Schalom
hatte sich nie beschwert, doch er konnte es auch nicht lassen, alles wieder an seinen Platz zu legen. Auch sie hatte keine Bemerkungen darüber gemacht, sie hatte nur gefragt, wo etwas war, wenn sie es nicht dort fand, wo sie es hingelegt hatte.
Manchmal verging ein ganzer Tag, ohne dass sie ein Wort sprach, und wenn Avri dann abends anrief und fragte, warum sie so heiser sei, wurde ihr bewusst, dass ihre Stimmbänder rau geworden waren, aus Mangel an Bewegung, aber das sagte sie ihm nie. Wenn Avri sie heute anrief, würde er nicht sagen können, dass sie sich heiser anhörte. Der Tag hatte kaum begonnen und sie hatte bereits mit drei Menschen gesprochen, und bis Avri anrief, würde sie auch noch mit dem Techniker gesprochen haben.
Sie schob das Messer unter die grüne Schale, dann legte sie die geschälte Gurke auf das Schneidebrett. Sie bereitete sich nicht jeden Tag einen Salat zu. Als die Kinder noch zu Hause waren, hatte sie morgens und abends eine große Portion Salat gemacht. Wenn der kleine Goj, Jakis Sohn, bei ihr zu Gast sein würde, müsste sie wieder zweimal am Tag einen Salat zubereiten müssen. Aber sie durfte ihn nicht »der kleine Goj« nennen. Er war ihr Enkelsohn. Wenn Menachem noch am Leben wäre, hätte sie vielleicht anders darüber gedacht, aber Menachem war gegangen, und der Junge war ihr Enkel, ob mit oder ohne Menachems Einverständnis. Jaki hatte zwar gesagt, der Junge würde in irgendeinem Altersheim arbeiten, aber er hatte nicht gesagt, wo er wohnen würde. Bei ihr? Jaki wusste, dass sie genügend Platz hatte. Auch als sie zu viert hier gewohnt hatten, war es nicht zu eng gewesen.
Als sie das Frühstücksgeschirr gespült hatte und die Brotaufstriche in den Kühlschrank stellte und währenddessen darüber nachdachte, ob man ihr vielleicht nur versprochen hatte, der Techniker würde kommen, um sie loszuwerden, da kam er endlich.
Sie erkannte ihn durch den Spion und öffnete sofort die Tür.
»Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen«, sagte sie, und noch bevor sie den Satz ausgesprochen hatte, bereute sie ihre Worte schon. Warum sollte sie diesen netten Mann mit ihren Sorgen belasten?
Und er wunderte sich in der Tat, denn im Büro hatte man ihm gesagt, sie sei über sein Kommen informiert.
Sie wusste, dass er nicht selbst bestimmte, wohin er ging, und sie wollte ihm auch nicht auf die Nerven gehen. Sie bot ihm ein kaltes Getränk an und zeigte ihm, wo der Fernseher stand. Sie hatte keine Angst, ihn allein im Wohnzimmer zu lassen, weil sie ihn von den vorhergehenden Malen kannte und keinen Grund hatte, ihm zu misstrauen. Außerdem gab es in ihrem Wohnzimmer nichts, was man stehlen konnte.
Als sie mit dem Getränk zurückkam, war das Bild im Fernseher schon scharf und die Farben waren besonders klar.
Er nahm das Getränk und fragte: »Ist das gut so?«
»Ja, das ist prima«, sagte sie verwundert. »Haben Sie ihn so schnell repariert?«
»Er war nicht kaputt, meine Dame, man musste nur die Farbe einstellen.«
»Was schulde ich Ihnen?«, fragte sie und öffnete ihr Portemonnaie, das sie aus der Küche mitgebracht hatte.
»Nichts«, sagte er und erklärte, er habe nichts getan, was Geld koste.
Trotzdem holte sie einen Schein aus dem Portemonnaie und gab ihn ihm. »Das ist für Sie«, sagte sie.
Fast verstohlen nahm er den Schein und verstaute ihn in seinem Overall. Dann schlug er vor, sie solle ihn doch direkt anrufen, wenn sie wieder Hilfe brauchte, und gab ihr seine Visitenkarte.
»Herzlichen Dank«, sagte sie, »das ist sehr lieb von Ihnen.«
Als sie hinter ihm die Tür abschloss und die Sicherheitskette vorlegte, empfand sie plötzlich eine immer stärker werdende Müdigkeit. Verwundert warf sie einen Blick auf die Uhr. Sie legte sich nie vor dem Mittagessen hin, warum war sie so müde? Jakis plötzliches Hereinplatzen in ihr Zuhause, ohne Vorwarnung … Wenn sie es irgendjemandem hätte erzählen können, hätte sie vielleicht nicht diesen Druck im Kopf. Wenn sie wenigstens Avri hätte erreichen können, der hätte sie vielleicht etwas beruhigt. Wieder überlegte sie, Zila anzurufen, aber sie wusste, dass es ihr keine Erleichterung verschaffen würde. Ihre Schwester würde sie nur mit Fragen bombardieren, auf die sie selbst keine Antworten wusste.
Hätte sie nicht gefürchtet, am Abend nicht einschlafen zu können, hätte sie sich jetzt hingelegt. Aber wenn sie sich jetzt hinlegte, könnte ihr Menachem im Traum erscheinen und sie beschimpfen. Vielleicht hätte
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