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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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angeht. So bin ich in die Sache hineingeschlittert. Ich finde auch, dass Sie in einer ziemlich üblen Lage sind. Und wenn ich etwas versiebe, sieht es für uns beide nicht rosig aus. Sie können sich aber nicht bis in alle Ewigkeit hier verstecken. Ich glaube, ich bin zäh genug, schnell genug und clever genug, um die Dinge zu klären, damit Sie aus Ihrem Versteck kriechen können. Den Schmerz müssen Sie allein aushalten, und es wird noch mehr auf Sie zukommen. Aber ich kann Sie nach Chicago zurückbringen oder, wohin Sie wollen, und Sie können wieder frei und menschenwürdig leben.«
    Sie dachte über meine Worte nach und nickte. Auf dem Gehsteig herrschte ein reges Kommen und Gehen. Ich kam mir vor wie in einem Aquarium. »Gibt es nicht einen Ort, wo wir miteinander reden können - und wo etwas mehr Platz ist?«
    »Es gibt hier einen Park.«
    »Ja, das ist das Richtige.« Er lag an der Sechziger in Richtung Milwaukee. Ich stellte den Datsun so ab, dass man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte, und wir gingen hinunter zum Ufer eines kleinen Flusses, der durch den Park floss und die Grenze zur Rückfront der Chrysler-Niederlassung bildete. Es war ein heißer Tag, aber hier auf dem Lande war die Luft klar und mild.
    »Sie erwähnten etwas von einem menschenwürdigen Leben«, sagte sie mit verkrampftem Lächeln, den Blick auf das Wasser gerichtet. »Ich glaube kaum, dass es das für mich noch gibt. Sehen Sie, ich weiß, was mit Peter passiert ist. Man könnte mir vielleicht sogar vorwerfen, dass ich ihn auf dem Gewissen habe.«
    »Weshalb glauben Sie so etwas?«, fragte ich sanft.
    »Sie sagen, Sie hätten seine Leiche entdeckt. Nun, das habe ich auch. Ich bin um vier nach Hause gekommen und habe ihn gefunden. Ich wusste sofort, was passiert war. Ich verlor den Kopf und stürzte davon. Ich wusste nicht, wohin; nach Hartford bin ich erst am Tag darauf gefahren. Ich habe die erste Nacht bei Mary geschlafen, und dann bin ich hierher geflüchtet. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie nicht auf mich gewartet hatten, aber dass sie mich bei meiner Rückkehr in die Wohnung schnappen würden, war mir klar.« Sie fing an zu schluchzen - ein heftiges, tränenloses Schluchzen, das Brust und Schultern erschütterte. »Menschenwürdig!«, sagte sie mit rauer Stimme. »Herrgott! Ich wäre schon dankbar, wenn ich eine Nacht schlafen könnte!« Ich sah sie schweigend an. Nach einigen Minuten beruhigte sie sich ein wenig. »Wie viel wissen Sie eigentlich?«
    »Ich kenne nicht viele Fakten - beweisbare Fakten, meine ich. Aber ich habe mir auf manches einen Reim gemacht. Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass Ihr Vater und Yardley Masters an einer krummen Sache beteiligt sind. Um was es geht, weiß ich noch nicht genau, aber ich habe in Ihrer Wohnung eine Zahlungsanweisung von der Ajax gefunden. Allem Anschein nach hat Peter sie mit nach Hause gebracht - weshalb ich annehme, dass es bei dem Schwindel, den ich vermute, um Zahlungsanweisungen geht. Ich weiß, dass Ihr Vater mit Earl Smeissen bekannt ist, und ich weiß auch, dass gewisse Leute unheimlich scharf auf etwas sind, was sie zunächst in Ihrer Wohnung zu finden hofften und später in meiner. Sie waren so scharf darauf, dass sie in beiden Wohnungen das Unterste zuoberst gekehrt haben. Meiner Meinung nach haben sie nach der Zahlungsanweisung gesucht. Und ich glaube, dass Smeissen oder seine Leute die Zerstörungsorgie veranlasst haben.«
    »Ist Smeissen ein Killer?«, fragte sie mühsam mit ihrer rauen Stimme.
    »Nun, er ist im Augenblick ganz gut im Geschäft. Er braucht so etwas nicht mehr selbst zu machen, dafür hat er seine Leute.«
    »Mein Vater gab also den Auftrag, Peter zu ermorden, stimmt's?« Sie starrte mich herausfordernd an; ihre Augen waren hart und trocken, ihr Mund zu einer Grimasse verzogen. Mit diesem Albtraum war sie jeden Abend zu Bett gegangen. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte.
    »Ich weiß es nicht. Es ist nur eine Vermutung. Ihr Vater liebt Sie, müssen Sie wissen, und er läuft Amok im Moment. Er hätte Ihr Leben niemals absichtlich in Gefahr gebracht. Und er hätte Peter niemals wissentlich erschießen lassen. Wahrscheinlich hat es sich so abgespielt, dass Peter Masters die Sache auf den Kopf zugesagt hat. Und Masters verlor die Nerven und rief Ihren Vater an.« Ich hielt inne. »Was jetzt kommt, ist nicht angenehm; es fällt mir schwer, es Ihnen zu sagen: Ihr Vater kennt Leute, die jemanden für Geld aus dem Wege räumen. Er

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