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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zumeist um Originalrechnungen, vermischt mit ein paar ersten Mahnungen. Im Regelfall zahle ich erst, wenn eine Rechnung zum dritten Mal präsentiert wird. Wenn jemand mein Geld dringend braucht, wird er mich kaum vergessen. Ich stopfte die Beitragsrechnung der Versicherung in meine Umhängetasche und trat dann zum Fenster, um die Klimaanlage auf die höchste Stufe zu stellen. Im Zimmer wurde es dunkel. Durch mein Verschulden war im anfälligen elektrischen Versorgungssystem des Pulteney- Gebäudes eine Sicherung durchgebrannt. Zu dumm! In einer solchen Bruchbude konnte man eben die Klimaanlage nicht plötzlich auf
    »Maximum« stellen. Ich verwünschte mich und die Hausverwaltung und überlegte, ob der Kellerraum mit den Sicherungskästen wohl nachts zugänglich war. Im Laufe der Jahre hatte ich mir ohnehin angewöhnt, das meiste selbst zu reparieren - auch die regelmäßig einmal im Monat verstopfte Toilette im Bad des siebenten Stocks.

    Ich tastete mich durch die Halle und die Treppe hinunter. Eine einzelne nackte Glühbirne erhellte das Untergeschoss. In ihrem Licht sah ich ein Vorhängeschloss an der Tür, hinter der sich die Sicherungskästen befanden. Tom Czarnik, der mürrische Hausmeister, traute niemandem über den Weg.
    Zwar kann ich Schlösser in der Regel knacken, aber für ein amerikanisches Vorhängeschloss fehlte mir jetzt die Zeit. Vielleicht ein andermal. Ich zählte auf Italienisch bis zehn, bevor ich mich wieder auf den Weg nach oben machte; mein Enthusiasmus hatte inzwischen noch weiter abgenommen.
    Vor mir hörte ich schwere Tritte - vermutlich mein anonymer Besucher. Als ich oben ankam, öffnete ich leise die Tür zum Treppenhaus und beobachtete ihn in dem schwachen Licht. Er klopfte an meine Bürotür.
    Ich konnte ihn nicht besonders gut erkennen, doch es schien sich um einen kleinen, untersetzten Mann zu handeln. Er wirkte sehr entschlossen. Als auf sein Klopfen keine Antwort erfolgte, öffnete er ohne Zögern die Tür und ging hinein. Ich ging den Flur entlang und trat nach ihm ein.
    Die zwei Meter hohe Leuchtschrift von Arnie's Steak Joynt auf der anderen Straßenseite leuchtete abwechselnd rot und gelb auf und erfüllte mein Büro mit zuckenden Lichtreflexen. Ich sah, wie es meinen Besucher beim Aufgehen der Tür herumriss. »Ich suche V. I. Warshawski«, erklärte er mit heiserer, aber selbstsicherer Stimme - der Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, seinen Kopf durchzusetzen.
    »Ja«, sagte ich, ging an ihm vorbei und ließ mich hinter meinem Schreibtisch nieder.
    »Was - ja?« fragte er.
    »Ja, ich bin V. I. Warshawski. Haben Sie bei meinem Auftragsdienst den Termin vereinbart?«
    »Stimmt. Ich wusste allerdings nicht, dass ich vier Stockwerke bis zu einem finsteren Büro hochsteigen muss. Warum, zum Teufel, funktioniert der Aufzug nicht?«
    »Die Mieter in diesem Haus sind alle sportliche Typen. Wir haben beschlossen, den Aufzug abzuschaffen; Treppensteigen ist eine anerkannte Vorbeugungsmaßnahme gegen Herzinfarkt.«
    Im Neonblitz von Armes Reklame konnte ich sehen, dass er eine ärgerliche Handbewegung machte.
    »Ich bin nicht hergekommen, um mir Ihre Scherze anzuhören«, sagte er mit gepresster Stimme. »Wenn ich eine Frage stelle, erwarte ich eine vernünftige Antwort.«
    »Dann stellen Sie am besten vernünftige Fragen. Also, möchten Sie mir nun erzählen, weshalb Sie einen Privatdetektiv brauchen?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich brauche zwar Hilfe, aber diese Bude hier - guter Gott! Warum ist es hier eigentlich so finster?«
    »Das Licht brennt nicht«, sagte ich ärgerlich. »Wenn Ihnen meine Nase nicht gefällt, können Sie ja gehen. Im Übrigen kann ich anonyme Anrufer nicht ausstehen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte er besänftigend. »Sie brauchen nicht gleich so wütend zu werden. Aber müssen wir unbedingt im Dunkeln sitzen?«
    Ich musste lachen. »Ein paar Minuten vor Ihrem Eintreffen ist eine Sicherung durchgebrannt. Wir können ja rübergehen in Arnie's Steak Joynt, wenn Sie's hell haben wollen.« Ich hätte ihn mir auch ganz gern mal näher angesehen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, bleiben wir hier.« Er machte noch ein paar fahrige Bewegungen, bevor er sich auf einem der Besucherstühle niederließ.
    »Haben Sie auch einen Namen?«, fragte ich, um die Pause zu überbrücken, bis er zur Sache kam.
    »Oh, natürlich, Verzeihung.« Er fummelte in seiner Brieftasche herum, zog eine Karte hervor und schob sie über den Schreibtisch. Ich hielt sie hoch, um sie im

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