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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Polizei zu bringen, möglicherweise sogar an beide Stellen. Ich dankte ihm für seine freundliche Anteilnahme, versicherte ihm jedoch, dass alles in Ordnung sei.

6
    Zu nächtlich kühler Stunde
    Während der Rangelei mit Freddie vor meiner Wohnungstür hatte ich meine Handtasche fallen lassen, und ich bat den Taxifahrer, zum Kassieren mit nach oben zu kommen. Da ich im obersten Stock wohnte, vertraute ich so ziemlich darauf, die Tasche noch vorzufinden. Diese Annahme erwies sich als richtig; auch meine Schlüssel steckten noch im Schloss.
    Der Fahrer erhob noch einmal Protest. »Danke«, wehrte ich ab, »aber ich brauche nur ein heißes Bad und einen Drink, dann bin ich wieder auf dem Damm.«
    »Wie Sie wollen.« Er zuckte die Achseln. »Es ist ja schließlich Ihre Angelegenheit.« Damit nahm er sein Geld, schenkte mir einen letzten Blick und machte sich auf den Weg nach unten.
    Meine Wohnung war bei weitem nicht so pompös wie die Earls. Statt Teppichboden gab es in meiner kleinen Diele nur eine bescheidene Brücke, und an Stelle eines Louis-Quinze-Tischchens einen Schirmständer. Andererseits tummelten sich hier aber auch keine Gangster.
    Voller Überraschung stellte ich fest, dass es erst sieben Uhr war. Es waren nicht mehr als eineinhalb Stunden vergangen, seit ich zum ersten Mal heute Abend die Treppe erklommen hatte. Mir kam es so vor, als bewegte ich mich in einer anderen zeitlichen Dimension. Zum zweiten Mal an diesem Tag ließ ich Badewasser einlaufen und schenkte mir zwei Fingerbreit Scotch ein. Dann lag ich - mit einem nassen Handtuch um den Kopf - im Dunkeln im brühheißen Wasser. Allmählich verflüchtigten sich meine Kopfschmerzen. Ich verspürte unendliche Müdigkeit.
    Nachdem mein Körper etwa dreißig Minuten geweicht hatte, wobei ich ständig heißes Wasser nachlaufen ließ, fühlte ich mich zu ersten Bewegungsversuchen im Stande. Ich hüllte mich in ein großes Badetuch und lief in der Wohnung herum. Meine Muskeln durften auf keinen Fall einrosten. Alle meine Sinne verlangten nach Schlaf, doch mir war klar, dass es mir eine Woche lang nicht gelingen würde, einen Fuß vor den anderen zu setzen, falls ich diesem Verlangen jetzt nachgab. Ich machte ein paar gymnastische Übungen, sehr behutsam, und stärkte mich zwischendurch mit Black Label. Als mein Blick auf die Uhr fiel, erinnerte ich mich plötzlich wieder an meine Verabredung mit Devereux. Ich war bereits im Verzug und fragte mich, ob er wohl noch wartete.
    Unter großen Mühen fand ich den Namen des Restaurants im Telefonbuch und wählte die Nummer. Der Empfangschef zeigte sich überaus hilfsbereit; er erbot sich, in der Bar nach Mr. Devereux Ausschau zu halten. Einige Minuten vergingen, und ich nahm bereits an, dass er schon heimgegangen war, als er sich schließlich meldete.
    »Hallo, Ralph.«
    »Jetzt müssen Sie sich aber etwas einfallen lassen.«
    »Eine Erklärung würde Stunden in Anspruch nehmen, und dann würden Sie es mir noch nicht einmal glauben«, entgegnete ich. »Gewähren Sie mir noch eine weitere halbe Stunde?«
    Er zögerte. Vermutlich bemühte er sich, seinen Stolz so weit aufzubauen, um Nein sagen zu können -
    gut aussehende Männer sind es nicht gewöhnt, sitzen gelassen zu werden. »Gut«, meinte er schließlich.
    »Wenn Sie aber bis halb neun nicht hier sind, können Sie nicht mehr mit mir rechnen.«
    »Ralph«, sagte ich mit unbeschreiblich beherrschter Stimme, »ich habe einen durch und durch miesen Tag hinter mir. Ich wünsche mir nichts weiter als einen friedvollen Abend; ich möchte ein wenig über das Versicherungsgeschäft lernen und im Übrigen vergessen, was vorgefallen ist. Ob wir das schaffen?«
    Er war verlegen. »Natürlich, Vicki - Vic, meine ich. Wir sehen uns in der Bar.«
    Wir legten auf, und ich durchforschte meinen Kleiderschrank nach etwas Elegantem, das dem Cartwheel gerecht wurde, aber großzügig und fließend geschnitten war, und fand ein naturfarbenes mexikanisches Gewand, das ich ganz vergessen hatte. Es war ein Zweiteiler mit einem langen, weiten Rock und einem gewebten, eckig ausgeschnittenen blusigen Oberteil. In der Taille wurde es mit einem Gürtel gehalten. Die langen Ärmel verhüllten meine geschwollenen Arme, und ich brauchte darunter weder Strümpfe noch Slip anzuziehen. Korksandalen vervollständigten meinen Aufzug.
    Beim Betrachten meines Gesichts unter der Badezimmerbeleuchtung kamen mir Zweifel, ob ich mich tatsächlich in die Öffentlichkeit wagen sollte. Meine Unterlippe war

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