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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Karte gegeben hat«, meinte Mallory. »Du hast den Typ gekannt und willst ihn decken.«
    Achselzuckend ging ich ins Schlafzimmer und holte die Karte aus der obersten Kommodenschublade. Nachdem ich mit einem Schal die Fingerabdrücke abgewischt hatte, brachte ich sie Mallory. In der unteren linken Ecke befand sich die Anschrift der Fort Dearborn. »John L. Thayer, Stellvertretender Generaldirektor, Treuhandgesellschaft«, stand in der Mitte, zusammen mit dem Telefonanschluss. Ganz unten hatte ich seine angebliche Privatnummer hingekritzelt.
    Mallory brummelte zufrieden und steckte sie in ein Plastiktütchen. Ich verriet ihm nicht, dass die einzigen vorhandenen Fingerabdrücke meine eigenen waren. Warum sollte ich ihm eine seiner seltenen Freuden verderben?
    Mallory beugte sich vor. »Was wirst du als Nächstes unternehmen?«
    »Ja, ich weiß nicht so recht. Ich habe Geld dafür bekommen, ein Mädchen aufzuspüren, und ich bin der Meinung, das sollte ich auch tun.«
    »Wartest du auf eine göttliche Eingebung, Vicki?«, erkundigte sich Mallory mit forcierter Heiterkeit. »Oder hast du bereits irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Ich werde vielleicht ein paar Leute befragen.«
    »Vicki, wenn du irgendetwas über den Mord wissen solltest, das du mir verschweigst ...«
    »Du wärst doch der Erste, der es erfährt, Bobby«, versicherte ich. Und das war nicht einmal eine Lüge; denn ich konnte ja nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Ajax in den Mordfall verwickelt war oder nicht. Jeder hat eben seine eigene Vorstellung davon, was womit zusammenhängen könnte.
    »Vicki, wir befassen uns mit dem Fall. Du brauchst mir nicht zu beweisen, wie schlau oder gerissen du bist. Also bitte tu mir den Gefallen - oder tu Tony den Gefallen -, und lass McGonnigal und mich den Mörder finden, ja?« Er beugte sich vor und blickte mich eindringlich an. »Vicki, was ist dir an der Leiche aufgefallen?«
    »Dass sie erschossen wurde, Bobby. Ich habe keine gerichtsmedizinische Untersuchung vorgenommen.«
    »Vicki, ich würde dir liebend gern in deinen hübschen kleinen Hintern treten! Du hast einen Beruf gewählt, der für jedes anständige Mädchen indiskutabel ist, aber deswegen bist du noch lange nicht schwachsinnig. Ich weiß, dass du beim Betreten der Wohnung weder geschrien hast noch dich übergeben musstest, wie das für ein Mädchen schicklich gewesen wäre - wobei wir im Moment noch außer Acht lassen wollen, wie du überhaupt in die Wohnung gekommen bist. Du hast dich überall umgesehen. Wenn dir tatsächlich nichts Besonderes an der Leiche aufgefallen ist, dann verdienst du, dass dir der Kopf weggeballert wird, sobald du vor die Tür trittst!«
    Ich seufzte und ließ mich im Stuhl zurücksinken. »Okay, Bobby: Der Junge ist reingelegt worden. Kein drogenverseuchter Radikaler hat auf ihn geschossen. Es muss jemand dabei gewesen sein, den er kannte, den er quasi zu einer Tasse Kaffee eingeladen hatte. Meiner Ansicht nach muss ein Profi den Schuss abgegeben haben; es war saubere Arbeit - eine einzige Kugel, millimetergenau im Ziel -, doch jemand, den er kannte, muss Zeuge gewesen sein. Möglicherweise war es auch ein ausgezeichneter Schütze aus seinem Bekanntenkreis ... Habt ihr euch schon mit seiner Familie befasst?«
    Mallory ignorierte meine Frage. »Ich hatte bereits erwartet, dass du zu diesem Ergebnis kommen würdest. Und genau deshalb, weil du genug Grips besitzt, um zu erkennen, wie gefährlich die Sache ist, möchte ich dich bitten, die Finger davon zu lassen.« Ich gähnte. Mallory war fest entschlossen, keinen Wutanfall zu kriegen. »Komm, Vicki, halt dich raus aus dem Schlamassel. Ich habe eine Nase für organisiertes Verbrechen, für gewerkschaftliche Interessen; das alles sind Institutionen, mit denen du dich nicht anlegen solltest.«
    »Du gehst wohl davon aus, dass sich der Junge in den Fängen der Gewerkschaft befand, bloß weil er mit ein paar Radikalen befreundet war und mal mit Spruchbändern gewedelt hat? Mach dich nicht lächerlich, Bobby!«
    Auf Mallorys Gesicht zeichnete sich ein innerer Konflikt ab zwischen dem Wunsch, mir den Fall Thayer auszureden, und der Notwendigkeit, Dienstgeheimnisse zu wahren. Schließlich erklärte er: »Wir haben Beweise dafür, dass die jungen Leute ihre Poster zum Teil von einer Druckerei bezogen, die vorwiegend für die Scherenschleifer arbeitet.«
    Ich wiegte bedenklich den Kopf. »Entsetzlich.« Die Internationale Bruderschaft der Scherenschleifer war berüchtigt wegen ihrer

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