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Scarpetta Factor - Thriller

Titel: Scarpetta Factor - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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kennen ihn nämlich nicht«, beharrte Benton.
    »Und dazu noch seine Krankheit«, fuhr O’Dell fort. »Hab vergessen, wie die heißt.«
    »Ererbte allgemeine Hypertrichose«, antwortete Marty Lanier. »Menschen, die an dieser sehr seltenen Erkrankung leiden, haben ein Übermaß an Lanugohaaren, das ist ein feiner Haarflaum, am ganzen Körper, auch an Stellen, die normalerweise kaum oder gar nicht behaart sind wie die Stirn, die Handrücken und die Ellbogen. Außerdem treten häufig weitere Deformierungen auf. Zum Beispiel eine Hyperplasie des Kiefers, das heißt winzige, weit auseinanderstehende Zähne.«
    »Wie ich schon sagte, ein Krüppel, der wie ein gottverdammter Werwolf aussieht«, wandte sich O’Dell an die anderen Anwesenden. »Vermutlich hat die Legende ihren Ursprung bei Menschen, die diese Krankheit haben.«
    »Er ist weder ein Werwolf, noch handelt es sich bei seinem Zustand um ein Gräuelmärchen. Der Mann ist keine Legende, sondern sehr real«, erwiderte Benton.
    »Wir haben keine Ahnung, wie viele Menschen er auf dem Gewissen hat«, fügte Lanier hinzu. »Es müssen zwischen fünfzig und hundert Fälle weltweit sein. Allerdings wurden nur wenige der Verbrechen angezeigt.«
    »Wobei ›angezeigt‹ das Schlüsselwort ist«, ergänzte Jaime Berger. Sie wirkte bedrückt. »Eine Dunkelziffer kann man nämlich nicht zählen. Hinzu kommt, wie Sie sicher wissen, dass Hypertrichose mit Vorurteilen behaftet und stigmatisiert ist und man die Kranken allgemein für bösartige Ungeheuer hält.«
    »Und wenn man einen Menschen dementsprechend behandelt, entwickelt er sich möglicherweise gemäß dieser Erwartungen«, stimmte Lanier zu.
    »Früher haben Familien Angehörige, die Opfer dieser Krankheit waren, weggesperrt, und Jean-Baptiste bildete da keine Ausnahme«, sprach Benton weiter. »Er ist in einem Keller aufgewachsen, einem unterirdischen fensterlosen Verlies im Haus der Familie Chandonne, das aus dem siebzehnten Jahrhundert stammt und auf der Isle Saint-Louis in Paris steht. Möglicherweise hat er das Gen von einem Vorfahren geerbt, der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebte, von Kopf bis Fuß behaart war und als Kind König Henri II. in Paris als Geschenk überreicht wurde. Er wuchs als Kuriosität im königlichen Palast auf und wurde zum Amüsement wie ein Haustier gehalten. Später heiratete dieser Mann eine Französin, und einige ihrer Kinder erbten die Krankheit. Im späten achtzehnten Jahrhundert wurde eine seiner Nachfahrinnen Ehefrau eines Mannes namensChandonne. Und einhundert Jahre später verwandelte sich das rezessive Gen in ein dominantes und zeigte sich bei Jean-Baptiste.«
    »Worauf ich hinauswill«, meinte O’Dell, »ist, dass die Leute beim Anblick eines solchen Menschen normalerweise schreiend die Flucht ergreifen. Wie also konnte Jean-Baptiste von seinem Familiensitz in Paris aus ein Verbrechersyndikat betreiben?«
    »Wir wissen nicht, wo Jean-Baptiste wohnt«, entgegnete Benton. »Und wir können auch nicht sagen, womit er die letzten fünf Jahre verbracht hat. Wir haben ja nicht einmal eine Ahnung davon, wie er heute aussieht. Haarentfernung mit dem Laser, Zahnprothesen, plastische Chirurgie. Die Medizin hat inzwischen große Fortschritte gemacht. Also haben wir keinen blassen Schimmer, wie er sich seit seiner Flucht aus dem Todestrakt verändert hat. Fest steht nur, dass Sie seine DNA in Miami auf dem Rücksitz eines gestohlenen Mercedes sichergestellt haben. Und das wiederum ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass er in die von Jerome Wild und Dodie Hodge verübten Banküberfälle verwickelt sein muss. Die beiden letzteren Personen haben Verbindungen in Detroit. Also hat Jean-Baptiste vermutlich auch Kontakte dort. Ebenso wie in Miami und New York.«
    »Zur Glücksspielbranche«, stellte Lanier fest. »Und vielleicht auch zur Filmindustrie.«
    »Die Familie Chandonne mischt überall mit, solange es sich nur finanziell lohnt«, bestätigte Benton. »Showgeschäft, Glücksspiel, Prostitution, Drogen, illegaler Waffenhandel, Markenpiraterie. Jean-Baptiste ist mit sämtlichen Geschäftszweigen, die man gemeinhin dem organisierten Verbrechen zuordnet, gut vertraut. Er hat es von Kindesbeinen an gelernt, und es liegt ihm im Blut. Dank seiner familiären Beziehungen hatte er fünf Jahre Zeit, ein einflussreiches Netzwerk an sich zubringen. Außerdem ist er vermögend. Also hat er an seinem Plan gefeilt. Doch um eine Operation größeren Ausmaßes in die Tat umzusetzen, braucht man

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