SB 122 – Gefangene der SOL
verstehe ich, warum Maso derart zufrieden wirkte, als er diese Passagiere abschieben konnte.«
»Uns wird es ähnlich gehen«, argwöhnte Hyhldon. »Dennoch: Wir wissen nicht, ob diese Leute tatsächlich Feinde sind.«
»Bedarf es weiterer Beweise?« Tomason wies auf einen Kontrollschirm, auf dem zu erkennen war, wie der Attentäter langsam eingekreist wurde.
Die Nachricht von der Geiselnahme hatte sich herumgesprochen. Ein Abgesandter der Ais war in der Zentrale erschienen und hatte auf die diplomatischen Folgen hingewiesen, sollte der Kommandant Yarskins Leben leichtfertig aufs Spiel setzen.
»Habt ihr die beiden anderen aufgespürt?«
»Sie sind bislang unauffindbar«, antwortete Tanwalzen. »Ich habe vor wenigen Minuten eine Information erhalten, dass sie möglicherweise zur Erntemannschaft vordringen wollen.«
»Das muss unter allen Umständen verhindert werden!«, stieß Tomason hervor.
»Irgendwie kann ich mir diesen Vorfall nicht erklären«, sagte der High Sideryt. »Mallagans Verhalten ergibt überhaupt keinen Sinn. Und ich müsste mich schon arg täuschen, wenn die beiden anderen, mit denen ich geredet habe, unehrlich sein sollten.«
»Deine Menschenkenntnis in Ehren, Tanwalzen, aber sie bringt uns nicht weiter. Wir müssen die beiden Flüchtlinge schnellstens herbeischaffen.«
»Was hast du vor?«
»Vielleicht kontern wir Mallagan mit seinen eigenen Waffen«, sagte Tomason unruhig. »Wir drohen ihm damit, einen seiner Gefährten zu töten, wenn er nicht aufgibt.«
»Dem kann ich niemals zustimmen, Kommandant Tomason.«
»Ich kann dem auch nicht zustimmen, und ihr wisst, dass ich niemals zu einer solchen Lösung Zuflucht nehmen würde. Aber wenigstens drohen darf ich damit, oder?«
»Das wird Unruhe bei unseren Leuten auslösen.«
»Und was er jetzt treibt, dieser Surfo Mallagan, löst Unruhe beim Rest der Besatzung aus. Die Ais sind aufgeregt; der Freund von Yarskin macht seine Prodheimer-Fenken hysterisch.«
»Sollen wir den Fall klären?«
Tomason zögerte. Der Vorschlag war verlockend. Was immer auch geschah, die Verantwortung lag bei den Technikern des Spoodie-Schiffs. Aber genau das war es, was Tomason als bewährter Kommandant keinesfalls zulassen durfte: dass ihm die Verantwortung entglitt.
»Ich danke für das Angebot«, sagte der Krane schließlich. »Du wirst einsehen, dass ich diese Angelegenheit erledigen muss.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde den Raum mit Betäubungsgas fluten lassen.«
»Und wenn das Zeug bei Mallagan nicht wirkt?«
»Warum sollte es das nicht tun?«, fragte Tomason zurück.
»Er ist vielleicht darauf vorbereitet ...«
»Das Risiko muss ich eingehen. Habe ich deine Zustimmung, High Sideryt?«
Tanwalzen verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. »Der Appell an mein Amt ist unwiderstehlich«, sagte er. »Falls die Sache schiefgeht, werde ich meinen Leuten erklären, dass wir nicht anders handeln konnten.«
»Und noch etwas, High Sideryt ...!«
Tanwalzen sah den Kranen aufmerksam an.
»Lasst die Solidarität mit euresgleichen nicht zu stark werden«, sagte der Kommandant. »Wir müssen die beiden fehlenden Passagiere aufstöbern und festsetzen, auch wenn sie euch sympathisch sind.«
»Ich werde die Techniker entsprechend unterrichten«, sagte Tanwalzen unbewegt.
Das Gas, geruch-und geschmacklos, ließ selbst sehr große Lebewesen in aller Regel so schnell besinnungslos werden, dass sie nicht einmal mehr dazu kamen, zu erschrecken – geschweige denn eine zielstrebige Handlung vorzunehmen. Das Gas zerlegte sich zudem recht bald in harmlose chemische Bestandteile, die von der Klimaanlage abgesaugt wurden. So betrachtet konnte der Angriff nicht fehlschlagen.
»Jetzt!«, bestimmte Tomason.
Die Ventile wurden geöffnet. In der Übertragung war das Zischgeräusch deutlich zu vernehmen. Der Gasangriff würde nur drei Minuten dauern, dann sollte das Betäubungsgas abgesaugt werden. Bis dahin war es ohnehin schon in seine unschädlichen Bestandteile zerfallen.
Das Einzige, was Tomason während des Wartens als angenehm empfand, war die Tatsache, dass das Spoodie-Schiff auch diesmal pünktlich auf Kran landen würde. Stets war das Schiff rechtzeitig zur Stelle gewesen, wenn das Orakel es gebraucht hatte.
Die Positronik meldete, dass sie damit begann, das Gasgemisch abzusaugen.
»Dringt vor und nehmt den Burschen fest!«, ordnete Tomason an. »Keine Waffengewalt, wenn es sich vermeiden lässt!«
Er wartete auf die Vollzugsmeldung. War der
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