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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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deswegen hierhergezogen, weil sie sich so vor Hans sicher fühlte.
    Zottel ärgert sich ein bisschen darüber, dass ich nicht auf die Vampir-Nummer reingefallen bin. »Ich wirkte wohl nicht glaubwürdig«, sagt er traurig. »Dabei wollte ich, dass du so richtig Manschetten vor mir bekommst. Ich gelte als guter Darsteller. Hätte ich William Wallace gespielt, wie das eigentlich ursprünglich geplant war, dann wäre alles anders verlaufen. Diese Rolle hätte ich mit Bravour gemeistert. Aber William wollte unbedingt den Bösewicht mimen, und mir blieb nichts als eine unwürdige Nebenrolle.«
    Jetzt hat er auch gar nicht mehr diesen griesgrämigen Gesichtsausdruck, sondern sieht aus wie ein Stofftier, das man sich am liebsten ins Regal setzen würde. Zottel, der so gern böse sein will, wirkt richtig lieb und sympathisch.
    »Ich fand, du hast das toll gemacht«, versichere ich ihm. »Sogar Angst hatte ich vor dir.«
    »Angst? Vor mir?«, fragt er fassungslos. »Das hat ja noch nie einer zu mir gesagt. Danke!« Zottel freut sich.
    »Komm, trink ein Glas mit mir«, schlage ich vor, weil ich immer noch in Sektlaune bin.
    »Nein, danke«, sagt Zottel. »Ich trinke keinen Alkohol. Ich trinke nur Vorzugsmilch.«
    »Aha.« Jetzt begreife ich, warum noch nie jemand Angst vor ihm hatte.
    »Ich werde mir in Zukunft einfach noch mehr Mühe geben«, beschließt er dann. »Damit ich gleich für eine Hauptrolle in die engere Auswahl komme.«
    »Bestimmt hast du bei deinem nächsten Auftrag mehr Glück«, stimme ich ihm zu, wobei ich wieder bete, dass es keinen Auftrag mehr gibt.
    »Jedenfalls ist ja jetzt alles gut.« Er steht auf und streckt sich. Dann setzt er sich zu mir und Hubertus, der meine Hand hält. Er schaut Hubertus an.
    »Du, das wollte ich die ganze Zeit schon wissen. Du gehörst ja gar nicht zur Gruppe, oder? Jedenfalls hab ich dich vorher nie hier
gesehen. Ich war nämlich längere Zeit verreist, bevor das mit dem Auftrag losging, und habe die anderen gar nicht gefragt.«
    Hubertus sieht ihn mit seinen dunklen Augen an. »Wer weiß das schon?« Er legt den Arm um mich, und nun schaut er mich an. »Wie gut, dass du ein neuer Mensch geworden bist, Helene. Das ist sehr, sehr schön. Ganze Arbeit. Versprich mir, dass das so bleiben wird. Ich werde das Meine dafür tun, dass du nie wieder die Alte wirst.«
    »Natürlich wird das so bleiben. Ich schwöre es!« Ich bin so froh! »Wir sind auch froh«, schwabbeln die ehemaligen Weißhemden kichernd durcheinander. »Dass das alles vorbei ist. Das ist doch kein Leben nicht, wenn man immer nur gebissen wird und sonst nichts zu sagen hat. Was hat denn das mit Schauspielkunst zu tun?«, fragt der eine, und ein anderer nickt. »Es ist sehr stressig, immer die Klappe halten zu müssen. Keine Ahnung, ob ich den Job weitermache. Ich will mich ja fortbilden. Wenn man gebissen wird, bildet man sich doch nicht fort, oder?« Die anderen Weißhemden nicken. »Vielleicht orientieren wir uns um«, und dann beginnen sie zu diskutieren, wie diese Umorientierung aussehen könnte.
    »Ihr wart echt klasse«, sage ich zu ihnen, weil ich das auch wirklich finde. »So überzeugend tumb hat mich noch keiner reingelegt.«
    »Hahahaha«, machen die Weißhemden überglücklich, als sei ich ein Hollywood-Regisseur, der sie gerade über den grünen Klee gelobt hat, weil sie es nach dem neunzehnten Versuch doch noch geschafft haben, in einem Westernfilm, in dem gerade ein Bösewicht in den Saloon kommt und »Hände hoch!« ruft, so auszusehen, als würden sie sich ob der gezogenen Knarre fürchten.
    »Gut«, sagt Hubertus und steht auf, streicht mir über die Wange, beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Kuss. Seltsamerweise strömt ein kalter Luftzug über mein Gesicht. »Leb wohl«, sagt er.
    Was um Himmels willen meint er denn jetzt damit?
    Dann dreht Hubertus sich um und geht zur Tür. Der Heuler steht auf und folgt ihm demütig. Die Jungen, die von der Gruppe mitgebracht wurden, liegen auf einer Decke und schlafen. Offenbar ist der Heuler Hubertus hörig, und er ist ihm wichtiger als seine Jungen. Um die wird man sich später kümmern und möglicherweise ein Tierheim informieren müssen. Komisch, sonst klebt der Heuler doch immer an mir. Aber vielleicht weiß er ja instinktiv, dass seine Rolle jetzt zu Ende ist, der kleine Racker. Kurz überlege ich, aufzustehen und zu ihm zu gehen, weil ich das Bedürfnis habe, ihn zu streicheln, einfach so, ich bin ja jetzt ein guter Mensch! Aber der Heuler

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