Sawyer
Männer hätten dich wie eine Büffelherde überrannt, wenn Sawyer nicht versucht hätte, dich für sich zu behalten. Soweit ich weiß, waren sie ziemlich wütend, weil er ihnen einige Einschränkungen auferlegt hatte.“
„Einschränkungen?“
„Er wollte nicht, dass man dich belästigt. Für ihn schien das nicht gegolten zu haben. Allerdings ist es das erste Mal, dass ich miterlebt habe, dass er eine Situation aus genutzt hat. Weißt du“, fügte Pearl nachdenklich hinzu, „ihm war das offenbar gar nicht klar. Er wollte dir und den Kindern dabei helfen, sich hier einzuleben. Ich weiß genau, dass er nie die Absicht hatte, sich in dich zu verlieben.“
Abbey wandte sich ab, weil ihr die Tränen in die Augen traten. Sawyer liebte sie nicht, das hatte er ihr mit seinem Heiratsantrag bewiesen. Er hatte lediglich Angst, dass sie einem anderen das Jawort geben könnte. Erst am Vortag hatte er behauptet, niemals heiraten zu wollen.
„Bis später, Pearl“, brachte sie schließlich hervor.
Ihre Freundin warf ihr einen besorgten Blick zu. „Ist alles in Ordnung, Liebes ?“
Abbey nickte, obwohl es nicht stimmte. Sie hatte sich in Sawyer verliebt, und das machte ihr Angst. Immerhin hatte sie bereits einmal die bittere Erfahrung gemacht, dass sie eine schlechte Menschenkenntnis hatte, was Männer betraf. Sie verspürte plötzlich eine seltsame innere Leere und versuchte, die Tränen wegzublinzeln.
Abbey war schon fast zu Hause, als ein Transporter auf sie zukam und schließlich stoppte. Obwohl sie den Mann, der hinter dem Steuer saß, noch nie gesehen hatte, kam er ihr irgendwie bekannt vor.
„Hallo“, grüßte er.
„Hallo“, erwiderte sie und schniefte ein wenig.
„Ich bin Charles O’Halloran.“
„Abbey Sutherland.“
Charles runzelte die Stirn. „Können Sie mir vielleicht sagen, was hier vor sich geht?“
Sawyer saß in seinem Büro und spielte mit einem Stift. Jedes Mal, wenn er mit Abbey gesprochen hatte, hatte er alles nur noch schlimmer gemacht. Als er sie auf dem Flugplatz gesehen hatte, war ihm klar geworden, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Er wusste immer noch nicht, warum sie sich ihm gegenüber so verhielt, und sie wollte es ihm anscheinend auch nicht sagen.
Er hatte seinen Stolz, aber er hatte ihn geschluckt und war ihr ins Restaurant gefolgt. Dort hatte er sich wie ein Verrückter aufgeführt. Er war noch nie in seinem Leben eifersüchtig gewesen, und er wusste nicht, wie er mit diesen Gefühlen umgehen sollte. John, Pete, Duke, Ralph, Mitch und die anderen waren schließlich seine Freunde – oder sie waren es bisher zumindest gewesen.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und sein älterer Bruder betrat das Büro. „Charles!“ rief Sawyer und sprang auf. „Schön, dich zu sehen. Seit wann bist du wieder im Lande?“
„Seit ungefähr einer Stunde.“ Charles setzte den Rucksack ab, den er trug, und stellte ihn in die Ecke. Dann ging er zur Kaffeemaschine, um sich Kaffee einzuschenken.
Er sah gut aus – sonnengebräunt und vital. Die Leute sagten oft, er wäre eine größere, schlankere Ausgabe von Sawyer.
Sawyer kannte seinen Bruder gut genug, um zu merken, dass ihn irgendetwas beschäftigte. „Hast du ein Problem?“
Charles seufzte, bevor er einen Schluck trank. „Kannst du mir vielleicht sagen, wie es möglich ist, dass dein Gehirn innerhalb weniger Wochen aufweichen konnte?“
Sawyer lachte. „Du hast also von den Frauen gehört?“
„Genau das meine ich.“
„Wir haben sie hergeholt. Und es kommen noch mehr.“
„Wir?“
„Christian und ich. Midnight Sons.“
„Sollen sie hier wohnen?“
Sawyer nickte und wurde wieder ernst. Er hatte damit gerechnet, dass Charles nicht viel von ihrem Plan halten würde. „Wir hatten die Idee, ihnen die alten Blockhäuser anzubieten, die Dad damals gebaut hat, und zusätzlich acht Hektar Land. Als Gegenleistung müssen sie sich bereit erklären, ein Jahr in Hard Luck zu leben und zu arbeiten.“ Noch während er sprach, wurde Sawyer klar, wie lächerlich das in Charles’ Ohren klingen musste. Ihm war es schließlich genauso ergangen, wenngleich er seine Meinung nach Abbeys Ankunft revidiert hatte.
„Heißt das, die Frauen sollen in diesen alten Blockhäusern
wohnen
?“ erkundigte Charles sich ungläubig.
„Wir haben sie auf Vordermann gebracht, Charlie. Sie sind ziemlich … sauber.“
Charles knallte seinen Becher auf den Tisch. „Seid ihr beide völlig verrückt geworden?“
„Nein. Wir haben getan, was wir
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