Schamanische Weisheit für ein glueckliches Leben
Allerdings hatte ich das Glück, dass meine Großmutter Aanakasaa und meine Mutter Aanaa Aanaqqii mich gelehrt haben, die vielen schönen Dinge in meinem Leben wahrzunehmen und all die kleinen und großen Begebenheiten zu würdigen und zu feiern. Die Zeremonien, die mich seit meiner Kindheit begleiten und die ich heute mit dir teilen möchte, sollen dich in deinem Leben unterstützen.
Sie heilen, wo es etwas zu heilen gibt, sie bringen Freude, Leichtigkeit, Kraft, Selbstbewusstsein und Mut – jede auf ihre Weise und wenn man sie regelmäßig anwendet.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als mein kleiner Bruder seinen ersten Fisch fing. Das ganze Dorf – wir waren damals ungefähr fünfzig Menschen – kam zusammen. Ein jeder bewunderte den Fisch, erhielt ein kleines Stück von dem Fang, und alle beglückwünschten und feierten meinen kleinen Bruder. Die ganze Familie war stolz auf ihn. Daran erinnert man sich zeit seines Lebens. Dieser Fisch meines Bruders steht hier nur als Beispiel für die unzähligen großen und kleinen Begebenheiten in unserem Leben, die wir mit Achtsamkeit und Anerkennung wertschätzen können, indem wir sie mit einer Zeremonie würdigen.
Wie meine Mutter Aanaa Aanaqqii, die grönländische Heilerin:
Jeden Nachmittag entzündete sie ihre Gebetskerze. Jedes Mal für jemand anderen, aber immer war es der gleiche Ablauf: Fast feierlich steckte sie ein Streichholz an, hielt es vorsichtig an den Docht und wartete geduldig, bis die Flamme übersprang. Dann löschte sie das Streichholz und legte es umsichtig in den vorgesehenen Behälter. Jedes Mal bedachte sie die Kerze mit liebevollen Blicken, und mir erschien es, als halte sie Zwiesprache mit ihr.
Mehr als 65 Jahre lang praktizierte sie es so, Tag für Tag. Und in all den Jahren, in denen ich sie dabei beobachtete, tat sie es niemals beiläufig oder unachtsam. Jedes Mal widmete sie ihrem Tun die volle Aufmerksamkeit.
Und mit der Zeit verstand ich, dass es dadurch zum Leben erweckt und zu einer Zeremonie wurde.
So hat sie es mich gelehrt. Und durch sie habe ich mit der Zeit verstanden, was unsere Alten meinten, wenn sie uns ermutigten, jeden einzelnen Augenblick lebendig werden zu lassen durch liebevolles Achtsamsein. Meine Großmutter Aanakasaa sagte immer wieder: Beobachte und sei achtsam, was draußen geschieht – in dir drin.
Dann haben Abgestumpftheit, Freudlosigkeit und Leere in unserem Leben keinen Platz mehr. Stell dir vor, wie es wäre, wenn ausschließlich Achtsamkeit und Wertschätzung deinen Alltag bestimmten! Und wenn mehr und mehr Menschen davon erfasst würden! Weder Zerstörung noch Kriege hätten so eine Chance. Freude und Frieden könnten in uns lebendig werden, Schönheit, Kraft und Stärke eines jeden zum Vorschein kommen. Welch eine Vision!
Ich spreche bewusst von den Zeremonien des Alltags. Eine Zeremonie ist ja eigentlich etwas ganz Besonderes, etwas Feierliches. Sie hat etwas Heiliges. Meine Großmutter sagte: Wenn die Zeremonie ihren Spirit verliert, wird sie zum Ritual, und die heutige Welt ist voll von Ritualen. Rituale sind also Zeremonien, deren Spirit gestorben ist. Es sind Handlungen, die zur Routine geworden sind. Ich will meinen Alltag mit Freude und Schönheit füllen, jeden neuen Tag ehren und feiern und aus meinem Leben eine einzige Zeremonie machen. Und dazu möchte ich dich mit den Zeremonien für den Alltag einladen – damit dein Leben keine Routine wird.
Auf einem Stein im grönländischen Lake Ferguson, fernab jeglicher Zivilisation.
WARUM SELBSTLIEBE SO WICHTIG IST
Warum bin ich nicht so attraktiv wie George Clooney und so groß und stark wie Arnold Schwarzenegger? Hat sich der Schöpfer geirrt, als ich an der Reihe war? Was, wenn ich, um kräftiger zu werden und besser auszusehen, fünfmal die Woche im Fitnessstudio trainieren würde? Ein Ergebnis ist sicher: Ich hätte nicht mehr so viel Zeit für schamanische Heilungen.
Geht dir das auch manchmal so, dass du denkst, du müsstest klüger, schöner, schlanker sein? Dass die anderen intelligenter, attraktiver und erfolgreicher sind? Und natürlich viel liebenswerter? Ich finde es immer wieder faszinierend, mit welchen Augen wir uns selbst betrachten. Wie unerbittlich wir oft mit uns sind. Dass wir andere trösten, wo wir uns selbst für die gleiche Sache verurteilen. Dass wir uns in unserem Kopf anklagen und richten, jedoch fast nie selbst verteidigen. Hast du dich schon einmal bei dir selbst dafür bedankt, dass du den ganzen Tag hart
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