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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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    »Dreizehn Euro achtzig.«
    »Kannich … kannich … äh, hicks … mit Karte zahlen?«
    »Nein, können Sie nicht. Das hatte ich Ihnen aber vor Fahrtantritt bereits gesagt.« Meine Finger trommeln auf dem Lenkrad herum. Das dauert mir schon wieder viel zu lange.
    Der ziemlich angetrunkene Gast brabbelt so etwas wie »Blöde Kuh« vor sich hin und lallt dann: »HamSienich.«
    Doch. Habe ich. Ich sage es
immer
. Weil nämlich das Kartenlesegerät schon seit ungefähr einem Jahr nicht mehr funktioniert und ich auch überhaupt nicht einsehe, es reparieren zu lassen. Weil nämlich die Garantie schon abgelaufen ist und ich das selbst bezahlen müsste; und dazu habe ich keine Lust, keine Lust, keine Lust. Diese Herumstreiterei mit dem Kartenlesegeräthersteller würde mich zermürben, und ich bin zermürbt genug. Man würde mir des Weiteren vorwerfen, ich hätte doch sehen müssen, dass ich keine EC -Karte, sondern einen Mitgliedsausweis der Barmer Ersatzkasse durch den Schlitz gezogen und damit die komplette Elektrik zum Brachliegen gebracht hatte. Mich nerven solche Diskussionen, weil sie zu nichts führen, und zu nichts habe ich keine Zeit.
    »Ich
habe
es vorher gesagt. Dreizehn Euro achtzig. Es wird nicht weniger, wenn Sie rummeckern.«
    Der Fahrgast schnaubt und kramt umständlich in seinem Portemonnaie. Dann drückt er mir zwanzig Euro in die Hand, sagt »Mir ist schlecht« und kotzt mir im nächsten Augenblick in den Nacken. Er hat Sauerbraten gegessen. Und Knödel. Pfanni halb
und halb. Das rieche ich sofort. Wenn man Taxi fährt, lernt man so was. Meine Laune ist jetzt noch beschissener als vorher. Auch, weil ich den Wagen jetzt erst mal grundreinigen kann und mir wegen des Ausfalls Geld durch die Lappen gehen wird.
    Der Fahrgast öffnet die Tür und fällt aus dem Auto.
    Ich lasse ihn liegen, verzichte darauf, ihm das Wechselgeld hinterherzuwerfen, und trete aufs Gaspedal. Was für ein idyllischer Dienstagabend! Es ist zwar warm, fast zu warm für den Juni, aber es regnet. Ein Scheißabend. Rosenkohl hat er auch noch gegessen. Wie eklig ist das denn? Rosenkohl bleibt ewig haften. Außerdem ist Rosenkohl meines Erachtens ein Wintergemüse, er muss es tiefgefroren gekauft haben.
     
    Zwei Stunden später stinke ich immer noch nach dem halbverdauten Braten, obwohl ich Ewigkeiten unter der Dusche gestanden habe. Der Wannenboden sieht aus, als hätte ich Blätter verloren. Wegen des Rosenkohls. Das Telefon klingelt. Weil ich hoffe, dass es die Reinigungsfirma ist, gehe ich dran; ich gehe sonst nie ans Telefon. Weil ich Telefonieren hasse.
    »Hallo.«
    »Spreche ich mit Helene Messmer?«
    »Hm.« Hm ist immer gut.
    »Hier ist Nicole Wiedekopf, ich rufe von der Marktforschungsagentur
Bauer und Sohn
an. Frau Messmer, wie geht es Ihnen?« Ich sage nichts.
    »Das ist aber schön. Frau Messmer, ich stelle Ihnen jetzt ein paar Fragen, die Sie bitte mit Zahlen beantworten. Das geht so: Sagen Sie eins, trifft die Frage sehr auf Sie zu, und das geht dann so weiter bis zur Zahl zehn, da trifft dann die Frage gar nicht auf Sie zu.
    Haben Sie das verstanden?«
    Meine Laune ist keine Laune mehr, sondern ein untragbarer Zustand.
    »Haben Sie eine Waschmaschine?«, will Frau Wiedekopf fröhlich von mir wissen.
    Wie soll ich diese Frage denn anders beantworten als entweder mit eins oder mit zehn? Sage ich zwei, trifft es dann ein bisschen auf mich zu, dass ich eine habe? Sage ich fünf, bin ich dann mit mir am Ringen, ob ich eine habe?
    »Was soll der Quatsch?«, frage ich Frau Wiedekopf zurück, die daraufhin glockenhell auflacht und nun ihre absolvierten Rhetorikschulungen herausholt: »Das war lustig, was? Ich wollte Sie nur ein wenig auflockern. Sie scheinen mir eine sehr sympathische Frau zu sein.« Bestimmt möchte sie, dass ich jetzt sage: »Hahahahaha, Sie aber auch, Sie aber auch! Sie sind mir vielleicht eine, mich so aufs Glatteis zu führen.« Und dann könnten wir zusammen lachen, und ich könnte noch lockerer werden, ihr sogar die Marke meines Weichspülers verraten und mich mit ihr darüber austauschen, dass das mit dem Wäschewaschen früher ja viel komplizierter war als heute. Und Frau Wiedekopf würde sagen: »Ja, ja, wir können uns glücklich schätzen, dass wir in einer Zeit leben, in der wir die Laken nicht mehr auf der Bleiche trocknen müssen.« Vielleicht würde Frau Wiedekopf sogar noch ein Witzchen erzählen, und ich wiederum wäre irgendwann so locker, dass ich einfach so auseinanderfalle und in

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