Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Rundum-Kur du auch immer hattest, krieg ich auch was davon?“ Der Kreisführer konnte kaum mehr an sich halten.
„Im Gegensatz zu euch ist dieser Mann erwachsen geworden. Das ist der Grund, warum ich euch als meinen Vertreter nicht alleine losschicke.“ Karaz tat so, als würde er schmollen. Filyma hatte die ganze Zeit danebengestanden, mischte sich aber jetzt ein.
„Es ist mir eine tiefe Freude dich zu sehen.“
„Onkel Savin.“ Noch ehe jemand reagieren konnte drängelte sich Mineshka durch die Umstehenden und umschlang den Magier mit beiden Händen. Sie schluchzte und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Stoff. Entschuldigend zuckte er mit den Schultern.
„Heute scheint der Tag der Tränen zu sein“ Er betrachtete das Mädchen und legte ihr sanft eine Hand auf den Kopf. „Darf ich vorstellen: Mineshka, meine Ziehtochter, die ab dem Frühjahr eine eurer Schülerinnen sein wird, Karaz.“ Savinama ging in die Hocke und zog dem Mädchen liebevoll die Haare aus dem Kragen des Mantels. Es war ihm egal, dass ihn alle beobachteten. Mit dem Zeigefinger stupste er ihr auf die Nase.
„Du weißt doch, dass ich nicht einfach weggehe. Hier hast du viele Freunde um dich herum, die auf dich aufpassen werden.“ Shorbo hielt ihr aufmunternd die Hand entgegen.
„Hallo kleines Mädchen.“ Eingehend musterte er das Kind. Es war Jahre her, dass er Mineshka zum letzten Mal gesehen hatte. Weder Haarfarbe noch Augen passten zu den Eltern, doch die Gesichtszüge hatte sie eindeutig von Ineana.
Das Mädchen zögerte verlegen und gab ihm schließlich die Hand. Höflich knickste sie, wie es sich ihrem Alter geziemte. Ohne eine Regung schaute sie Shorbo von unten herauf an, fragend und gleichzeitig forschend. Shorbo ließ unter seinem Bart ein Grinsen erahnen. Jetzt sah er, welche Veranlagung sie von ihrem Vater mitbekommen hatte. Savinama legte seine Hände auf ihre Schultern.
„Magst du nicht wieder zu den anderen zurückgehen? Um zu sehen, wo dein Zimmer ist?“
„Du gehst auch nicht einfach weg?“ Der Magier seufzte, zog etwas Kleines aus der Innentasche seines Mantels und überreichte es ihr.
„Ganz sicher nicht. Das ist für dich, aber mach es nicht eher auf, bis du auf deinem Zimmer bist. Versprochen?“ Mineshka ergriff die kleine Schachtel behutsam, dann beugte sie sich ganz schnell vor, gab ihm einen Kuss auf die Wange und lief zu den anderen zurück.
Viele interessierte Blicke folgten dem Mädchen und betrachteten den Serva Liyiells. Savinama bemerkte es nicht, denn sein Herz gehörte in diesem Moment allein dem Kind.
47.
Mineshka saß auf ihrem zugeteilten Bett. Sie hatte ein Zimmer mit vier anderen Kindern zusammen, die gerade aufgeregt ihre Sachen auspack ten. Mineshka hielt in ihren Händen Savinamas Geschenk. Sie zog vorsichtig, fast als könne es zerbrechen, die kleine Schleife auf, die das helle Papier umgab und konnte die Spannung kaum ertragen. Langsam hob sie den Deckel hoch, linste hinein und schlug eine Hand vor den Mund. Nie zuvor hatte Savinama ihr etwas geschenkt. Überhaupt bekam sie recht selten etwas, aber dies hier wog alles auf. Nein, es übertraf alles. Liebevoll hob sie die weiße Glasfeder aus der Schachtel. Vorsichtig betrachtete sie die kunstvoll gravierte Spitze und drehte dann die Feder so, als wollte sie etwas schreiben. Sie lag, wie selbstverständlich in ihrer Hand. Allein für sie gemacht.
Was hatte sie sich mit der Schrift gequält, konnte sich an viele Nachhilfestunden bei ihrem Ziehvater erinnern, an die Tränen, die manchmal geflossen waren, doch das letzte halbe Jahr war sie wesentlich besser geworden.
Ihre Augen strahlten. Ehrfürchtig legte sie die Schreibfeder zurück in die mit Samt ausgeschlagene Schachtel, legte den Deckel darauf und presste sie fest an sich.
„Ich werde ganz viel lernen, dass du stolz auf mich bist.“
Filyma und Karaz zeigten Savinama seine Unterkunft. Die mitgereiste Priesterin packte seine Sachen aus und half ihm aus dem Mantel. Savinama zog die Handschuhe aus und legte sie auf den Schreibtisch.
Karaz schaute schweigend zu, wie sie alles beiseite räumte und sich dann verbeugte.
„Wünscht ihr noch etwas?“ Der Magier schüttelte den Kopf und winkte sie hinaus.
„Ich bin auch Serva, warum hab ich das nicht?“ Karaz erhob sich von der Kante eines kleinen Tisches, der vor dem Kamin stand, in dem ein Feuer brannte.
„Vielleicht musst du dir das erst verdienen“, zog ihn Filyma auf. Sie wandte sich dem Magier zu.
„Nun komm und
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