Schandweib
und warfen die Kleider in einen Sack.«
»Was geschah mit dem Sack?«
»Ich weiß es nicht. Ich glaube, Cäcilie hat ihn an sich genommen und die Sachen verkauft.«
»Wie kam Sie dann zu Ihrer neuen Ehefrau Elisabeth Pausten?«
Bunk schaute verwirrt zum Prätor und weiter zu Wrangel. Der hatte inzwischen vollends resigniert und starrte auf einen Fleck an der Wand. Er konnte dieser Frau mit ihren Lügenmärchen einfach nicht länger zuhören.
»Es gab einen Streit zwischen Cäcilie und mir, weil sie mit einem Soldaten angebändelt hatte. Ich war wütend, und so trennten wir uns. Ich suchte mir eine neue Arbeit als Botengänger, brachte Briefe von hier nach dort. So traf ich später Elisabeth. Den Rest der Geschichte kennt Ihr ja. Es war so, wie sie es erzählt hat. Im Streit ist das Unglück mit dem Messer passiert.«
Wilken musterte Bunk eindringlich und schwieg eine Weile, als ob er über sie und ihre Worte nachdenken musste. »So ist Sie wohl schnell eifersüchtig und wird dann gefährlich?«
Bunk antwortete nicht. Schließlich winkte Wilken ab und klopfte mit seinem kleinen Hämmerchen auf den Tisch. »Für das Erste sei dies genug. Man bringe die Inquisitin zurück in ihre Zelle und hole die nächste.«
Der Henkersknecht packte Bunk am Arm und schob sie aus dem Raum. Nun hatte der Prätor wohl, was er wollte. Niedergeschlagen schüttelte Wrangel kaum merklich den Kopf und versuchte seine Gedanken auf schönere Dinge als diesen grausigen Ort zu lenken. Als Prokurator Brasche kam, um Johann Friedrich Jähner im Verhör beizustehen, entschuldigte sich Wrangel für eine kurze Mittagspause im Ratskeller.
32
E ine Stunde später kam ein Gerichtsdiener an Wrangels Tisch und bat ihn, erneut dem Verhör beizuwohnen, da die Reihe bald wieder an seiner Mandantin sei. Ein flaues Gefühl überkam den Prokurator, und er fragte sich, ob an diesem Mittag der Schweinebraten wirklich eine gute Wahl gewesen war.
Auf dem Gang, der an den Verliesen vorbei zur Folterkammer führte, hörte er durch die schweren Türen hindurch ein Stöhnenund Wimmern. Aber er konnte nicht sagen, von wem es kam. In der Folterkammer fiel Wrangels Blick auf eine kleine Blutlache am Boden, auf die Sägemehl gestreut war, das sich langsam dunkelbraun verfärbte. Er schluckte den Speichel, der sich augenblicklich in seinem Mund sammelte, hinunter. Zum Glück hatte er der Tortur, deren Folgen langsam in die Sägespäne einsickerten, nicht zusehen müssen.
Kaum hatte er wieder am Tisch Platz genommen, kam Jürgen mit Bunk, schob sie zu dem kleinen Holzschemel und drückte sie darauf nieder.
Wrangel wunderte sich, dass der Prätor ihn gar nicht zuerst über den Verlauf der Verhöre während seiner Abwesenheit informieren wollte, so wie es eigentlich üblich war. Aber Wilken wies nur kurz den Aktuar an, Wrangel das Protokoll lesen zu lassen, und wandte sich dann direkt an Bunk. »Die Aussagen der beiden anderen Inquisiten haben Unstimmigkeiten mit Ihrer Aussage ergeben. Darum wird Sie erneut verhört werden. Überlege Sie sich gut, ob Sie mit dem Gericht kooperiert oder es vorzieht, uns täuschen zu wollen«, eröffnete der Prätor ohne Umschweife das zweite Verhör. »Die Inquisitin Cäcilie Jürgens hat ausgesagt, dass sie bis kurz vor der Hochzeit mit Hinrich Bunk nicht wusste, dass dieser, also sie«, Wilken deutete mit seinem Hämmerchen direkt auf Bunks Gesicht, »ein Weib war und sie sich so der Sodomie schuldig machte. Was hat die Angeklagte Bunk dazu zu sagen?«
»Sie lügt! Cäcilie wusste über meinen Körper Bescheid.«
Wilken musterte Bunk eine Weile mit zusammengekniffenen Augen und schien zu überlegen, dann gab er Asthusen ein Zeichen. Bevor die Gefangene noch ein Wort über die Lippen bringen konnte, war ihr Hemd von den Schultern gerissen, und Jürgen machte sich an ihrer notdürftig um die Brüste gewickeltenBinde zu schaffen. Ein zweiter Knecht zog sie vom Hocker hoch und öffnete ihre Hose. Dann zerrten die beiden die nackte Frau ein Stück vor und schoben sie auf die im hinteren Drittel des Raumes aufgebaute Streckbank zu. Auf den mit Blut vollgesogenen Sägespänen kam sie zum Stehen. Asthusen spannte ein Hanfseil von einem Ende der Bank zum anderen und verknotete es.
»Diese Bank dient dazu, den Inquisiten zu strecken«, begann er in ruhigem Ton seine Erläuterung des Marterinstrumentes. »Du siehst, wie das Seil gespannt ist. Mit jeder Drehung, die ich an diesem Rad vornehme«, er zeigte auf ein schweres Eisenrad, das am
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