Schadensersatz
Kaffee?«
Ich nickte. »Lassen Sie sich Zeit.« Ich blätterte in meiner Zeitung. Die Männer mit den Latzhosen zogen den gut ausseienden jungen Mann auf - anscheinend war es der Tierarzt, dessen Dienste die drei Farmer gelegentlich in Anspruch nahmen. »Lassen Sie sich deshalb einen Bart stehen, damit die Leute glauben, Sie seien jetzt erwachsen, Doc?«, fragte einer.
»Nee. Um mich vor dem FBI zu verstecken«, gab der Tierarzt zurück. Anita brachte mir eine Tasse Kaffee; ihre Hand zitterte so stark, dass sie den Tierarzt bekleckerte. Sie wurde rot und fing an, sich zu entschuldigen. Ich stand auf und nahm ihr die Tasse aus der Hand, bevor sie noch mehr verschüttete, und der junge Mann sagte gut gelaunt: »Oh, man wird viel schneller munter, wenn man sich damit übergießt - besonders, wenn er noch heiß ist. Glaub mir, Jody«, fügte er hinzu, als sie den nassen Fleck auf seinem Ärmel erfolglos mit ihrer Serviette bearbeitete, »das ist noch das Beste, womit meine Sachen heute bekleckert werden!«
Die Farmer brachen bei dieser Bemerkung in Gelächter aus. Anita kam, um meine Bestellung entgegenzunehmen. Ich bestellte ein Denver-Omelett ohne Kartoffeln, Vollkorntoast und Orangensaft. Wenn du auf dem Lande bist, dann iss wie ein Landwirt. Der Tierarzt war mit Spiegelei und Kaffee fertig. »Tja, die Kühe rufen nach mir«, meinte er. Dann legte er einen Schein auf den Tisch und ging. Auch andere Gäste brachen auf. Es war inzwischen 7 Uhr 15 - Zeit für die täglichen Pflichten. Für die Farmer bedeutete der Kaffeehausbesuch eine kurze Pause zwischen dem morgendlichen Melken und den Besorgungen in der Stadt. Sie trödelten mit ihrer zweiten Tasse. Als Anita endlich mein Omelett servierte, wurde nur noch an drei Tischen gegessen; auch an der Theke war es so gut wie leer geworden.
Langsam verspeiste ich das halbe Omelett und las dabei jedes einzelne Wort in der Zeitung. Die Leute kamen und gingen. Inzwischen war ich bei der vierten Tasse Kaffee angelangt. Als mir Anita die Rechnung brachte, legte ich einen Fünfer hin und obenauf meine Visitenkarte, auf die ich geschrieben hatte: »Ruth hat mich geschickt. Ich warte in dem grünen Datsun gegenüber.«
Ich verließ das Lokal und warf Geld in die Parkuhr, bevor ich mich wieder ins Auto setzte. Nach einer halben Stunde, in der ich das Kreuzworträtsel gelöst hatte, erschien Anita. Sie öffnete die Beifahrertür und setzte sich schweigend neben mich. Ich faltete meine Zeitung zusammen, legte sie auf den Rücksitz und sah sie ernst an. Das Foto aus ihrer Wohnung hatte eine fröhliche junge Frau gezeigt, nicht geradezu eine Schönheit, aber erfüllt von jener Vitalität, die bei einem jungen Mädchen mehr wert ist als ein schönes Gesicht. Jetzt waren ihre Züge angespannt und abgezehrt. Nach dem Foto hätte die Polizei sie nie und nimmer erkannt - man schätzte sie eher auf dreißig als auf zwanzig. Schlaflose Nächte, Furcht und Anspannung hatten ihr junges Gesicht gezeichnet. Das schwarze Haar passte nicht zu ihrem Teint, dem zarten, blassen Teint einer echten Rothaarigen.
»Wie sind Sie gerade auf Hartford gekommen?«, fragte ich.
Sie sah mich erstaunt an; vermutlich war diese Frage das Letzte, was sie erwartet hatte. »Peter und ich waren vorigen Sommer beim Washington County Festival hier oben - einfach so zum Spaß. Hier im Cafe haben wir uns einen Sandwich gekauft, und deshalb blieb es mir im Gedächtnis.« Ihre Stimme klang heiser vor Müdigkeit. Sie wandte mir den Blick zu und sagte rasch: »Ich hoffe, ich kann Ihnen vertrauen; irgendeinem muss ich einfach vertrauen. Ruth weiß ja nicht - sie kennt solche Leute nicht, die - die andere einfach abknallen. Ich eigentlich auch nicht, aber ich habe eine genauere Vorstellung davon als sie.« Sie lächelte mich freudlos an. »Ich werde wahnsinnig, wenn ich hier noch länger allein bleibe. Aber nach Chicago kann ich nicht zurück. Ich brauche Hilfe. Wenn Sie mir nicht helfen können, wenn Sie die Sache vermasseln und ich erschossen werde - vielleicht sind Sie auch ein raffinierter Killer, dem Ruth auf den Leim gegangen ist -, was weiß denn ich. Ich muss es darauf ankommen lassen.« Sie hatte ihre Hände so fest ineinander verkrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Ich bin Privatdetektivin«, erklärte ich. »Ihr Vater hat mich letzte Woche beauftragt, Sie zu finden; stattdessen fand ich Peter Thayers Leiche. Am Wochenende bat er mich, die Suche aufzugeben. Ich habe gewisse Vermutungen, was die Gründe
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