Satt Sauber Sicher
beziehungsweise aus seiner Sicht zerstört hat.
Das Mädchen Sonja ist ja eine kluge Studentin und sitzt und schaut immer noch Richtung Bühne. Eigentlich sieht sie nur die fetten, roten Vorhänge, die die Bühne hinter sich verstecken. Die Putzfrau ist irgendwann fertig und macht das Licht aus, sie beachtet das Mädchen nicht mehr. Keinen Ärger. Machen Job gut, bringen Geld heim. Zu Hause schreien Kind aus mangelhaft Zuversicht an Leben. Mann? Mann tot. Weggeschossen mit Wodka oder Pistole. Tür zu und gut ist. Auf Wiedersehen.
Das Mädchen Sonja sitzt nun in der Dunkelheit des Theaters. Sie hört nur ihren Atem, der leise in sie rein- und dann auch schnell wieder rausgeht. Die Umgebung ist in sattes Schwarz getaucht. Sonja ist glücklich. Das Alleinsein in dieser postkulturellen Stille rührt das Mädchen zu Freudentränen. Diese gleiten ganz langsam über ihre unreine Haut und bleiben an den Mundwinkeln kleben. Das Mädchen leckt sich die Tränen von den Mundwinkeln und genießt die Nacht, die salzig, nass und klar schmeckt. Holz knackt, weil der Boden, das ganze Theater lebendig ist, und irgendwo ist ein Fenster nur halb geschlossen und Wind kommt rein. Das Mädchen grinst durch die Dunkelheit der Vollkommenheit ihres Glücks wegen. Sonjas Blicke entzerren den Raum, zaubern Endlosigkeit in ihren Kopf.
Andere Leute träumen davon, eine Nacht im Supermarkt abzuhängen, um alles mal fressen oder spielen zu können. Nicht so die Sonja. Sie wollte immer schon mal in einem frisch bespielten Theater übernachten. Ein Theater, das immer noch wie eine Hure daliegt, die noch zwischen den Beinen blutet, und der Freier hat grad die Tür zugemacht und ist auf dem Weg zu seiner Ehefrau. Theater, du Nutte. (O-Ton Theater: Leckt mich fett, ihr Ankläger ... So scheiße bin ich gar nicht, ich muss nur richtig in Szene gesetzt werden, ich Divafundgrube ...) Traumschlaf. Sonja bleibt sitzen. Pech nur, dass sie am nächsten Morgen so hässlich ist wie zuvor. Allerdings fühlt sie sich schöner undstärker, asynchron mit dem Realismus. Traumgeburt. Aber zunächst schläft sie einen gerechten Schlaf. Dieser Schlaf ist so gerecht, dass er eigentlich ins BGB gehört. Schlaf der Gerechtigkeit? Schläft die Gerechtigkeit? Woher kommt eigentlich dieses beschissene Sprichwort?
Das Theater schweigt, die ganze Kunst schweigt, während das Mädchen im dicken roten Polstersitz nächtigt und einigen Träumen nachhängt.
"Ich will nie mehr so leer sein wie weißes Papier, denn meine Realität ist nicht die allgemeingültige Realität. Ich will der Start einer Rakete in die Unendlichkeit des Weltalls sein. Ich will wahrgenommen werden wie eine Massenschlägerei in einem Jazzclub. So wie Herzensfieber. Die Erkenntnis aber sagt mir, labert mich mit sich selbst voll, dass Denken, bloßes, großes Denken das intensive Leben verstümmelt." Das ist die Großartigkeit von Sonjas Gedanken.
Sie entkommt ungesehen in den frühen Stunden des nächsten Morgens und da ist ein Grinsen auf ihrem Gesicht, das sich nicht mehr zu ihrem gewöhnlichen Ausdruck umgestalten lässt. Auch nicht mit Gewalt. Denn Gewalt, das wissen wir doch alle, ist die Kapitulation des Geistes.
Im Institut der Leere
Ich will nie mehr so leer sein wie weißes Papier, denn meine Realität ist nicht die allgemeingültige Realität. Ich will der Start einer Rakete in die Unendlichkeit des Weltalls sein. Ich will wahrgenommen werden wie eine Massenschlägerei in einem Jazzclub. So wie Herzensfieber. Die Erkenntnis aber sagt mir, labert mich mit sich selbst voll, dass Denken, bloßes, großes Denken das intensive Leben verstümmelt. Diese Sätze denkt die unschöne Sonja beinahe täglich in dieser Reihenfolge. Sonja ist in Gedanken, stolpert über kleine Beschränkungen ihres Geistes. Der Hirnprozess ist doch nur Chemie. Lediglich eine Abfolge von Zufällen. Sonja sucht Struktur im Denken. Und findet nur Gedanken an die Menschen. Gedanken wie diese hier: "Wir über uns, Hals über Kopf, ich über Standard ... Fuck art, let's kill ... der Aufstieg des Untergangs ... have Gefühlsabitur or Bewusstseinstherapie and die! Weil es immer extremer wird und man blind ist und nicht erkennt, dass der Fall vom Glück ins Unglück immer tiefer wird und der Weg nach oben immer steiler ... Aus diesem Grund ... eine Beschreibung dessen, was ist, denn sicher ist das Ist, immer wieder ist das Ist" sicherer als das Ich ..." Zirkulation. Der Winterschlaf ist vorbei. Da betäubte sich die Sonja mit
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