Scarpetta Factor - Thriller
O’Dell unterbrach sie mit dem Einwand, Rupe Starr hätte niemals einen zweitklassigen Schauspieler umworben, der höchstens eine halbe Million Dollar investieren konnte.
»Dicke Fische wie Rupe«, erklärte O’Dell, »reden nicht einmal mit einem, wenn man ihnen nicht das Vielfache dieser Summe in die Hand drückt.«
»Es war etwa ein Jahr vor Rupe Starrs Tod«, erwiderte Berger. »Damals war Hannah schon mit Bobby Fuller verheiratet.«
»Vielleicht hat die Familie ja versucht, den Boss auszubooten und den Laden selbst zu übernehmen«, schlug Stockman vor.
»Ich weiß, Sie haben Hannahs Finanzen überprüft«, sagte Berger, womit sie das FBI an sich meinte. »Und zwar aufgrund von Informationen, die Lucy und ich entdeckt und an Sie weitergeleitet haben.«
Als ob allgemein bekannt gewesen wäre, wer Lucy war und, noch viel wichtiger, was sie Berger bedeutete.
»Wir sind auf viele Kontenbewegungen in einer ganzen Reihe von Banken, sowohl hier als auch im Ausland, gestoßen«, verkündete Stockman. »Es fing vor etwa zwei Jahren an. Nach Rupe Starrs Tod im letzten Mai war dann der Großteil des Geldes plötzlich weg.«
»Hap behauptet, er sei am Abend vor Thanksgiving in New York gewesen, dem Tag, an dem Hannah verschwand. Am nächsten Morgen sei er nach L. A. geflogen. Wir sollten uns einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung in TriBeCa besorgen. Es duldet keinen Aufschub. Angeblich haben Hannah und Bobby kein einziges Mal miteinander geschlafen«, fuhr Berger, ohne die gewohnte Festigkeit in der Stimme, fort. Auch von ihrem trockenen Humor fehlte jede Spur. »Das waren seine Worte, nicht meine.«
»Da lachen ja die Hühner«, höhnte O’Dell. »Das ist die älteste Ausrede der Welt. Im Ofen brennt kein Feuer, also muss man sich anderswo wärmen.«
»Hannah Starr war eine Partylöwin, trieb sich mit einer bunten Truppe herum und feierte mit den Reichen und Berühmten hier und im Ausland. Zu Hause in der Villa war sie praktisch nie«, fuhr Berger fort. »Sie liebte es, im Rampenlicht zu stehen, und fühlte sich auf Seite sechs der Post wohler als in ihrem eigenen Esszimmer. Ihr Verhalten stand in krassem Gegensatz zu dem ihres Vaters, und sie hatte eindeutig andere Prioritäten als er. Sie war es, die laut Hap den ersten Schritt gemacht hat. Die beiden haben sich in der Monkey Bar kennengelernt. Kurz darauf wurde er zu einer von Rupes Abendgesellschaften eingeladen und sein Klient. Hannah hat seine Finanzen persönlich verwaltet. Hap gibt an, Hannah habe sich vor Bobby gefürchtet.«
»Aber Bobby war in der Nacht von Hannahs Verschwinden nicht in der Stadt und hat sich auch nicht am nächsten Tag mit dem Flugzeug verdrückt«, wandte Lanier spitz ein.
»Richtig«, erwiderte Berger mit einem Blick zu Benton. »Dass Hap alle Beteiligten kennt, macht mir sehr zu schaffen. Hinzu kommen noch seine Neigungen. Kay ist überzeugt, dass Toni Darien schon anderthalb Tage tot war, als ihre Leiche im Park abgelegt wurde. Sie wurde in einer kühlen Umgebung aufbewahrt. Vielleicht klingt das inzwischen plausibel.«
Weitere Namen wurden in die Graphik an der Wand eingetragen.
»Warner Agee und Carley Crispin sollten auch dort stehen«, wandte sich Benton an Stockman.
»Haben sie wegen einer Fernsehsendung etwas mit Hannah Starrs Verschwinden zu tun?« O’Dell war skeptisch. »Wo liegt der tatsächliche Zusammenhang? Wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass Agee oder Carley zu den in der Graphik aufgeführten Personen Kontakt hatten.«
»Wir wissen, dass Carley Kay kennt«, stellte Benton fest. »Und ich kannte Agee.«
Tasten klapperten, und Scarpettas und Bentons Namen erschienen auf dem Flachbildschirm. Es war beklemmend, sie dort zu sehen – verbunden mit allen anderen und mit der Wurzel des Ganzen: Jean-Baptiste Chandonne.
»Ausgehend davon, was Lucy und Kay in Agees Hotelzimmer gefunden haben, nehme ich an, dass er am Casinogeschäft beteiligt war«, merkte Benton an.
Das Wort Casinos wurde hinzugefügt.
»Er hat sein Interesse an paranormalen Phänomenen zu Forschungszwecken und zur Einflussnahme benutzt.«
Paranormal wurde ein weiterer Ast am Baum.
»Möglicherweise hatte er einen vermögenden Förderer, einen Franzosen, vermutlich heißt er Lecoq«, ergänzte Benton. Der Name wurde aufgeschrieben. »Jemand – einmal angenommen, besagter Monsieur Lecoq – hat Agee in bar bezahlt. Es könnte sein, dass er zusätzlich Geld von Freddie Maestro bekommenhat. Deshalb stecken Lecoq und Maestro
Weitere Kostenlose Bücher