert und möglichst hart. Ein schneller anonymer Fick nach einem schweren Einsatz, um den Kopf frei zu bekommen, um manche Tragödie nicht im Alkohol ersäufen zu müssen. Genau das macht für mich Männersex aus.
Ich brauche kein stundenlanges Vorspiel und auch kein Kuscheln hinterher. Diese Energie hebe ich mir für Frauen auf. Frauen stehen darauf. Sie wollen verführt, geküsst und verwöhnt werden. Das ist anstrengend, viel Arbeit und wenig Vergnügen. Deshalb liebe ich den Ausgleich. Für mich stand immer fest, dass ich eines Tages eine Frau heiraten würde. Ich will eine Familie, Kinder, einen Hund, dazu ein kleines Häuschen im Grünen. Die perfekte Idylle, so wie es die meisten meiner Kollegen vorleben. Outing war niemals Thema. Ein schwuler Polizist ist nicht gerade sehr angesehen, schon gar nicht in der Provinz. Ich will die Achtung meiner Kollegen nicht verlieren, mich nicht ihren Blicken aussetzen, nicht den Vorurteilen begegnen. Sicherlich könnte ich für mehr Toleranz und Akzeptanz kämpfen. Auch hier gibt es eine Szene … und Aktionen, an denen ich mich beteiligen könnte. Aber das ist in meinem Lebensplan nicht vorgesehen. Ebenso wenig wie dieser Junge, der nun alles auf den Kopf stellt, mich zweifeln lässt und mein Herz zum Bluten bringt.
Ich reibe mir die Augen, trinke einen weiteren Schluck und drehe mich suchend um. Gekonnt schlängelt er sich mit einem Tablett durch die Menge. Mein Blick bleibt an ihm hängen. Er ist groß, überragt mich um fast zehn Zentimeter. Dazu ist noch so unglaublich jung! Viel zu jung für mich! Wir passen nicht zusammen. Wie oft habe ich mir diesen Satz in den letzten Tagen um die Ohren gehauen? Aber geholfen hat es nichts. Ich bin verrückt nach ihm.
Einer der Gäste flüstert ihm etwas ins Ohr. Er lacht und nickt ... Eifersucht brennt sich durch meine Eingeweide. Er sieht so wunderschön aus. Ich bilde mir ein, dass ich trotz des schummrigen Lichtes die kleinen Grübchen in seinen Wangen sehen kann. Seine Lippen formen Worte … dieser Typ legt den Arm um seine Hüfte. Tätschelt er etwa seinen Arsch? Ich will mich wegdrehen, kann aber nicht und starre ihn weiterhin an. Er streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht und lächelt. Ich mag seine strubbelige Frisur, seine Haare sind weich und duften nach Lemongras. Er ist die Versuchung pur, wenn er mir unter dem viel zu langen Pony einen sehnsüchtigen
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