Sautanz (German Edition)
es geht um den Wald in Langebichl.«
Kommentarlos erhob sich Dorli und klopfte an Koflers Bürotür. Das »Herein« ließ lange genug auf sich warten, dass sich die schöne Babsi wieder vollständig ankleiden konnte, nahm sie an. Konnten die nicht zu Hause ihre überschüssigen Hormone abbauen? Ekelhaft!
»Was gibt’s?« Koflers Stimme klang ungehalten.
»Möglicherweise Arbeit. Der Förster ist da. Wegen dem Wald in Langebichl, soll ich sagen.«
Kofler winkte die schöne Babsi hinaus. »Er soll no an Moment warten. Ich muss mal für kleine Buben.«
Kofler schickte ihr einen schelmischen Blick. Angeekelt wandte Dorli den Kopf ab. Oh mein Gott. Für kleine Buben! Hoffentlich schilderte er ihr nicht auch noch das Ergebnis seiner Bemühungen in allen Details.
»Der Max sitzt draußen. Holen S’ ihn halt dann rein.«
Der Kofler nickte. Dann rief er Dorli hinterher, als sie eben den Raum verlassen wollte. »Wir zwei müssen auch miteinander reden. So geht des net weiter.«
Der Meinung war Dorli auch. Dem Gespräch sah sie trotzdem mit recht gemischten Gefühlen entgegen.
Am Abend meldete sich Lupo.
»Hallo Dorli. Laut der Witwe und dem Freund Smekals war der Mann der reinste Engel auf Erden.«
»Glaubst du das im Ernst?«
Dorli, die gerade bügelte, klemmte das Telefon zwischen Schulter und Kinn, damit sie ihre Bluse fertig glätten konnte. Dann stellte sie das Bügeleisen ab und zog den Stecker.
»Sicher nicht. Engel werden normalerweise nicht mit einer Riesenwunde im Bauch über Bord ihrer Segelboote geworfen.«
»Noch weißt du nicht, ob er nicht gefallen ist.«
»Ein gefallener Engel. Das ist gut!«
»Lupo, du weißt, dass ich das nicht so gemeint hab.«
Lupo lachte. »Ja, aber es passt. Sag, hast du nicht Lust, mit mir auf Spurensuche zu gehen?«
»Wie denn?«, antwortete Dorli und gab sich gleich selbst die Antwort. Sie hatte noch jede Menge Resturlaub aus den diversen Jahren, wo sie nicht ihren ganzen Urlaub verbraten hatte. Weil sie so gern mit ihrem Chef, dem Altbürgermeister, zusammengearbeitet hatte. Und im laufenden Jahr war sie überhaupt nicht auf Urlaub gewesen, weil die Schöne erst gekündigt worden, dann verschwunden und danach in Untersuchungshaft gewesen war. Der Bürgermeister dagegen war in Trauer und dann mit der Schöne auf Urlaub gewesen. Die Aussicht, auf ein, zwei Wochen weder ihn noch die blöde Trutschen Babsi zu sehen, war höchst verlockend. Mit Lupo zu versuchen, einen Fall aufzuklären, ihn zu beobachten, wie er sich auf seinem Terrain bewegte, ebenso. Pfeif drauf, ich nehm gleich drei Wochen!
»Weißt du was, Lupo? Ich nehme mir einfach Urlaub. Ich ruf dich morgen an.«
8
Erich Smekal besaß eine kleine Baufirma und eine Spedition, die vor allem Lkws für die Müllabfuhr stellte, sowie Container für Schutt und Sperrmüll. Vermutlich war er mit seiner Handvoll Lastwagen kaum eine Gefahr für den Platzhirsch, die Spedition Transalpin. Aber man konnte nie wissen. Dorli und Lupo wollten sie zuallererst unter die Lupe nehmen. Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand die Konkurrenz aus dem Weg geräumt hätte. Oder hatte die Müllmafia ihre Hand im Spiel? Gab es kleinere Transporteure, die mitmischten? War Smekal in irgendwelche dunkle Geschäfte verwickelt, die ihm den Tod gebracht hatten? Viele Fragen, keine Antworten.
Außerdem mussten sie sich in Erich Smekals Firma umsehen und die Mitarbeiter befragen. Wie sie zu dem »Engelmythos« standen. Hier würden sie anfangen.
Die Firma hatte ihren Sitz in der Industriestraße in Leobersdorf. Dorli verkofferte sich einmal, weil sie nicht damit rechnete, dass die Querstraße zur Industriestraße genauso hieß. Interessante Namensgebung. Gegenüber der Feuerwehr fragte sie schließlich einen Mann, der mit seinem übergewichtigen asthmatischen Pudeldackelirgendwas-Mischling am Straßenrand dahinschlich. Bei dem Tempo, das die beiden draufhatten, konnten sie maximal zweihundert Meter von zu Hause entfernt sein. Es sei denn, sie machten einen Tagesausflug. Dann könnten sie auch um die Ecke wohnen. Er würde sich hier sicher auskennen.
Sie musste noch einmal rechts abbiegen. Die Einfahrt zur Firma lag nämlich in der Gewerbestraße.
Der Himmel hatte sich langsam dunkler gefärbt, und die Wolken hingen ziemlich tief. Es war zwar erst elf Uhr Vormittag, doch man hätte meinen können, es wäre nach Sonnenuntergang. Dazu wehte ein strammer Wind aus Nordost, sodass sich die mageren zehn Grad bedeutend kälter anfühlten.
Die
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