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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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und drückte meine Schultern gegen die Stuhllehne. Joe hielt sich im Hintergrund, einen lüsternen Ausdruck im Gesicht. Mir wurde ein wenig flau im Magen.
    »Schon gut, Earl, du hast mich völlig eingeschüchtert«, sagte ich.
    Er verpasste mir erneut einen Schlag. Morgen würde ich ziemlich lädiert aussehen, schoss es mir durch den Kopf. Hoffentlich zitterte ich jetzt nicht; mein Magen krampfte sich vor Nervosität zusammen. Durch intensive Zwerchfellatmung versuchte ich, der Spannung Herr zu werden.
    Der letzte Hieb schien Earl zufrieden gestellt zu haben. Er setzte sich auf eine dunkel bezogene Couch in der Nähe meines Sessels.
    »Warchoski«, quäkte er, »ich hab' dich herzitiert, damit du die Finger vom Fall Thayer lässt.«
    »Hast du den Jungen umgebracht, Earl?«, fragte ich.
    Er war wieder auf den Füßen. »Ich kann dich so herrichten, dass kein Mensch dir je wieder ins Gesicht schauen möchte!«, brüllte er. »Also tu, was ich dir sage, und halte deine Pfoten da raus.«
    Ich entschloss mich, Streit zu vermeiden - ich fühlte mich bei weitem nicht in der Form, um es mit ihm und dem Türsteher gleichzeitig aufzunehmen, der mich noch immer an den Schultern fest hielt. Ich überlegte, ob sich seine Narbe von der Aufregung noch dunkler verfärbt haben konnte, entschied mich aber, ihn nicht danach zu fragen.
    »Nehmen wir einmal an, es gelingt dir, mich zu verschrecken. Wie steht's dann aber mit der Polizei?«, wandte ich ein. »Bobby Mallory hat bereits Witterung aufgenommen, und was man auch immer gegen ihn vorbringen könnte - kaufen lässt er sich nicht.«
    »Über Mallory mach' ich mir keine Gedanken.« Earls Stimme bewegte sich wieder auf normaler Frequenz, woraus ich schloss, dass sein Wutanfall vorüber war. »Und im Übrigen kaufe ich dich nicht - ich sage dir nur, wo's langgeht.«
    »Wer hat dich in die Sache hineingezogen, Earl? Collegejungs sind doch normalerweise nicht dein Metier; oder ist der junge Thayer etwa in dein Drogengeschäft eingebrochen?«
    »Ich dachte, ich hätte dich gerade erst aufgefordert, deine Nase nicht in meine Angelegenheiten zu stecken«, sagte er und erhob sich wieder. Earl hatte es sich offenbar in den Kopf gesetzt, mich zu verprügeln. Vielleicht war es besser, wenn ich es gleich hinter mich brachte, statt ihn noch stundenlang so weitermachen zu lassen. Als er auf mich zutrat, zog ich meine Knie an und stieß ihm den Fuß mit aller Wucht in den Unterleib. Er heulte auf vor Schmerzen und sank auf der Couch zusammen. »Greif sie dir, Tony, greif sie!«, winselte er.
    Gegen Tony, den Türsteher, hatte ich keine Chance. Er war versiert in der Kunst, säumige Schuldner durch die Mangel zu drehen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Nachdem er mit mir fertig war, kam Earl von seiner Couch herübergehumpelt. »Das ist nur ein Vorgeschmack, Warchoski«, zischte er mir zu. »Du lässt deine Finger vom Fall Thayer. Klar?«
    Ich sah ihn stumm an. Er war tatsächlich in der Lage, mich risikolos umzubringen - ich wäre nicht die Erste. Er hatte sehr gute Beziehungen zur Stadtverwaltung und vermutlich auch zum Polizeipräsidium. Ich zuckte die Achseln und wich vor ihm zurück. Anscheinend verbuchte er das als Einverständnis. »Schaff sie raus, Tony.«
    Tony lud mich ohne weitere Umstände vor der Eingangstür ab. Einige Minuten lang saß ich auf der Treppe; ich fröstelte trotz der Hitze und versuchte, mich zusammenzureißen. Über dem Geländer hängend erbrach ich mich, was meinen Kopfschmerzen ein wenig Linderung verschaffte. Eine Frau, die in Begleitung eines Mannes vorüberging, hörte ich sagen: »Grässlich - und das so früh am Abend. Die Polizei müsste dafür sorgen, dass diese Gegend nicht mit solchen Leuten verseucht wird.« Dem konnte ich nur zustimmen. Ich kam ziemlich wacklig auf die Füße, konnte aber laufen. Beim Abtasten meiner Arme stellte ich überall Schwellungen fest, gebrochen war jedoch nichts. Ich taumelte hinüber auf die innere Fahrbahn, parallel zum Lake Shore Drive, nur eine Straßenecke entfernt, und winkte einem Taxi für die Heimfahrt. Der erste Fahrer suchte das Weite, nachdem er einen Blick auf mich geworfen hatte, aber der zweite nahm mich mit. Er schüttelte besorgt den Kopf und machte ein Tamtam wie eine jüdische Mutter, wollte unbedingt wissen, was mit mir passiert war. und erbot sich, mich entweder ins Krankenhaus oder zur Polizei zu bringen, möglicherweise sogar an beide Stellen. Ich dankte ihm für seine freundliche Anteilnahme,

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