Schadensersatz
blieb nicht lange bewusstlos, aber es genügte den beiden, um mich nach unten zu schleppen. Ein anständiges Stück Arbeit für zwei reichlich lädierte Männer. Mir kam der Verdacht, dass die eventuell durch den Lärm aufmerksam gewor denen Mitbewohner ihre Fernsehgeräte lauter gestellt hatten, um nichts mehr zu hören.
Als sie mich in den Wagen stießen, kam ich wieder zu Bewusstsein, und gleichzeitig fühlte ich Übelkeit aufsteigen. Ich kämpfte erfolglos dagegen, erbrach mich über einen der beiden und verlor erneut die Besinnung. Das zweite Mal wachte ich langsamer auf. Wir fuhren immer noch. Am Lenkrad saß der mit den gebrochenen Rippen, besudelt hatte ich den anderen - der Gestank war ziemlich penetrant. Sein Gesicht war unbeweglich, und ich hatte den Eindruck, er sei den Tränen nahe. Es ist nicht besonders rühmlich für zwei Kerle, gemeinsam auf eine Frau loszugehen, sie erst nach dem Verlust einer Rippe und einer Niere zu überwältigen, sich dann noch das Jackett vollkotzen zu lassen, stillzuhalten und sich nicht einmal abwischen zu können - mich hätte das auch nicht gerade begeistert. Ich kramte in meiner Jackentasche nach Kleenextüchern. Nach wie vor war mir übel, und ich verspürte keine Lust zu reden, geschweige denn, ihn zu säubern. So ließ ich die Kleenex auf seinen Schoß fallen und lehnte mich zurück. Mit einem kleinen Wutschrei schleuderte er sie auf den Boden.
Als wir anhielten, befanden wir uns in der Nähe der North Michigan Avenue, und zwar in der Division Street, knapp nach der Einmündung der Astor Street, in einer von Reichen bevorzugten Gegend mit herrlichen alten viktorianischen Häusern und riesigen modernen Apartmentbauten. Mein Begleiter zur Rechten stürzte aus der Tür, zog seine Jacke aus und warf sie auf die Straße.
»Man sieht deinen Revolver«, sagte ich. Er sah erst ihn an, dann seine Jacke. Sein Gesicht wurde puterrot. »Du gottverdammte Hure«, sagte er. Er beugte sich ins Auto, um mir noch einen zu verpassen, doch der Winkel stimmte nicht, und ihm fehlte der nötige Schwung.
Der Rippentyp meldete sich zu Wort: »Lass das jetzt, Joe - wir sind spät dran, und Earl mag es nicht, wenn man ihn warten lässt.« Diese einfache Erklärung wirkte bei Joe Wunder. Er stoppte seinen Angriff und hievte mich aus dem Auto; der Rippentyp half von der anderen Seite nach.
Wir betraten eines jener hochherrschaftlichen alten Häuser, wie sie mir immer als Heim für mich vorgeschwebt hatten für den Fall, dass ich einmal einen Öltankermilliardär aus den Klauen einer internationalen Kidnapperbande befreien würde und zur Belohnung mein Leben lang versorgt wäre. Es handelte sich um ein dunkelrotes Ziegelhaus mit eleganten schmiedeeisernen Gittern an den Treppengeländern und vor den Fenstern der Straßenseite. Ursprünglich als Einfamilienhaus konzipiert, beherbergte es jetzt drei abgeschlossene Wohnungen. Eine lebhaft schwarzweiß gemusterte Tapete zierte die Eingangshalle und das Treppenhaus. Das Geländer, vermutlich Walnuss, war geschnitzt und glänzte wunderbar. Wir drei hielten auf sehr unelegante Weise Einzug, über die teppichbelegte Treppe hinauf in den zweiten Stock. Der Rippentyp hatte Schwierigkeiten, seine Arme zu bewegen, Joe schien infolge der Nierenschläge zu hinken, und ich selbst befand mich auch nicht in allerbester Verfassung.
Die Wohnungstür im zweiten Stock wurde von einem weiteren Revolvermann geöffnet. Seine Kleidung saß zwar besser, aber er wirkte trotzdem nicht so, als gehöre er in diese vornehme Gegend. Sein schwarzer Haarschopf stand ihm wirr um den Kopf. Auf der rechten Wange prangte eine tiefe rote Narbe, die ungefähr wie ein Z aussah. Sie leuchtete so dunkel, als habe sie jemand mit Lippenstift aufgemalt.
»Was hat euch zwei so lange aufgehalten? Earl wird schon wütend«, meinte er, während er uns in eine geräumige Diele führte. Weicher brauner Teppichboden, ein reizendes Louis-Quinze-Wandtischchen, ein paar Bilder an den Wänden. Wirklich sehr hübsch.
»Earl hat uns ja vorgewarnt, dass die Warshawski, diese gottverdammte Hure, eine Klugscheißerin ist, aber von einem gottverdammten Karateweib hat er nichts verlauten lassen.« Das war der Rippentyp. Er sprach meinen Namen »Wortschotsi« aus. Ich blickte bescheiden auf meine Hände hinab.
»Seid ihr das, Joe und Freddie?«, quäkte ein nasaler Tenor irgendwo im Zimmer. »Wo, zum Teufel, habt ihr Kerle so lange gesteckt?« Der Sprecher erschien im Türrahmen. So klein und dick und
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