Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Worten verließ er endgültig jenen Ort, der schon seit vielen Jahrhunderten Geschichten weitergab.
50.
Sie ritten den halben Morgen hindurch. Sieben Schüler begleiteten die beiden und schwatzten unaufhörlich, angesteckt von den warmen Sonnenstrahlen.
Sie alle waren um die 16 Jahre alt, denn Arthol wusste, dass sie später ein Stück laufen mussten. Der Weg war für die Pferde zu beschwerlich und für kleine Kinder zu gefährlich.
Am Fuße eines Berges ließen sie die Tiere zurück und schritten fröhlich weiter.
„Ich bin damals sehr oft hier gewesen.“ Savinama hatte bereits nach einer Stunde Probleme beim Atmen.
„Damals? Warum jagst du mich dann als alten Menschen hier hoch?“ Arthol blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
„Du solltest dich mehr bewegen und weniger Zeit hinterm Schreibtisch verbringen.“
Der Weg wurde immer steiler und schmaler, bis sie nur noch hintereinander vorwärts schreiten konnten. Sie mussten auf ihre Füße achtgeben, überall lag Geröll. Savinama glaubte irgendwann das Rauschen von Wasser zu hören und als sie um eine Biegung kamen, wurde sein Verdacht bestätigt.
„Jessas mea“, entfuhr es ihm. Vor ihnen erstreckte sich eine senkrechte Felswand, in dessen Mitte ein riesiger Spalt klaffte. Tief unter ihnen schoss aus diesem Riss die Flut eines Flusses und ergoss sich mit lautem Getöse in die Tiefe. Die Gischt, die dabei aufgewirbelt wurde, verhinderte den Blick auf den Grund des Tals. Nur hier und da lugten einzelne Baumkronen hervor. Am oberen Rand des Wassernebels, aber immer noch weit unter ihnen, kreisten majestätisch zwei Drachen.
„Atemberaubend, oder?“, flüsterte Arthol mit verträumter Stimme. Die Jugendlichen knieten auf dem Boden und sahen hinunter. Der Schrei eines Greifvogels klang zu ihnen herüber.
„Diesen Ort nennen wir Darimea.“
„Das Tal der Träume“, übersetzte Savinama ehrfürchtig.
„Aé, es wurde vor mehr als einem Jahrhundert von Arjanell so benannt.“ Einer der Jungen strahlte.
„Arjanell war Kreisführerin, zusammen mit ihrem Mann Reshisere.“
„Aé. Lasst uns weitergehen. Wir brauchen noch etwa eine Stunde, dann kommen wir oben auf dem Plateau an.“ Arthol warf einen letzten wehmütigen Blick hinunter, dann gingen sie weiter.
Savinama betrachtete seinen Freund von hinten schweigend. Bei dem Namen Arjanell hatte Arthol traurig ausgesehen. Er wusste aus dem Geschichtsunterricht, dass diese Frau die Urgroßmutter von Ineana gewesen war. Konnte es sein…?
Während der Magier behutsam seine Schritte auf dem unebenen Weg setzte, fiel ihm auf, dass er nicht wusste, wie alt Arthol eigentlich war und warum er sein Leben alleine verbrachte. Er nahm sich gerade vor Arthol bei einem gemütlichen Glas Wein danach zu fragen, als ein erschrockener Ausruf von vorne Erklang.
„Chrishkas!“ Augenblicklich blieben alle stehen. Das Mädchen zeigte ein Stück unterhalb von ihnen auf den Weg. Im Schatten eines hervorstehenden Felsens konnte man ein Tier ausmachen. Groß, dunkel und unheilverkündend. Es hatte den Kopf zu Boden gesenkt und schnupperte an ein paar Steinen, dann trat es aus dem Schatten heraus. Es hatte die Figur eines Wolfes, war aber wesentlich größer. Das Fell schwarz, mit einzelnen weißen Haaren durchsetzt. Trotz der Entfernung wusste der Magier, wie groß ein Chrishka war. Er war ihnen auf seiner Reise durch Natriell begegnet und hatte sie aus einem Versteck heraus beobachtet. Kein Wesen in der alten Welt konnte einem Magier so gefährlich werden wie sie. Ihr Biss war meist tödlich, denn sie besaßen lange, scharfe Zähne und keine Magie der Welt konnte diese Bisse heilen, wenn es der eigene Körper nicht schaffte.
Der Chrishka hob den Kopf. Wie auf ein stummes Kommando fuhren alle zurück und pressten sich mit dem Rücken an die Felswand. Doch das Gestein war lose und kleine Brocken fielen den Abhang hinunter.
Außer dem Knirschen der Steine war es still. Doch dann erhob sich ein lautes Heulen, das ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Los vorwärts! Und passt auf, dass ihr nicht zu viel Geröll lostretet“, forderte Arthol leise aber energisch auf. Ängstlich gingen sie dicht hintereinander weiter, hofften, dass das Tier sie nicht bemerkt und nicht ihre Witterung aufgenommen hatte, denn ein Chrishka jagte niemals allein.
Sie kamen um eine Biegung, etwa drei Meter unter ihnen begann das Plateau.
„Und was machen wir dann?“, fragte Savinama leise von hinten. Arthol gab keine
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