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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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ist der dritte Tag. Soll ich ihn festbinden, damit er nicht flüchtet?“ Zudem war Tirol so voll mit handfestem und abstraktem Religiösem, dass bei einem Mord mit Inszenierungscharakter die Bibel ohnehin das Drehbuch erster Wahl war. Schäfer ging ins Bad und duschte sich. Er zog sich an und machte sich auf den Weg zum Posten der Bezirkspolizei.

7
    Als er vor dem Gebäude stand, in dem zeit seiner Jugend die Gendarmerie untergebracht war, fand Schäfer keinerlei Schild oder zumindest eine Türglocke, die auf die Anwesenheit seiner Kollegen hinwies. Er hielt eine junge Frau an, die mit einem Kinderwagen auf ihn zukam. Wo denn die Polizei jetzt wäre.
    „Die ist ja schon lange nicht mehr da … die sind umgezogen, sind jetzt neben dem Kindergarten.“
    Schäfer bedankte sich und machte sich auf den Weg. Um ein Fahrrad muss ich mir schauen, sagte er sich und beschleunigte sein Tempo. Als er vor dem Kindergarten stand, fragte er sich, von welchem Gebäude die Frau gesprochen hatte. Hier gab es keinen Neubau. Und dass die Polizei in der Volksschule Quartier bezogen hatte, mochte Schäfer nicht glauben. Er ging auf die Straße zurück und sah sich um. Den ersten Passanten, der wie ein Einheimischer auf ihn wirkte, sprach Schäfer an.
    „Die Polizei? Ja ja, die ist schon neben dem Kindergarten. Aber neben dem neuen, weißt schon, unten, beim Parkplatz im Gries, wo das Finanzamt ist, im gleichen Haus, aber die ist schon lange dort.“
    Schäfer ging durch den Stadtpark wieder in Richtung seines Hotels, das nun nur mehr drei Minuten vom Posten entfernt lag. Bräuchte er jetzt etwa schon einen Stadtplan, um sich hier zurechtzufinden?
    Das Gebäude, das Finanzamt und Polizei unter ein Dach brachte, überraschte Schäfer: So viel Glas und Stahl hatte er noch bei keinem anderen Haus in diesem Ort gesehen. Transparenz und Härte waren wohl die Vorgaben, die der Architekt hier zu erfüllen gehabt hatte. Schäfer drückte die gläserne Eingangstür auf und stand in einer nüchtern eingerichteten Empfangshalle, in der auch ein Informationsschalter untergebracht war. Während er auf die junge Frau zuging, die ihm hinter einer Theke aus hellem Eschenholz sitzend entgegenlächelte, erblickte Schäfer ein Leitsystem, das ihm den Weg zu seinen Kollegen wies. Mit dem Zeigefinger darauf deutend gab er der Frau zu verstehen, dass er Bescheid wusste, und betrat durch eine automatische Schiebetür einen breiten Flur; zu beiden Seiten Bilder heimischer Künstler, die Schäfer ungläubig musterte. Am Ende des Flurs blieb er vor einer stählernen Sicherheitstür stehen, neben der ein dezentes Metallschild mit der Aufschrift „Bezirkspolizeikommando Kitzbühel“ sowie eine Konsole mit Tastenfeld und Kameraauge angebracht waren. Schäfer drückte auf den Knopf mit dem Schlüsselsymbol und hielt seinen Ausweis in die Kamera. Es summte, er trat ein und wurde von einem jungen, vielleicht 25-jährigen Polizisten empfangen, der über Schäfers Kommen offenkundig informiert war.
    „Grüß Gott, Major Schäfer … Inspektor Kern. Wir freuen uns, dass Sie da sind.“
    Schäfer schaute den jungen Kollegen überrascht an. „Ja, ganz meinerseits. Und? Wo ist der launische alte Inspektor, der keinen dahaben will, der alles besser weiß und noch dazu aus Wien ist?“
    „Ähm, Sie meinen vielleicht den Foidl … der ist schon in Pension.“
    „Nein, das war nur … weil es doch immer einen gibt, der … vergiss es … das war als Scherz gemeint.“
    Kern zwang sich zu einem Lachen und führte den seltsamen Major an dem mit weinroten Laminatplatten verkleideten Empfangsschalter vorbei in die Arbeitsräume. Schäfer sah sich um: zwei offensichtlich neu eingerichtete Büros, die voneinander durch ein weißes Kunststoffsegel getrennt waren und durch die Komplettverglasung des Gebäudes einen eindrucksvollen Ausblick boten. Hinter einer Glasfront zur Rechten sah Schäfer einen großen Aufenthalts- oder Besprechungsraum, in dem sich neben einem ovalen Konferenztisch auch eine Küchenzeile aus Edelstahl befand.
    „Machst du allein Dienst?“, fragte er Kern, nachdem er zwar ein Vorzeigerevier, aber keine weiteren Beamten gesehen hatte.
    „Die Kollegen sind mit denen von Innsbruck auf der Baustelle … am Tatort, wollte ich sagen. Wenn Sie wollen, kann ich Sie schnell hinbringen, sind nur zehn Minuten.“
    Schäfer deutete Kerns eifrigen Tonfall dahingehend, dass dieser als Jüngster die Stellung halten musste und darauf brannte, zumindest einen Blick auf

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