Scarpetta Factor
dem Restaurant nach Hause kam«, erwiderte Berger, »hielt Bobby sich in ihrer gemeinsamen Wohnung in North Miami Beach auf. Das belegen E-Mails, die von der IP-Adresse dieser Wohnung abgeschickt wurden, sowie Telefonunterlagen und die Aussage von Rosie, ihrer Haushälterin in Florida. Sie wurde vernommen. Ich habe selbst mit ihr telefoniert, und sie bestätigt, dass Bobby am 26. November, also am Tag vor Thanksgiving, dort war.«
»Können wir mit Sicherheit feststellen, ob Bobby die E-Mails wirklich persönlich verschickt und selbst telefoniert hat?«, fragte Lanier. »Woher wissen wir, ob es nicht Rosie war, die nun lügt, um ihren Arbeitgeber zu schützen?«
»Mir fehlt ein dringender oder auch nur hinreichender Tatverdacht, um ihn beschatten zu lassen. Schließlich gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass er sich strafbar gemacht hat«, entgegnete Berger tonlos. »Allerdings heißt das nicht, dass ich ihm über den Weg traue. Ich vertraue niemandem.«
»Kennen wir den Inhalt von Hannahs Testament?«, erkundigte sich Lanier.
»Sie ist Rupe Starrs einziges Kind und wurde nach seinem Tod im letzten Mai seine Alleinerbin«, erklärte Berger. »Kurz darauf hat sie ihr eigenes Testament geändert. Im Falle ihres Todes geht ihr gesamtes Vermögen an eine Stiftung.«
»Also hat sie Bobby praktisch enterbt«, stellte Stockman fest. »Finden Sie das nicht ein wenig ungewöhnlich?«
»Der beste Ehevertrag ist einer, der sicherstellt, dass der Partner nicht davon profitiert, wenn er einen betrügt oder umbringt«, antwortete Berger. »Außerdem ist das Testament inzwischen sowieso hinfällig. Hannah Starr hat nur noch ein paar Millionen übrig und ist hochverschuldet. Angeblich hat sie im letzten September fast alles an der Börse und wegen irgendwelcher Ponzi-Deals verloren.«
»Wahrscheinlich erholt sie sich gerade auf einer Yacht im Mittelmeer und lässt sich in Cannes oder in Monte Carlo die Nägel maniküren«, sagte Lanier. »Also bekommt Bobby keinen Cent. Welchen Eindruck hatten Sie von ihm? Mal abgesehen von Ihrer Neigung, niemandem über den Weg zu trauen.«
»Er war ausgesprochen besorgt«, sprach Berger in die Runde hinein, als wendete sie sich an ein Gremium von Geschworenen. »Während meines Besuchs bei ihm zu Hause wirkte er ziemlich aufgelöst und verzweifelt. Er ist überzeugt, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, und hat beteuert, sie würde ihn niemals wortlos verlassen oder sich von ihm trennen. Anfangs habe ich ihn ernsthaft als Täter in Erwägung gezogen, bis Lucy herausgefunden hat, wie es finanziell um sie steht.«
»Beschäftigen wir uns noch einmal mit der Nacht, in der Hannah verschwunden ist«, schlug O’Dell vor. »Wie hat Bobby davon erfahren?«
»Er hat versucht, sie telefonisch zu erreichen. Das geht aus den Telefonunterlagen hervor, die er uns überlassen hat«, erwiderte Berger. »Am nächsten Tag, also an Thanksgiving, sollte Hannah eigentlich mit einer Privatmaschine nach Miami fliegen, das Wochenende mit ihm verbringen und von dort aus nach Saint Barts weiterreisen.«
»Allein?«, fragte Stockman. »Oder in seiner Begleitung?« »Sie wollte allein nach Saint Barts«, erwiderte Berger.
»Also plante sie vielleicht doch, sich ins Ausland abzusetzen«, wandte Lanier ein.
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, meinte Berger. »Allerdings hat sie, falls es sich so verhält, nicht ihren Privatjet, die Gulfstream, benutzt. Sie ist nie auf dem Privatflugplatz in White Plains erschienen.«
»Hast du diese Information von Bobby?«, hakte Benton nach. »Sind wir sicher, dass es auch stimmt?«
»Er hat es mir bestätigt, und außerdem existiert ein Flugbuch. Sie war nicht am Flugplatz, sie ist nicht in die Maschine gestiegen, und Bobbys Name stand für den Flug nach Saint Barts nicht im Flugbuch«, entgegnete Berger. »Außerdem ist sie nicht ans Telefon gegangen. Die Haushälterin in New York ...«
»Wie heißt sie?«, unterbrach Lanier.
»Nastya.« Berger buchstabierte, und der Name erschien an der Wand. »Sie wohnt in der Villa. Laut ihrer Aussage ist Hannah nach dem Abendessen in Greenwich Village am 26. November nicht nach Hause gekommen. Allerdings sah sie keinen Grund, die Polizei zu verständigen, da es nicht das erste Mal war. Der Anlass des Abendessens war eine Geburtstagsfeier im One if by Land, Two if by Sea in der Barrow Street. Sie war mit einigen Freunden dort und wurde, als alle das Restaurant verließen, dabei beobachtet, wie sie in ein gelbes
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